Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 5/2005
Mai 2005
Müggelheimer Bote

Aktuell: Kanuverein - Meldeschluss für Floßregatta verlängert
Inhalt
Spreeheim Schönhorst - ohne Zukunft ?
Krötenzaun am Müggelheimer Damm
"Ruderfähre ist ein wahres Schmuckstück"
Was Sie schon immer über Fluglärm wissen wollten, ...
100. Todestag von curt Grottewitz
Neue Serie: Arbeitgeber in Müggelheim - Neu Helgoland
Programm zu Angerfest und Winzerhof
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Geschichten aus dem Müggelwald

Der „Schneckenbaum“

von Ingrid Zweiniger

„Frühling, Frühling wird es nun bald“, sang eine kleine Schnecke unter ihrem Apfelbaum. „Hör endlich auf“, rief die Amsel, „der Frühling ist schon da. Er ist angekommen im Müggelwald. Siehst du das nicht?“

„Aber ich habe es so in unserem Schneckenkindergarten gelernt. –Frühling, Frühling wird es nun bald-. Oder soll ich singen –Frühling, Frühling ist schon da- klingt doof, oder?“

„Na gut, singe, was du willst“, sagte die Amsel und flog davon. Die Amsel hatte jetzt viel zu tun. Ein Nest bauen, Eier legen, die Eier ausbrüten und die kleinen Amseln großziehen. Eine schwere Zeit, die vor ihr lag, aber auch eine schöne Zeit.

„Sie hat schon Recht, die kleine Schnecke, ob es nun bald Frühling wird, oder ob der Frühling schon da ist. Eine schöne Zeit ist der Frühling auf jeden Fall und da soll jeder singen, was ihm Spaß macht“, dachte die Amsel.

Sie machte sich wieder an ihre Arbeit. Das Nest musste gebaut werden, in der Tannenhecke, nicht weit entfernt von dem kleinen Apfelbaum an dem die Schnecken herumwuselten. So kam es, dass die Amsel vieles von den Schnecken hörte, was sie noch nicht wusste.

„Schnöcki“, rief die Schneckenmama, „komm nach oben, es wird dunkel und du musst in dein Schneckenbett.“ Die kleine Schnecke machte sich auf den Weg. Es war schon schwierig an dem dünnen Stamm emporzukriechen. Aber sie schaffte es und mit Schneckenmamas Hilfe kroch sie in ihr Schneckenbett.

Schnöcki hatte einen bösen Traum.

„Mama, Mama“, rief sie, „du musst mir helfen. Eine Hand will mich in einen Topf stecken.“

Die Schneckenmama beruhigte die kleine Schnecke. „Du brauchst keine Angst zu haben. Morgen erzähle ich dir alles was du wissen musst. Schlafe weiter, mein kleines Schneckchen.“

Am nächsten Morgen, als Schnöcki wach wurde, wuselte es am Stamm des kleinen Apfelbaumes. Viele große und kleine Schnecken waren auf dem Weg zur Blumenwiese.

„Komm“, rief die Schneckenmama, „gleich beginnt die Fragestunde für die Bewohner der Apfelbaumschnecken-Wohngemeinschaft. Du kannst auch AbschWG sagen, wenn man dich fragt, wo du wohnst. Das ist nämlich die Abkürzung von Apfelbaumschnecken usw., na, du weißt schon.“

Mama und Schnöcki machten sich auf den Weg.

Die größte Schnecke hing in den unteren Zweigen des Apfelbaumes, damit sie von allen gut gesehen und gehört wurde. Die Fragestunde begann.

„Ich begrüße euch alle recht herzlich im Schneckenparadies. Ein kleiner Baum, ein Garten und viele wilde Ecken gehören uns. Zu den Kinderschnecken möchte ich sagen, dass sie keine Angst haben müssen. Biertöpfe zum Ertrinken werden hier nicht aufgestellt und Gift wird auch nicht verspritzt oder ausgelegt. Wenn ihr Fragen habt, bitte fragt mich!“

Dann ging es los, die Schnecken stellten ihre Fragen:

„Wie lange dürfen wir hier wohnen?“

„Müssen wir Miete bezahlen?“

„Gibt es in unserer Nähe noch andere Schneckenwohngemeinschaften?“

„Was ist das Geheimnis dieses Gartens?“

„Ist das alles?“, fragte die große Schnecke.

„Ja“, riefen die Schnecken.

„Also, die Fragen sind schnell beantwortet. Ihr könnt so lange hier wohnen, wie ihr wollt. Miete braucht ihr nicht zu bezahlen und eine andere Schneckengemeinschaft in unserer Nähe ist mir nicht bekannt.“

Plötzlich meldete sich Schnöcki: „Ich bin noch klein und habe keine Erfahrung. Wie erkenne ich einen Garten, in dem ich nicht erwünscht bin, in dem ich vielleicht sogar sterben muss?“

„Eine sehr interessante Frage und eine wichtige Frage für ein Schneckchen. Wenn ihr alle gut zuhört, ist auch eure letzte Frage nach dem Geheimnis dieses Gartens beantwortet. Das Geheimnis besteht in einem urwüchsigen Garten. Alle Pflanzen wachsen, wie sie wollen. Es gibt keine Vernichtung von Pflanzen und Tieren. Ein Garten, der aufgeräumt und gebohnert ist, darf nicht von Schnecken betreten werden, denn dort findet ihr Bier und Gift. Aber es ist auch nicht gut, wenn ihr in einen Garten geht, in dem Obst und Gemüse angebaut werden. Nun wisst ihr also Bescheid. Bleibt in unserem Schneckenparadies und lebt glücklich und zufrieden in der Apfelbaumschnecken-Wohngemeinschaft.“

„Ja, ja, ich weiß“, rief Schnöcki, „in der AbschWG.“