Gedanken aus Müggelheim
von
Ralf Jacobius
In Kürze ist es wieder soweit: viele Müggelheimer freuen sich schon heute auf das Winzerfest, und man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass es eine der erfolgreichsten Veranstaltungen in Müggelheim ist. Laue Sommernächte luden in den vergangenen Jahren Hunderte von Gästen auf die Höfe der Familien Genzler und Masche. Umfangreiche Vorbereitungen waren notwendig, um die Veranstaltungen zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Livemusik von unterschiedlichen Bands und Musikgruppen sorgten für ausgelassene Heiterkeit und so manches Tanzbein wurde schwungvoll geschmissen. Nicht zu vergessen dabei sind die zahlreichen leckeren Tropfen aus der Pfalz, die von Winzern unserer Partnergemeinde mitgebracht wurden (und am nächsten Morgen einigen „Kopfzerbrechen“ bereitete). Abgerundet wurden die Winzerfeste mit köstlichen Pfälzer Spezialitäten, insbesondere der Saumagen erfreute sich stets reger Nachfrage.
Doch dieses Jahr wird einiges anders sein als gewohnt. Einer der beiden Veranstaltungshöfe, der von Familie Masche, wird sich in diesem Jahr nicht mehr beteiligen und somit stehen Hof und Scheune nicht zur Verfügung.
Was war geschehen? Anwohner hatten sich im vergangenen Jahr durch den Lärm gestört gefühlt und Anzeige erstattet. Der darauf folgende Prozess hatte zum Resultat, dass das Gericht so strenge Auflagen erließ, dass bei Durchführung des Festes deren Einhaltung nicht mehr zu gewährleisten waren. Daraus ergab sich das Aus für die Veranstaltung auf dem Masche-Hof.
Ich betrachte den gesamten Vorgang mit Kopfschütteln. Natürlich sind die Feierlichkeiten, die bis weit in die Nacht gingen, mit nicht unerheblichem Lärm verbunden. Aber kann nicht über Lösungen nachgedacht werden, die alle Seiten zufriedenstellen? Sind wir wirklich so sprachlos geworden, dass bei Problemen nicht mehr miteinander geredet, sondern nur noch die Polizei gerufen wird, um Unstimmigkeiten zu klären? Muss tatsächlich ein Gericht herangezogen werden, um „Recht zu sprechen“? Ich verstehe das nicht.
Warum machen die Betroffenen aus der „Not“ nicht eine Tugend und feiern kräftig mit? Selbst wenn man kein Partylöwe ist, so sorgten die Winzernächte immer für ausgelassene Stimmung und gute Laune. Auch eine kleine Wochenendreise zu Freunden, Bekannten oder ein Kurztrip zur Ostsee an besagtem Wochenende sorgt für ein Umgehen der lautstarken Belästigungen. Lösungen gibt es viele, man sollte sie nur aktiv angehen!
Ich weiß nicht, ob den klagewilligen Anwohnern bewusst ist, dass sie dem Fest der Müggelheimer erheblichen Schaden zufügen. Ein Fest, dass wie kein anderes Jung und Alt vereint hat, dass mittlerweile Traditionsstatus erlangt hat und sich zunehmenden Zuspruchs erfreut. Wurde das eigene über das Gemeininteresse gestellt?
Mich erfüllt solches Verhalten immer mit Verärgerung, stellt es doch einen Spiegel unserer Gesellschaft dar. Ich hoffe nicht, dass durch den Wegfall des Maschehofes ein irreparabler Schaden für unsere Ortsveranstaltung entsteht.
Wir dürfen gespannt sein, wie die Winzernächte in diesem Jahr durchgeführt werden. Eine Ergänzung zum Genzlerhof ist unumgänglich, wenn die Veranstaltungen einen ähnlichen Zulauf haben sollten wie in den vergangenen Jahren. Wir sollten uns die Daumen drücken!
|