Wetter machte Mittelalterfest
einen Strich durch die Rechnung
von Simone Jacobius
„Bei 25 Grad und leicht bewölkt kann ja jeder - aber am heißesten Wochenende des Jahres?“ Inzwischen kann Rainer Sadowski schon wieder lachen. Seit seinem Ritterfest 9.-11. Juli sind ein paar Wochen vergangen. Unter dem Strich ist er mit einem herben Verlust aus dem mittelalterlichen Spektakel herausgegangen - bei 38 Grad trieb es die Menschen eher zum Wasser als auf die Kirchenwiese. „Ich habe vollstes Verständnis für alle, die lieber im Keller bleiben oder an den Strand gehen wollten“, sagt der als Schweinebräter bekannte Müggelheimer.
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Dabei war alles so gut geplant. Und das Ambiente des Festes war schön. Palisadenzaun, mittelalterliche Stände, Ritterlager und viele geplante Vorführungen. Doch auch die mussten der Hitze Tribut zollen. Äxte, Bogen und Armbrüste wurden unter Tücher geschützt, der Böttcher badete seine Füße in einem seiner Zuber und die Ritter hingen matt in ihrem Lager. Sie konnten ihre Kluft bei der Hitze nicht anziehen - die Metallteile hatten sich so stark erhitzt, dass sie sich verbrannt hätten. Doch ohne Kettenhemd keine Kämpfe. Also zwängten sie sich nur am Sonntag noch einmal kurz in ihre Kluft. Da gab es zum Abschluss noch einmal einen Extrakt aller Programmpunkte. Fleißig zugange war der Falkner. Die Zuschauer sammelten sich im Schatten eines Baumes - und auch der Raubvogel landete lieber in den schattigen Ästen. Den meisten Umsatz machte die Taverne - mit Apfelschorle. An Met und Bier traute sich bei den Temperaturen auch niemand heran. Die improvisierte Dusche war der meistbesuchteste Ort auf dem Markt - Kopf runter, oder ein Tuch nassmachen und um den Kopf wickeln. Alles, was gegen die Hitze half, war erlaubt.
Nur die Kinder störte das alles nicht sonderlich. Im Kinderzelt schossen sie mit einer Armbrust auf feindliche Ritter, spielten mit einer großen Burg aus Holz oder fochten Kämpfe mit ihren Holzschwertern.
Insgesamt 750 Besucher kamen, um sich das Mittelalterspektakel zumindest kurz mal anzusehen. Doch das Lager in praller Sonne heizte sich zu schnell auf. 1500 Besucher wären nötig gewesen, um mit plus minus null herauszukommen. So sind es gut 2000 Euro Miese, die er aus seiner Privattasche decken muss. „Es war eine schöne Idee und wir hätten uns gefreut, wenn es kostendeckend gewesen wäre. Aber letztlich ist eins der beiden Schreckensszenarien, das mit den Wüstentemperaturen, eingetroffen. Ein Open-Air-Spektakel ist immer heikel“, sagt Sadowski. Doch das ist kein Grund für ihn, den Kopf in den Sand zu stecken. Er bedankt sich ganz herzlich bei all denen, die trotz der Saharahitze gekommen sind - als Besucher, wie auch als Händler oder Ritter.
Sadowski hatte schon im Vorfeld angekündigt, dass es bei dem einen Mittelalterfest bliebe. In Mügglheim gäbe es schon zu viele Feste, da müsse man aufpassen, dass keine Übersättigung eintrete. Außerdem wolle er niemandem Konkurrenz machen.
Allerdings meint er auch „Sag niemals nie“ - in ein paar Jahren vielleicht, oder im Rahmen eines anderen Festes...
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