Serie für den Natur- und Gartenfreund |
Frühlingswanderung: An den Ufern
der Großen Krampe
Von Marianne Schäfer
Wir beginnen die Wanderung am Zufahrtsweg zur Müggelheimer Försterei. Folgen Sie dem Weg, an der Försterei vorbei und biegen rechts, direkt am Ende des eingezäunten Geländes in einen Waldweg ein. Bald sieht man das Wasser der Großen Krampe. Am Ufer stehend, hat man einen schönen Blick, zunächst in Richtung Dorf. Man sieht die Feuerwehr mit ihrem Turm, die moderne Wohnanlage an der Stelle, wo früher das Sporthaus zur Großen Krampe, die Gaststätte Troppens stand. Die Große Krampe endet hier abrupt als Sack. Heute befindet sich dort eine befestigte Ufermauer. Früher verlief sie sich in einem Sumpfbereich, an deren Seite sich einst nur das kleine Hirtenhaus befand.
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Die Große Krampe noch mit Schilfgürtel und lichten Ufern. Foto: privat |
Die Große Krampe ist eine Schmelzwasserrinne, sie hat also keine Quelle. Bunt und abwechslungsreich sieht man am jenseitigen Ufer kleine und etwas größere Häuser. Am Ufer liegen Boote mit bunten Planen zugedeckt und viele Stege. Am Aegir-Club, ein alter Segelverein, mit anschließender Wohnsiedlung, sieht es noch winterlich aus. Im Sommer liegen an den schmalen Stegen die Segelboote mit ihren hohen Masten. Weiter links davon das Kanu–Sportgelände. Es schließt sich dann die kleine Gaststätte Krampenboje an. Düster, mit altem Baumbestand, wird die ehemalige Gaststätte Krampenmühle verdeckt. Die einst beliebte Gaststätte, in der man gerne speiste und so angenehm unter den Kastanien im Garten saß, ist nicht mehr. Man erkennt ein paar Pfosten, ehemaliger Stege und die einst weiße Uferbrüstung. Links daneben, hoch auf einem kahlen Sandberg ein neues Wohnhaus in Orange. Dann wieder ein Privat Gelände mit dichtem Baumbestand und am Ufer Boote, winterlich abgedeckt. Daran angrenzend das Gelände der Heiga, mit hellen freundlichen Häusern und einer auffallend grünen, gepflegten Uferpromenade und wenigen Booten.
Wir gehen auf der östlichen Seite auf dem schmalen Weg weiter. Der Uferstreifen ist meistens mit hohen Schwarzerlen bestanden, die sich weit über das Wasser neigen. Das Wasser schlägt an das dunkle, durchwurzelte Ufer. Links böscht sich das Gelände sehr hoch.
Am helleren, gegenüber liegenden Ufer ist das unscheinbare Haus, an deren Stelle früher ein Haus im Schweizer Stil stand. Dieses gehörte, vor 80 Jahren, dem Geschäftsmann Karl Hartwig. Die angebliche Quelle, welche er zur Hartwigsquelle mit Heilwirkung popagierte. „Mensch sei helle, trink Hartwigs Quelle“ war sein Slogan. Müggelheim wäre beinahe zum Kurort geworden, wenn der Konkurrent Fachinger nicht dem ganzen Schwindel ein Ende bereitet hätte.
Das Heiga-Gelände war mir sehr vertraut, denn hier erlebte ich meine Kindheit. Hier lernten ich und meine Geschwister schwimmen. Oft lagen wir im Sommer bäuchlings auf den Stegen und haben ins Wasser gesehen. Es war eine Wunderwelt. Silbrige Muschelschalen lagen geöffnet da. Noch lebende Muscheln zogen hochkant durch den Sand. Krebse krabbelten, ihre Stielaugen weit ausgefahren und die Zangen weit vor gestreckt. Manchmal flitzten sie blitzschnell rückwärts in den dunklen Moder. Kleine Fischchen in Schwärmen ließen ihre kleinen Silberbäuchlein blinken. Korallenartige Schwämme hatten sich an die Stegpfeiler geheftet.
Wir wandern weiter auf der schattigen Seite. Auf der hohen Böschung liegen mächtige Kiefernstämme. Teilweise durch Stürme zum Sturz gebracht, oder zur Sicherheit der Spaziergänger gefällt. Sie liegen hoch mit der Krone zu der Höhe der Böschung. Es waren ganz prächtige Bäume, ich schätze das sie ungefähr an die 100 Jahre alt waren. Teilweise ist die Böschung mit Holz gefasst. Wir wandern den gewundenen Weg weiter, denn die Krampe meandert. Immer wieder geht der Blick zum jenseitigen Ufer. In der Sonne leuchten die Trauerweiden, welche ab und zu am Ufer stehen und ihre Zweige bis in das Wasser hängen lassen. Die Letzte Siedlung nach der Heiga ist das Tabbertsche Gelände. Beide Siedlungen haben in ihrem Gelände erhebliche Höhenunterschiede, welche dann zum Wasser hin abfallen. Die gleiche Situation ist auf der hiesigen Seite zu finden, die Krampe durchschneidet die Höhen. Auf den jenseitigen Höhen wurde der Sand geschürft und über Schütten in Zillen verladen und nach Berlin geschippert und zur Mörtelherstellung verwendet. Davon ist in den Siedlungen nichts mehr zu merken. Es sind hübsche Häuser und Grundstücke entstanden. Aber auch kleine Straßen mit erheblichem Gefälle.
Wir wandern weiter auf der östlichen Seite. Das Ufer vermittelt teilweise einen wilden Eindruck. Etliche Schwarzerlen sind ins Wasser gestürzt, junge Bäume, verschiedener Arten, wachsen nach. Ich sah eine Ente, welche einsam umher schwamm. Kein Grün, kein Schilf, auch kein fahlgelbes abgestorbenes Schilf. Es gibt kein Schilf mehr an der Krampe! Ich erinnere mich, dass früher auf beiden Seiten der Uferbereiche Schilfbestände waren. Es ist, als wenn das Wasser seinen Kranz verloren hätte. Was ist uns und der Natur so ganz unauffällig verloren gegangen? Und wo sind die Mummeln geblieben? In sonnigen Buchten war die Wasseroberfläche grün von den runden Blättern und zwischendurch blühten die dicken, knubbligen, gelben Mummelblüten. Ihre Blätter und die Blüten tanzten mit den Wellen im Wasser. Im Schilf war ein so vielfältiges Leben. Tausende kleine Kaulquappen, schwarz und rund, mit einem kleinen Schwänzchen, wuselten im Wasser zwischen den Schilfhalmen. Libellen schwirrten mit glitzernden Flügeln, Blesshühner schwammen mit ihren reizenden kleinen, bunten Küken durch die Seerosenblätter. Nur wenige Segelboote glitten still durch das Wasser. An einen Baum gelehnt habe ich die Bilder von früher gesehen.
Wir gehen weiter, der Weg wird eng und die Holzfassung der Böschung ist sehr morsch. Jetzt biegen wir nach links ab. Es geht etwas hoch. Nun sind wir auf einer Art Plateau und hier begann früher der Zeltplatz „Große Krampe“ Dieser wurde aber nach der Wende reduziert. Auf dieser Fläche wurden große Kiefern geerntet und danach junge Laubgehölze angepflanzt. Weiter gehen wir auf dem breiten Zeltplatzweg, der zur Zeit von Forstfahrzeugen etwas zerfahren ist. Das Plateau liegt in der Sonne und ist grün und licht. Ich sehe bis zum jenseitigen Ufer. Dort leuchtet der Birkenweg, an dessen Ende eine Badestelle entstanden ist. Sonst ist der Wald dunkel. Der Weg, auf dem wir wandern, bekam zu DDR Zeiten sogar Beleuchtung. Dann kommen wir an das Gelände des jetzigen Zeltplatzes. Für die Kinder sind Klettergerüste, Schaukel, Rutsche und Buddelkasten vorhanden und für die älteren Tischtennisplatten. Es gibt auch Toilettenhäuschen und Müllcontainer und natürlich Wasserzapfstellen. Das Zeltplatzgelände ist jetzt etwa 2,5 Kilometer lang und Anfang April ist Zeltaufbau. An der befestigten Waldstraße, welche man jetzt erreicht, liegt die „Zeltplatzklause“, in der man kleine Imbisse und Getränke, sowie Kaffee und Kuchen bekommen kann. Das finde ich sehr schön, denn ein kleines Päuschen, evtl. bei kühlem Wetter, ist sehr angenehm. Hier, am Ufer der sich weit öffnenden Großen Krampe, befindet sich auch der Fährsteg. Die Fähre verkehrt seit Karfreitag stündlich. Sie verbindet den Zeltplatz „ Kuhle Wampe“ am jenseitigen Ufer, mit Schmöckwitz und dem hiesigen Zeltplatz in einem Dreieck Kurs.
Hell glitzert das Wasser in der Sonne. Das Wasser der Krampe verbindet sich mit dem Seddinsee und weit im Süden liegt Schmöckwitz. Von hier kann man auf der befestigten Waldstraße, mit einigen Kurven und Schlenkern, gut nach Müggelheim zurück laufen. Man landet dann am Gosener Damm, am Ortsende. Die Wanderung ist etwa 7,5 bis 8 Kilometer lang.
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