Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 09/2002
September 2002

Inhalt
Richtfest in Neu-Helgoland
Dritter Supermarkt sorgt für Unruhe
Termine: Erntefest und Heimatverein
Resolution des Umweltkreises
Neue Schulleiterin steht für Konsequenz und Kooperation
Offener Brief an die BVG
Müggelheim spendet für die Flutopfer!
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Nachrichten aus Gosen
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
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Dritter Supermarkt sorgt für Unruhe im Ort

„Plus“ wird Anfang 2003 eröffnen

Jedem Müggelheimer sein Supermarkt. So oder ähnlich kursieren die Spottverse derzeit im Ort. Grund: Müggelheim bekommt seinen dritten Supermarkt. Nachdem der Discounter „Norma“ Anfang Juli am Müggelheimer Damm eröffnet hat, plant jetzt auch der Markendiscounter „Plus“ sein Debüt in unserem Dorf - drei Supermärkte für etwa 6000 Einwohner.

Wieviel Lebensmittelläden verkraftet ein Ort wie Müggelheim? Es gibt zwei Faustregeln nach denen der Einzelhandelsverband vorgeht. Pro 2000 Einwohner ein Supermarkt. Oder aber 1-1,2 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner. „Man muss allerdings bedenken, dass nicht alle Bewohner im Ort einkaufen und das Müggelheim auch eingerahmt ist von großen Verbrauchermärkten“, räumt der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes des Einzelhandels in Berlin, Nils Busch-Petersen, ein. Er befürchtet, dass die Konkurrenten sich gegenseitig „zerfleischen“ werden und es einen von ihnen in wenigen Jahren nicht mehr gebe. „Es ist nicht gut, aber man kann nichts dagegen machen“, bedauert er.

"Na komm, Konkurrenz belebt das Geschäft!"

In Mülheim an der Ruhr, in der Plus-Zentrale sieht man das Ganze gelassen. Der Discounter geht selbstbewusst ins Rennen. Anfang 2003 soll der Markt direkt neben dem neu entstandenen Zentrum um „Norma“ fertig sein. Er soll ausschließlich „Plus“ mit einer Verkaufsfläche von 698 m2 beherbergen, außerdem werden genügend Parkplätze gebaut.

„Wir gehen von 9000 Einwohnern aus, inklusive Umfeld und Speckgürtel. Außerdem liegt der Ort auch noch mitten im Naherholungsgebiet, was sich ebenfalls positiv auswirken wird“, rechnet Plus-Sprecherin Nicole Dinter vor. Die Firma erhoffe sich in Müggelheim einen großen Zuspruch, da die Kette in Berlin sehr beliebt sei.

Weniger zuversichtlich gucken dagegen die existierenden Geschäftsleute auf den Neuzugang. „Dieser Supermarkt ist einfach sinnlos, 20 Meter von einem anderen Discounter entfernt, der das gleiche Segment anbietet“, meint Superspar-Chef Patrick Leher. Für ihn ist klar, dass es nach fünf Jahren nur noch einen Discounter geben wird. Und auch für ihn wird es enger, denn mit jeder Neueröffnung ginge der eine oder andere Kunde für ihn verloren.

Auch viele Müggelheimer befürchten bereits, dass ein neues Geschäft den endgültigen Todesstoß für den Dorfanger bedeuten würde. Auch zu Baustadtrat Dieter Schmitz sind bereits die Beschwerden gedrungen. „Wir können und konnten nichts gegen diesen Markt machen. Wir haben nur in gewissen Grenzen Einfluss auf das, was gebaut wird“, sagt der Stadtrat. Der Bauherr habe einen Rechtsanspruch auf eine Baugenehmigung, wenn er unter einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern bliebe. „Das Problem kann man mit dem Baugesetzbuch nicht regeln. Die Bauherren hätten sich die Genehmigung sonst einklagen können“, meint Schmitz. Was die Struktur des historischen Dorfangers angehe, hofft er auf die Flexibilität der Müggelheimer. „Es müssen sich Geschäfte im Dorf ansiedeln, die Produkte anbieten, die es in den Supermärkten nicht gibt - dann wird der Dorfkern auch nicht aussterben“, hofft der Dezernent. Die ansässigen Gewerbetreibenden finden es „nur enttäuschend, dass die Politiker erzählen, sie könnten nichts machen und sie jetzt die Situation ausbaden müssen“.

Übrigens ist der Umsatz des Berliner Einzelhandels weiterhin rückläufig. Die vorliegenden Zahlen von Mai diesen Jahres zeigen für den Einzelhandel insgesamt ein Minus von 5,3 Prozent im Vergleich zum Mai des Vorjahres (Quelle Statistisches Landesamt). sip


Aufgespießt

von Christoph Kowalschek (20 Jahre)

Hallo, liebe Müggelheimer, ich weiß nicht ob ihr es auch schon gehört oder gesehen habt: In Müggelheim soll noch ein dritter Supermarkt eröffnet werden. Darüber habe ich mir so meine Gedanken gemacht. In den letzten Jahren hat sich Müggelheim demographisch und infrastrukturell ganz schön entwickelt. Ich denke da an den Anschluss ans Abwassersystem, den Ausbau und die Verbesserung des Straßennetzes, den neuen Sportplatz sowie die zahlreichen neuen Siedlungen und Eigenheime. Natürlich sind auch viele neue Mitbürger dazugezogen. „Ich grüße euch, ihr Dazugezogenen!“ Deshalb sehe ich auch ein, dass neben unserem alteingesessenen Supermarkt, früher Konsum, heute Superspar, ein neuer eröffnet hat. Ihr wisst schon, der auf dem „wunderschönen“ Betonparkplatz. O.k. über die Optik lässt sich streiten, und Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.

Doch jetzt soll noch so eine „wunderschöne“ Anlage inklusive Supermarkt gebaut werden? Da hört bei mir der Spaß auf. Brauchen wir denn wirklich drei Supermärkte, frage ich euch? Brauchen wir eine riesengroße Therme oder auch zwei oder drei, wo wir doch den schönen Müggelsee haben. O.k. wir haben ja auch fünf Versicherungsvertreter. Ein neuer Flughafen oder auch zwei gefällig? Immer her damit, davon kann man nie genug haben. Hey, und Aldi, Rewe, Reichelt, Kaisers, Penny und Netto könnten wir auch noch gut gebrauchen. Gibt’s eigentlich noch so etwas wie Vernunft, Mäßigung und Bescheidenheit? Tugenden, bei denen jeder, mich eingeschlossen, mal überprüfen sollte, ob die noch bei ihm vorhanden sind. Doch besonders unsere Stadtväter und Planer sollten sich mal, trotz angespannter Haushaltslage (ich weiß, ihr braucht die zusätzlichen Steuereinnahmen), die Frage der Sinnhaftigkeit stellen. Und vielleicht fragt man auch mal die Müggelheimer, wie sie darüber denken, denn schließlich ist es unser Dorf, und wenn es nach mir ginge, würde es auch immer eins bleiben.

Es geht mir einfach nur darum, den wunderschönen Dorfcharakter zu erhalten und darum, die ebenso schöne Müggelheimer Landschaft nicht durch einen meiner Meinung nach übertriebenen und überflüssigen Konkurrenzkampf ihrer Schönheit zu berauben. Denn genau dieser ursprüngliche Charakter und genau diese wunderschöne Natur machen Müggelheim für mich so lebens- und liebenswert.

Ich habe bewusst auf sachliche Argumentation verzichtet, denn zu dieser will ich in meinem zugegeben vielleicht etwas zu sarkastisch geratenen Artikel anregen. Also wenn ihr meiner Meinung seid, oder mich vom Gegenteil überzeugen wollt, schreibt mir doch einfach: Christoph Kowalschek, Am Müggelberg 42, 12559 Berlin.