6. Jahrgang, Ausgabe 02/2000 | |
Februar 2000 | Home | Archiv | Impressum |
Radfahren ohne Angst: Radweg nach Gosen noch in diesem Jahr "Russenbrücke" wird doch erst in diesem Frühjahr fertig Bürgerrecht contra Planungsrecht BVBB gibt Gas: Wöchentliches Informationsbüro im Dorfclub Offener Brief der Feuerwehr an alle Kindergartenkinder - Preise winken Jahresrückblick: Das war 1999 bei der Müggelheimer Feuerwehr Blick nach vorn: Heimatverein feiert 10. Geburtstag Wirtschaftskreis mit neuem Elan Persönlichkeiten: Landarzt aus Berufung
Serie für den Natur- und Gartenfreund Geschichten aus dem Müggelwald © 2000 Müggelheimer Bote Zuletzt aktualisiert am 03.02.2000 |
Geschichten aus dem MüggelwaldDer bewachte Schneemann ist verschwunden„Ich muss mich auf die Lauer legen, um zu erfahren, was das bedeutet”, dachte er. Tagelang lag er auf der Lauer und hörte auf die Geräusche. Aber es kam nichts zum Vorschein. Das Wimmern, das Rascheln, Knacken und Krachen nahm kein Ende. Nach ein paar Tagen hatte Strolch genug. „Ich werde mein Frauchen fragen, vielleicht weiß die etwas.” „Frauchen”, rief er durch das Haus, „Frauchen, hörst du auch diese Geräusche?” Frauchen kam, setzte sich zu ihm auf den Teppich und beide lauschten. „Da, da ist es wieder. Hörst du denn das Wimmern, das Rascheln und das Knacken nicht?” Frauchen hörte nichts. Sie sagte: „Du spinnst Strolch!”,1 und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps. Nun war er wieder allein mit seinen Geräuschen. Vielleicht hat Frauchen Recht und ich spinne wirklich”, dachte er. Aber plötzlich hörte er seinen Namen. „Strolch, Strolch, mach mal die Schranktür, die Gemüsekiste und die Kohlenkiste auf. Wir wollen dich etwas fragen.” Strolch rannte los. Als er die Schranktür öffnete, sprangen ihm der schwarze Schneemannhut und die rote Schleife entgegen. Aus der Gemüsekiste kamen die große Mohrübe und der Strauchbesen hervorgekrochen und aus der Kohlenkiste polterten ihm die Kohlenstücke für Augen, Mund und Knöpfe entgegen. Es waren alles die Sachen, die man braucht, um einen weißen Schneemann zu verkleiden. Strolch war froh, nun kannte er das Geheimnis der Geräusche. „Warum stöhnt ihr eigentlich alle so herum, was habt ihr denn für ein Problem?”, fragte Strolch. „Komm mal hier her in die Ecke”, sagten die Schneemannsachen, „wir müssen dich etwas fragen. Jetzt ist doch Winter. Und im Winter gibt es Schnee. Aber wir liegen immer noch im Schrank und in den Kisten herum. Hat es denn in diesem Winter noch gar nicht geschneit?” Strolch überlegte. „Klar hat es in diesem Winter schon geschneit. Aber das war so wenig, dass man Mühe hatte, einen Schneeball zusammen zu kratzen. Einen großen Schneemann hätte man aus den paar Flocken nicht bauen können.” Nun waren die Schneemannsachen froh. Wenn genug Schnee da war, dann würden auch wieder überall die Schneemänner herumstehen. Aber wenn kein Schnee da war, konnte man eben keinen Schneemann bauen. Strolch versprach den Schneemannsachen aufzupassen. Und wenn der erste große Schnee im Müggelwald angekommen war, dann wollte er sofort mit seinem Frauchen einen Schneemann bauen. Die Zeit verging. Ab und zu fielen ein paar Schneeflocken vom Himmel. „Wir werden noch ein paar Tage warten”, sagte Strolch zu den Schneemannsachen, „vielleicht kommt der Winter doch noch mit seinen riesigen Schneewolken in den Müggelwald. Und wenn hier alles tief verschneit ist, dann fangen wir an.” Aber daraus wurde nichts. Es blieb bei den wenigen Flöckchen, die ab und zu durch den Müggelwald tanzten. „Also packen wir es an, Frauchen. Kratzen wir die Flöckchen zusammen und bauen daraus einen Schneemann.” Es wurde ein schöner, großer Schneemann. Strolch war stolz und die Schneemannsachen freuten sich. Und weil es so viel Mühe gemacht hatte mit den wenigen Schneeflocken einen so großen Schneemann zu bauen, hatte Strolch eine Idee. „Ich werde mich neben den Schneemann setzen und aufpassen, dass ihm nichts passiert. Findest du das gut, Schneemann?” „Ja, das ist gut”, sagte der Schneemann verschmitzt, denn er wusste etwas, was Strolch noch nicht wusste. Jeden Tag saß Strolch nun neben dem Schneemann und bewachte ihn. Aber irgendwie veränderte sich der Schneemann nach einiger Zeit von Tag zu Tag. Er wurde dünner. Er wurde kleiner. Er wurde hässlicher. Strolch war ganz unglücklich. Er hatte doch jeden Tag gewissenhaft aufgepasst. Er hatte niemanden gesehen, der dem Schneemann zu nahe gekommen war. Was war denn nur los? Eines Tages lag nur noch ein Haufen Schnee da. Und in dem Haufen lagen der Hut, die rote Schleife, der Strauchbesen und die Kohlenstücke. Strolch weinte. „Kann mir mal einer sagen, wie das passieren konnte? Ich habe doch so gut aufgepasst?” Ingrid Zweiniger |