Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 9/2010
September 2010
Müggelheimer Bote

Inhalt
Neues Nadelöhr in Müggelheim
Früh übt sich: Jugendfeuerwehr
Verein Sozialbündnis unterwegs
Johann Jacob Baeyer zum Gedenken
Kultur in seiner vielfältigsten Form
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Toleranz für die Natur

von Marianne Schäfer

Im Frühjahr hatte ich im Garten eine Fläche neu gestaltet. Zuvor arbeitete ich etwas gute Komposterde und auch ein bisschen Misterde in die ausgehungerte Erde ein. Danach pflanzte ich verschiedene Astern, Gräser und für den Vordergrund niedrige Salbei, Polsterstauden und einjährige Begonien. Schon bald danach sah ich einige Keimlinge mit zwei großen, rund/ovalen Keimblättern. Es könnten Kürbisse sein, aber wieso keimen in meinem Blumenbeet Kürbisse? Ziemlich flott entwickelten sich kleine Ranken und dann bildeten sich große Blätter an langen Stielen. Jetzt war alles klar, es sind wirklich Kürbisse. Was soll ich machen? Alle raus reißen? Das Bild der von mir geplanten Staudenrabatte wird gestört. Aber dann kam die Hitze und ich dachte, dass die großen Blätter wunderbar einige Pflanzen beschatten könnten. Dann kamen die ersten, glockenartigen, gelben Blüten. Daran hatte ich meine Freude. Jeden Morgen, etwa um sieben Uhr öffneten sich die hübschen Blütenglocken und wurden sofort von Hummeln und Bienen besucht.

Beim genauen Hinsehen erkannte ich, das es männliche Blüten gab, die am langen Blütenstiel aus der Blattachsel wuchsen. Ab und zu gab es aber noch die weiblichen Blüten, welche an der Basis einen winzig kleinen Kürbis hatten. Wenn die Hummeln mit dem Blütenstaub von der männlichen Blüte, in die Blüte mit dem kleinen Kürbis ihr Tänzchen machen, dann müsste es Kürbisse geben. Inzwischen war mir auch eingefallen, dass ich im Winter, von einem gekauften Hokaido Kürbis, die Kerne auf den Komposthaufen geschüttet hatte. Der Also hatten die platten Samen in dem Winter nicht ihre Keimfähigkeit verloren.

Es machte mir richtig Spaß, die Entwicklung der Kürbisse zu beobachten. Die Ranken kletterten hoch im Fliederbusch, schwangen sich über den Buxusbusch und die darunter wachsenden Funkien, beschatteten den Rhododendron und dekorierten auch den Jasmin. Vor ein paar Tagen habe ich das ganze Gerank mal etwas geordnet und dabei entdeckte ich insgesamt sechs orangefarbene Kürbisse. Hätte ich die Sämlinge ausgerissen, hätte ich nicht an vielen Sommertagen einen schönen Blumenschmuck in der Vase gehabt und nicht die wohlschmeckenden Kürbisssuppe im Winter.

Eine ganz andere Freude hatte ich vor einiger Zeit, als ich einen Flecken Brennesseln, unter einem wilden Rosenbusch, betrachtete. Ich wusste, dass zum Erhalt der Population von Tagpfauenauge-Schmetterlingen diese Brennesseln, aber auch Hopfenpflanzen, lebenswichtig sind. Zwar ist die Existenz der Tagpfauenaugen bei uns nicht gefährdet, aber es ist doch eine Freude, wenn man diese hübschen Falter auf den Blüten beobachten kann. Nun, zu meiner Freude tummelten sich, in diesem Jahr auf den Brennesselblättern und Stängeln schwarze, schlanke Raupen mit Borsten. Zwischen den Borsten sieht man noch ganz kleine weißlich/hellblaue Pünktchen. Ganz viele Räupchen fraßen eifrig in den Brennesseln.

Schon ein paar Tage später waren sie auf Wanderschaft. Ziemlich flink robbten sie durch das Gras. Ich fand noch ein späteres Gelege, welches als schwarze, kompakte Fläche an ein Blatt, auf einem kleinen Gespinnst geklebt war. Die wandernden Raupen suchen sich einen Platz zum verpuppen. Sie suchen sich eine geeignete Stelle, polstern sie und hängen dann als Puppe, kopfüber an Ästen und Rinden, oder sie liegen in einem lockeren Gespinnst im Laub am Boden.

Im eigenen Garten oder bei einem Spaziergang kann man solche kleinen Beobachtungen machen. Die Freude, der lebendigen Natur eine Chance gegeben zu haben, ist doch beglückend, egal ob es ein Kürbisgerank in Blumenbeet ist, oder ein Brennesselbusch für Tagpfauenaugen.