6. Jahrgang, Ausgabe 02/2000 | |
Februar 2000 | Home | Archiv | Impressum |
Radfahren ohne Angst: Radweg nach Gosen noch in diesem Jahr "Russenbrücke" wird doch erst in diesem Frühjahr fertig Bürgerrecht contra Planungsrecht BVBB gibt Gas: Wöchentliches Informationsbüro im Dorfclub Offener Brief der Feuerwehr an alle Kindergartenkinder - Preise winken Jahresrückblick: Das war 1999 bei der Müggelheimer Feuerwehr Blick nach vorn: Heimatverein feiert 10. Geburtstag Wirtschaftskreis mit neuem Elan Persönlichkeiten: Landarzt aus Berufung
Serie für den Natur- und Gartenfreund Geschichten aus dem Müggelwald © 2000 Müggelheimer Bote Zuletzt aktualisiert am 03.02.2000 |
Persönlichkeiten, eine unregelmäßige SerieLandarzt aus BerufungDr. Rolf Förster: 30 Jahre Gesundheitsarbeit für MüggelheimGeboren wurde er am 24. Dezember 1939 in der Lutherstadt Wittenberg und die sozialdemokratische Haltung seiner Familie prägte seine Kindheit und auch sein späteres politisches Denken. 1964 legte er sein Staatsexamen nach dem Medizinstudium in Halle und Greifswald ab und promovierte im gleichen Jahr in der Pharmakologie. Es folgte die Pflichtassistenzzeit in Wolgast und Pasewalk. Nach der Facharztausbildung als Sportmediziner war er verantwortlich für die höhenklimatische Vorbereitung der DDR-Sportler auf die Olympiade in Mexiko. Als er aber den „Prager Frühling” begrüßte, durfte er wegen seines laut geäußerten Protestes gegen den Einmarsch der NVA in die damalige CSSR als Verbandsarzt für den Kanusport nicht nur nicht in das westliche Ausland reisen, sondern wurde auch kurzzeitig gesperrt und musste die maßgeschneiderte Olympiakleidung abgeben. Über eine Arbeit im ärztlichen Notdienst finanzierte er seine Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin und so konnte er 1970 in Müggelheim die Arztpraxis übernehmen, in der erspäter dann auch Leiter des Ambulatoriums wurde und bis zu dessen Auflösung 1991 war. Försters Spezialgebiet ist die Erkrankung des Bewegungsapparates geworden und er erlernte bei Prof. Lewit und Dr. Sachse die Chirotherapie, so dass er sich nun auch verstärkt der Schmerzbehandlung widmen konnte. Als Lektor für Neuraltherapie an der Akademie für ärztliche Fortbildung der DDR war er mehrere Jahre tätig und konnte auch nach der Wende seine Kenntnisse an Berufskollegen in ganz Deutschland in Wochenendkursen weitergeben. Stolz kann er auf mehr als 20 wissenschaftliche Veröffentlichungen in Fachzeitschriften des In- und Auslandes verweisen und bei mehreren der Zeitschriften gehört er auch dem wissenschaftlichen Beirat an. Gerade wegen seiner soliden medizinischen Ausbildung stört es ihn nicht, wenn er als „Landarzt” bezeichnet wird, ein Arzt, der seine Patienten besucht, auch wenn die Wege in Müggelheim oft schlecht begehbar sind. Mancher Patient wird sich noch erinnern: In den schneereichen Wintern, als die Seitenstraßen nicht befahrbar war, konnte man ihn mit Rucksack und Skiern auf Patientenbesuch erleben. Auch nachts wurde er gerufen - und er kam. So war es auch, als der letzte Budjonni-Reiter aus der legendären Reiterelite der Roten Armee mit seinem mächtigem Schnauzbart, der im SED-Spreeheim in Schönhorst zur Erholung weilte, behandelt werden musste. Sicher haben seine gesundheitspolitischen Vorträge im Dorfklub, beispielsweise über Schlafstörungen oder gesunde Ernährung, und seine Beiträge im „Siedlerfreund”, den kleinen grünen Heften des Siedlervereins Müggelheim, gesundheitsfördernd gewirkt. Gesundheitsfördernd war es auf jeden Fall nicht nur für die Werksteinangehörigen, sondern für viele Müggelheimer, als er 1972 den PGH-Vorsitzenden Gerhard Fengler überzeugen konnte, eine Sauna einzurichten. Die Sauna war schließlich eine richtige Institution für Müggelheim und für das gesellige Leben in unserem Ortsteil. 17 Jahre lang trainierte er an drei Tagen in der Woche eine Gruppe von Müggelheimern mit funktionellen Kreislaufbeschwerden und war als Läufer immer aktives Vorbild. Für seine Verdienste als Arzt wurde er 1988 mit der Hufeland-Medaille in Silber geehrt und 1990 wurde ihm der Titel „Medizinalrat” verliehen. Aber als das größte Glück seines Lebens bezeichnet er die Wiedervereinigung Deutschlands. Dabei erinnert er sich an einen Brief, den er zehn Jahre vor dem Fall der Mauer an die Bürgermeisterei unserer späteren Partnergemeinde Odernheim geschrieben hatte, der aber nie ankam und den er in seiner Stasi-Akte wiederfand. Mit Freude griff er nach der Wende in die politische Umstrukturierung nach der Wende in Müggelheim ein und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Müggelheimer Heimatvereins in dessen Vorstand er lange tätig war. Seit 1992 hat er seine Praxis in dem modern umgebauten Kuhstall Alt-Müggelheim 11. Seine Sprechzeiten, die morgens schon um 5.50 Uhr beginnen, richten sich ganz nach den Bedürfnissen seiner Patienten, die unter Umständen nach der Behandlung pünktlich ihren Job antreten wollen. Damit bietet der Frühaufsteher Rolf Förster den in Berlin wohl einmaligen Sprechstundenservice. Mit seinem Team Schwester Inge Domke, Schwester Monika Famulla und Ehefrau Monika behandelt er Mütter mit Säuglingen genauso, wie die Großeltern. Und nur wenige muss er überweisen, weil er vor Ort selbst behandelt und sogar mit kleinen chirurgischen Eingriffen helfen kann. Und wie jeder Vater ist er stolz auf seine drei Söhne, die ihre Wege als Urologe, Prokurist eines Autohauses und als Optiker-Meister gemacht haben und der Familie drei prächtige Enkelkinder schenkten. Die Devise des 60-Jährigen lautet: Wer ernsthaft an sich arbeitet, sich dabei für andere einsetzt, soll auch fröhlich feiern. Das hat er uns immer vorgelebt und es hat ihn jung gehalten. So können wir hoffen, dass unser Landarzt Dr. Rolf Förster noch viele Jahre für die Gesundheit der Müggelheimer tätig sein wird. -n. |