Johann Jacob Baeyer zum Gedenken
(5.11.1795-10.9.1885)
Am 10. September 1885 starb in Berlin der aus Müggelheim stammende Präsident der 1862 gegründeten Organisation „Mitteleuropäische Gradmessung“, Generalleutnant Dr. Johann Jacob Baeyer.
Die Familie Baeyer gehört zu den Gründerfamilien des Dorfes Müggelheim von 1747, die einst aus Odernheim in der Pfalz nach Preußen kamen. Johann Jacob war der Enkel des Dorfschulzen und Bauern Jacob Beyer und des ersten Schulmeisters, Johann Peter Tisch, in dem neu erbauten Dorfe. Der Vater, Jacob Beyer jr. (1769-1828) hatte schon außer der einklassigen Dorfschule, in der auch Johann Jacob zuerst lernte, die Parochialschule in Berlin besuchen können. Er unterstützte den Sohn, der sich am reformierten Joachimsthaler Gymnasium auf ein Studium vorbereitete. Die Berliner Gymnasiasten besuchten eifrig den 1811 von Friedrich Ludwig Jahn und Karl Friedrich Friesen eingerichteten ersten deutschen Turnplatz in der Hasenheide. Die Schulzeit wurde von den Ferien unterbrochen, die Johann Jacob auf dem väterlichen Hof in Müggelheim mit Arbeit verbrachte. Im März 1813 meldete sich der 18-jährige Johann Jacob Baeyer als Freiwilliger zum Kampf gegen die napoleonischen Truppen. Er nahm an zahlreichen Schlachten, auch an der Völkerschlacht bei Leipzig, teil. Nach der zweiten Mobilisierung 1815 gegen Frankreich, entschloss sich Baeyer zur militärischen Laufbahn und besuchte die Kriegsschule zu Koblenz, die von Gneisenau gegründet und von den Offizieren des Generalstabs als Lehrer geführt wurde. Baeyer trat in das topographische Büro des Generals von Müffling ein, erlernte die Methoden der trigonometrischen Landesvermessung und bekam Aufträge zur Vermessung des Geländes, zum Beispiel am Feldberg im Taunus und die Triangulation von Thüringen.
In Berlin wohnte Johann Jacob Baeyer im Hause des Kriminalrats Eduard Hitzig in der Friedrichstraße 242, wo sich Künstler, Gelehrte und Beamte zur berühmten „Mittwochsgesellschaft“ versammelten und in der Baeyer mit bedeutenden Persönlichkeiten Kontakte schloss. Auch in der Familie Hitzig selbst, denn die gebildete und schöne Tochter Eugenie (1807-1843) wurde 1826 seine Ehefrau. Baeyers hatten drei Söhne und vier Töchter, doch nicht alle erreichten das Erwachsenenalter. Der Sohn Adolf (1835-1917) wurde ein berühmter Chemiker, er erhielt 1905 den Nobelpreis und wurde nobilitiert.
Seit 1825 war Johann Jacob Baeyer in den Generalstab versetzt worden und führte zahlreiche Landesvermessungen in den preußischen Gebieten durch. Die Ergebnisse publizierte er in Büchern, zum Beispiel 1838 die „Gradmessung in Ostpreußen und ihre Verbindung mit preußischen und russischen Dreiecksketten, ausgeführt von F. W. Bessel, Direktor der Königsberger Sternwarte, und J. J. Baeyer, Major im Generalstabe.“
Für die Müggelheimer ist besonders interessant, dass Baeyer vom 20. September bis 1. Oktober 1846 auf dem Müggelberg Winkelmessungen und Höhenmessungen vornahm und einen Punkt der Verbindungskette zwischen der Ostseeküste und Berlin bestimmte, den „Dreieckspunkt Müggelberg.“
Nach dem Ausscheiden aus dem Generalstab 1857, begann Baeyer seine so folgenreiche Tätigkeit für die mitteleuropäische Gradmessung, die von Italien bis nach Skandinavien reichte und Aufklärungen über die Figur der Erde bringen sollte. Er legte Pläne zur internationalen, wissenschaftlichen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Vermessung der Erdoberfläche vor und erreichte, dass 1861 der preussische König Wilhelm I. seinen Plan zur Realisierung dem Ministerium überreichte. 1862 fand die erste internationale Konferenz der „Mitteleuropäischen Gradmessung“ in Berlin statt, deren erster Präsident Johann Jacob Baeyer wurde, der das Zentralbüro der „Gradmessung“ leitete. 1870 konnte in Preußen das Geodätische Institut, das sich in Verbindung mit der Preußischen Akademie der Wissenschaften zum „Weltzentrum der wissenschaftlichen Geodäsie“ entwickelte, gegründet werden. Auch die heutige „Internationale Assoziation für Geodäsie“ betrachtet die Konferenz von 1862 in Berlin als ihr Gründungsdatum. Anlässlich des Gedenkens zum 100. Geburtstag von Johann Jacob Baeyer im Jahre 1895 ehrte der Präsident der Italienischen Gradmessungskommission, Generallieutnant Ferrero, Johann Jacob Baeyer mit folgenden Worten:
„Tiefes Wissen, Beharrlichkeit und Energie, welche die Vorbedingungen des Gelingens aller menschlichen Unternehmungen sind, waren bei General Baeyer begleitet von einer herzlichen Liebenswürdigkeit und einer über jeden einseitigen Chauvinismus erhabenen Gesinnung.“ (Literatur: Herbert Pieper, Johann Jacob Baeyer, in: Das Müggelheim Buch, Berlin 1997)
Der Müggelheimer Heimatverein lädt zu einem Gedenktreffen anlässlich des 125. Todestages von Johann Jacob Baeyer am Denkmal auf dem Dorfanger am 10. September um 11 Uhr ein. Dr. Bärbel Kovalevski, AG Heimatmuseum, Peter Belitz, Müggelheimer Heimatverein
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