Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 10/2010
Oktober 2010
Müggelheimer Bote

Inhalt
Es tut sich was am Müggelturm
Graffitis sind das größte Problem
Mit Gummistiefeln und Regencape zum Erntefest
BBI-Flugrouten sorgen für Zündstoff
Kulturwochenende: Die Mitstreiter hinter den Kulissen
Seniorenchor: "Singen ist wie Medizin"
"Schweinegrippe" und ein Plädoyer für einen besseren Impfschutz
Luise - Königin der Herzen
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Polizeibericht
Neues aus Treptow-Köpenick
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Karikatur
Letzte Seite
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2010
Müggelheimer Bote
 

Eine etwas andere Geschichte: Luise - Königin der Herzen

von Margard Wohlfarth, Diplom-Kulturwissenschaftlerin

Im Dezember 1793 fährt eine Kutsche durch das Land. Darin sitzen zwei wunderschöne Prinzessinen. Es ist eine Hochzeitskutsche. Sie bringt die beiden Prinzessinen von Darmstadt nach Berlin, wo sie am Weihnachtsfest heiraten wollen. Es sind die Prinzessinnen Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz, die durch ihre Natürlichkeit und Freundlichkeit die Herzen aller Leute gewinnen, die unterwegs kommen, um sie zu sehen und zu begrüßen. Luise heiratet den preußischen Kronprinzen und wird später Königin.

Die Kutsche ist der prunkvolle Staatswagen, den König Friedrich Wilhelm II. 1789 in Straßburg bauen ließ. Durch die Zeitläufe war die ungewöhnlich große Karosse sehr beschädigt und musste aufwändig restauriert werden. Nun steht sie in der Remise des Schlosses Paretz, wo Luise mit ihrem Mann und ihren neun Kindern häufig den Sommer verbrachte. Weil sie diesen kleinen Ort mit der schönen Dorfkirche so liebte, wird der zweite Teil der Ausstellung, die im 200. Jahr ihres Todes an Luise erinnern soll, hier gezeigt. Hier kann man die wunderschönen Kleider, die sich Luise hat nähen lassen nach der neuesten Mode, betrachten.

Luise war schlank und schön. - Ich konnte mir ihren Ehering, der vom Schloß Charlottenburg nach Schloß Paretz gebracht wurde, wo man auch Luises Schmuck bewundern kann, dort noch einmal genauer ansehen. Stellt Euch vor: er würde nur auf meinen kleinen Finger passen, so klein war Luises Hand! Auf der Innenseite des Eheringes sind eingraviert die Anfangsbuchstaben des Namens ihres Ehemannes „F.W.“ und das Datum ihrer Trauung: „24. Dezember 1793“.

Schlösser können sehr unterschiedlich sein, groß und klein, prachtvoll und bescheidener. Luise liebte die bescheideneren mehr. Sie war deshalb besonders gern auf der Pfaueninsel im Wannsee und hat mit ihren Mann gern in der Meierei gearbeitet – dort wurde aus der Milch der Kühe Käse und Butter gemacht – wie sie das schon als Mädchen zu Hause in Mecklen-burg gewohnt war. In einem Kinofilm, der ihr Leben erzählt, ist sie beim Melken zu sehen. Auch auf der Pfaueninsel hat man vieles zusammengetragen, was an Luise erinnert. Briefe von ihr sind dort ausgestellt – sie hat viele, viele lange Briefe geschrieben – und an der Wand des letzten kleinen Parkettzimmers in der Meierei kann man lesen, wie sie sich gefühlt hat, was sie erfreute und bedrückte.

Im Charlottenburger Schloss konnte man alles über Luises Leben erfahren. Damals wurden Prinzessinen verheiratet. Das kennt ihr ja aus vielen Märchen. Im Märchen bekommen die Prinzessinnen dann doch den Mann, den sie gern heiraten wollen, aber meist nur im Märchen. Bei Luise und Friedrich Wilhelm, die für einander bestimmt wurden, bevor sie sich gekannt haben, passierte das Wunder, dass beide sich sehr gut verstanden, sich lieb hatten und sogar Du zueinander sagten, was sonst in den adeligen Kreisen damals nicht üblich war. Der zweite Sohn Luises und Friedrich Wilhelms wurde später der deutsche Kaiser.

Luise hätte viel lieber ein schlichteres Leben geführt ohne Verantwortung und Verpflichtungen, die ihr als Königin auferlegt waren. Vor allem lebte sie in einer politisch schwierigen Zeit, in der viele Entscheidungen zu treffen waren, denen sich ihr Mann gern entzogen hätte. Luise sah das anders. Dem Kaiser Napoleon, der von Frankreich aus Europa erobern wollte, durfte ihrer Meinung nach nicht alles überlassen werden. Aber Widerstand gegen Napoleon bedeutete Krieg. Den wollte ihr Mann vermeiden. Luise war sich jedoch mit vielen Leuten im Staat einig, dass man sich wehren müsse. Und dazu überzeugte sie ihren Mann. Dass die erste große Schlacht gegen die Franzosen, sie fand zwischen Jena und Auerstädt im Thüringischen statt, von der preußischen Armee verloren wurde und tausende von Luises Landeskindern dabei getötet worden sind, hat Luise erschüttert, so schwer, dass sie fast davon schwermütig wurde. Sie musste sich fragen, wie sehr sie daran selbst Schuld hatte.

Später hat sie immer wieder versucht, die feindlichen Parteien zu versöhnen. Mit Napoleon und mit dem russischen Zaren, dem Hauptgegner des französischen Kaisers, hat sie deshalb selbst gesprochen. Sie hat aber keine Versöhnung erreichen können, hat auch nicht mehr erleben dürfen, wie Napoleon durch die Armeen Russlands und Preußens schließlich besiegt worden ist.

Luise ist schon mit 34 Jahren gestorben, sehr plötzlich an einer Lungenentzündung. Damals hatte man noch nicht so gute Heilmittel wie heute. Alle waren darüber sehr traurig. Nicht nur ihre Familie, alle Leute in Deutschland hatten die liebenswürdige, junge, schöne Königin in ihr Herz geschlossen und ihren Kindern und Enkeln von ihr erzählt. Luise war für viele ein Vorbild. Wir haben jetzt einen Brief aus Thüringen bekommen von einer Altenburgerin, die uns schreibt: „Meine Großeltern hatten da ein Buch von ihr mit wunderbaren Bildern. Das durfte ich mir als Kind immer ansehen, wenn ich bei ihnen war! Die Bilder haben mir so gefallen, sie hatte etwas so Gütiges und Freundliches im Blick, das beeindruckte mich sehr. Daran kann ich mich so gut erinnern. Ich habe das Buch übrigens noch!“

Eines der vielen schönen Porträts gefällt mir besonders gut. Die Hofmalerin Elisabeth-Louise Vigée-Lebrun hat es 1802 gemalt. Damals war Luise 26 Jahre alt und hatte schon fünf Kinder geboren. Mit diesem Bild möchte ich euch Luise vorstellen, die eine richtige Prinzessin gewesen ist!


MISS PREUSSEN 2010. AUSSTELLUNGEN FÜR KÖNIGIN LUISE:
1.5. – 31.10.2010 Pfaueninsel IT GIRL – Die Inselwelt der Königin
31.7.-31.10,2010 Paretz, Schloss und Schlossremise FASHION VICTIM – Die Kleider der Königin