25 Jahre Kirchenkonzerte um
Menschen in Afrika zu helfen
von Siegfried Menthel
Am Pfingstwochenende beginnt mit zwei festlichen Orgelkonzerten in den beiden kleinen Dorfkirchen am südlichen Stadtrand von Berlin der 25. Jahrgang der Sommerkonzerte. 25 jahre musikalische Hochgenüsse zum Wohle der Menschen in Afrika.
Am Freitag, dem 13. Mai, musiziert Michael Stöckigt um 20 Uhr an der Schukeorgel von 1910 in der Dorfkirche Schmöckwitz. Tags darauf, am Samstag, dem 14. Mai, um 18 Uhr ist Armin Thalheim an der Schukeorgel der Müggelheimer Kirche zu hören.
Seit 1981 finden in beiden Kirchen jeweils ab April oder Mai insgesamt 20 – 25 Konzerte statt – im meist 14-tägigen Rhythmus bis September. Organisten, Gesangs- und Instrumentalsolisten, Kammermusikensembles haben sich von Anfang an bereit erklärt, ohne Bezahlung zu musizieren. Mit diesen Kirchenkonzerten werden Entwicklungsprojekte in Afrika unterstützt. Der Eintritt ist jeweils frei – der „Austritt“ weniger: Es wird um Spenden gebeten. Die Künstler spenden ihr Konzert, die Hörer werden gebeten, ihr Portemonnaie zu öffnen.
In den ersten Jahren flossen diese Spenden nach Tansania. Wir haben eine Schule unterstützt, die der Afrikanische Nationalkongress (ANC) in Morogoro für Kinder von südafrikanischen Flüchtlingen (während des Apartheidregimes) eingerichtet hatte. Im ersten Jahr haben wir mit dem Slogan geworben „Kirchenmusik für Kinderspielzeug“. Von dem eingegangenen Geld haben wir große Mengen Spielzeug gekauft, es am Erntedankfest in der Kirche ausgestellt und dann nach Tansania geschickt. Zwei Jahre haben wir mit Hilfe der Christoffel-Blindenmission Blindenschreibmaschinen für Blinde in Tansania gekauft.
Es war ja in der DDR nicht möglich, Geld zu transferieren. Da wir unser Geld staatlichen Entwicklungshilfeorganisationen aus Furcht vor Missbrauch (Kauf von Waffen) nicht anvertrauen wollten, mussten wir hier die Dinge einkaufen, die dort benötigt wurden. Wir waren sehr froh, als es der Gossner Mission in der DDR gelang, ein Dritte-Welt-Projekt unter kirchlicher Regie in Sambia zu starten. Daran haben wir uns von Anfang an beteiligt (Dorfentwicklungsprojekt in Naluyanda in der Nähe der Hauptstadt Kinshasa). Mitarbeiter der Gossner Mission, die damals in unserer Nachbargemeinde Grünau ihr Büro hatte, haben uns regelmäßig vom Fortgang des Projektes berichtet.
Seit 1994 schließlich unterstützen wir Projekte in der Region Western Wollega in Äthiopien. Diese Verbindung ist zustande gekommen, weil wir während der großen Hungersnot Anfang der 90er Jahre nach Ähiopien fragten und durch Vermittlung unseres damaligen Bischofs Gottfried Forck Dr. Gunnar Hasselblatt kennen lernten, der zu uns kam und uns die Menschen und die Probleme von Äthiopien nahe brachte.
Wir hatten als Menschen aus der ehemaligen DDR auch darum eine innere Verpflichtung gegenüber den Menschen in Äthiopien, weil wir wussten, dass der Staatssicherheitsdienst der DDR in Äthiopien den größten Sicherheitsapparat Afrikas aufgebaut hatte und an der Unterdrückung des Oromo-Volkes und der evangelischen Christen beteiligt war.
Seit 2001 besteht eine Gemeindepartnerschaft zu der Gemeinde in Chanka – ein Dorf mit etwa 5000 Einwohnern, 700 Kilometer von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt. Wir sind durch die Einnahmen unserer Kirchenkonzerte – wie auch durch zusätzliche Spenden von Menschen aus unserer Gemeinde, aber auch darüber hinaus! – in der Lage gewesen, in den letzten Jahren, den Bau von Schulen und Kindergärten zu unterstützen, sowie die Anschaffung einer Getreidemühle, die Einfassung von Quellen u.a.. Seit zwei Jahren unterstützen wir zusätzlich – durch Spenden außerhalb der Kirchenkonzerte – die Bemühung der lokalen Kirche um die Versorgung von Aids-Waisen in der Familie: Mit 10 Euro im Monat kann man helfen, dass ein Waisenkind in einer Familie mitversorgt wird.
Wir haben es bei unseren Kirchenkonzerten oft erlebt, wie das gemeinsame Engagement von Interpreten und Zuhörern für Menschen in Afrika eine ganz besondere Atmosphäre schafft. Wir danken den vielen Künstlern, die seit 1981 bei den weit über 600 Konzerten seither mitgewirkt haben! Darunter waren Laienmusiker wie auch international renommierte Solisten oder Ensembles. Diese Mischung hat uns immer gut gefallen. Der Anfangsimpuls ist geblieben: Menschen einzuladen, aus Freude über ein empfangenes Geschenk, selbst etwas weiterzuschenken.
Wichtig ist uns auch, dass zu jedem Konzert eine kurze geistliche Besinnung gehört und das gemeinsame Vaterunser und der Segen am Schluss.
Es geht um mehr als nur darum, Geld zu sammeln. Wir erkennen uns als die von Gott beschenkten Menschen. Als die von Gott Gesegneten.
Unser Wunsch, an so einem konkreten, über Jahre hin bestehendem Projekt auch etwas über das Zusammenleben in der einen Welt zu lernen, beginnt sich erst in den letzten Jahren zu erfüllen. Wir haben gemerkt, dass es dazu anscheinend nicht ausreicht, Berichte von Dritten zu hören und zu bedenken. Erst seitdem es nach 2001 zu direkten Begegnungen – sowohl in Äthiopien als auch hier – gekommen ist, wächst das Zusammengehörigkeitsgefühl spürbar: Die Menschen, für die wir die Konzerte organisieren, kommen uns näher – wir nehmen sie nicht nur als Arme wahr, sondern als ganze Menschen, von denen wir viel zu lernen haben. Vor allem von ihrem den ganzen Alltag durchdringenden Gottvertrauen und auch von ihrer Kraft, das Leben – trotz widriger Bedingungen – zu meistern.
Wir haben in den letzten 25 Jahren beglückende Erfahrungen von Engagement und Hilfsbereitschaft gemacht. Wir haben erleben dürfen, dass sich in Schmöckwitz durch diese Konzerte ein Kammerorchester zusammengefunden hat, das im Sommer schon seinen 20. Geburtstag feiert und in Müggelheim ein Ensemble für Alte Musik: Musica antiqua Coepenicciensis.
Wir haben Künstler kennen gelernt, die uns während dieser langen Jahre die Treue gehalten haben, andere haben eine Zeit lang mitgewirkt, wieder andere sind neu dazu gekommen. Wir haben erlebt, dass einer den anderen einlud, hierher zu kommen. So hatten wir Gäste nicht nur aus Berlin, sondern auch aus anderen deutschen Städten, aber auch aus Polen, aus den Niederlanden, der Schweiz, aus England, aus Italien – sogar aus Australien.
Wir sind reich beschenkt worden und sagen allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön!
Ein Dank auch an alle Menschen aus unseren Gemeinden und den vielen Gästen von nah und fern, die uns für die beschriebenen Projekte ihr Geld anvertraut haben.
Unter dem Titel „Berliner Musik für Äthiopien“ war 2001 ein 30minütiger Film über unsere Kirchenkonzerte und die Menschen, denen sie zugute kommen im Fernsehen („Kirchplatz“) zu sehen.
Am Beginn der diesjährigen Konzertreihe wird eine Fotoausstellung eröffnet, die sechs junge Leute aus Müggelheim und Schmöckwitz erstellt haben, mit denen ich im vorigen Jahr unsere Partner in Äthiopien besucht habe. Den Jugendlichen ist es besonders wichtig, anschaulich zu machen, was sie über die Situation der Aids-Waisen, über Ursachen, Folgen und Hilfsmöglichkeiten in Erfahrung bringen konnten.
Ausstellungseröffnung: Freitag, 13. Mai, 18 Uhr, Gemeindehaus, Alt-Schmöckwitz 1
Konzertbeginn: 13. Mai,20 Uhr, Dorfkirche Schmöckwitz
Anschließend sind alle Gäste in den Pfarrgarten Alt-Schmöckwitz 3 eingeladen.
Der Kreis schließt sich: Von Kinderspielzeug für südafrikanische Flüchtlingskinder am Anfang, über Hilfen für den Bau von Schulen und Kindergärten bis zur Unterstützung von Aids-Waisen jetzt und in Zukunft – das Geschick der Kinder und die Sorge um ihre Zukunft liegt uns besonders am Herzen.
Kirchentermine im Mai
Gottesdienste
Sonntag, 8.5., 10 Uhr: Gottesdienst - Dr. Pieper
Pfingstsonntag, 15.5., 10 Uhr: Gottesdienst - Vikarin Schwedusch-Bishara
Pfingstmontag, 16.5., 10 Uhr: Gottesdienst - Pfarrer Menthel
Sonntag, 22.5., 10 Uhr: Gottesdienst - Pastorin Sterzik
Sonntag, 29.5., 10 Uhr: Konfirmationsgottesdienst mit Abendmahl - Pfarrer Menthel
Umweltkreis: 12.5., 20 Uhr bei Familie König, Darsteiner Weg 38
Bibelgesprächskreis: 31.5., 20 Uhr, Kirche Müggelheim
|