Müggelheimer Bote
16. Jahrgang, Ausgabe 6/2010
Juni 2010
Müggelheimer Bote

Inhalt
Mittelalterfest: Frettchenzirkus und Säbelklirren
Jugendfeuerwehr erfolgreich in Spreenhagen
Nachbarschaftsfest am Pelzlakeweg
Klassentreffen: Wie es damals war
Ausstellung: zurück zu den Ursprüngen
Auf Spurensuche in Müggeheimer Landkarten
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Polizeibericht
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Geschichten aus dem Müggelwald
Karikatur
Letzte Seite
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2010
Müggelheimer Bote
 

Wie es damals war

Ehemalige Müggelheimer Schüler trafen sich nach 50 Jahren zum Klassentreffen

von Simone Jacobius

„Packt die Stullen weg, es hat geläutet!“ Die Ansage von Ralf Gündel war eindeutig. Aber die Stullen hat trotzdem keiner der „Schüler“ weggepackt in dem Klassenzimmer in der Müggelheimer Grundschule. Schließlich hatte keiner eine in der Hand, nur die Sektgläser standen auf den kleinen Schultischen. Denn nicht eine normale Unterrichtsstunde fand hier statt, sondern ein Klassentreffen nach 50 Jahren Schulabgang. Die Herrschaften waren schon alle gut in den 60ern und bereits auf Rente oder kurz davor. 23 Ehemalige der Schulanfänger von 1952 waren gekommen, um das Jubiläum zum Schulabgang gemeinsam zu feiern. Für viele war es das erste Treffen nach 50 Jahren. Grund genug für die heutige Schulleiterin Ute Samper mal eine Ausnahme und anlässlich dieses besonderen Jubiläums einen Gang durch die Schule möglich zu machen.

1960 verließen die Schüler ihre alte „Penne“ in Richtung Humboldt EO, 1. POS Amtsstraße oder auch zur Berufsschule. Nach einem Treffen in kleinem Kreis hatten eine Handvoll Ehemaliger beschlossen, zum 50. Abgang ein großes Treffen zu organisieren. 26 Mitschüler hatten zugesagt, 23 sind letztlich gekommen. Ein Jahr lang hat Ralf Gündel das Treffen vorbereitet. Nun sitzen alle brav auf den viel zu kleinen Stühlen. Das Stimmengewirr ist wie in einem Bienenstock. „Ruhe, Ihr tut ja so, als hättet Ihr Euch jahrelang nicht gesehen.“

Während sich alle an Sekt und Orangensaft labten, bereitete Frau Samper ihre Unterrichtsstunde vor: „Sie wissen doch – einmal Pauker, immer Pauker!“ Jeder bekam ein Alphabet in Sütterlin und musste sich darin versuchen. Außerdem bekamen alle eine Urkunde für ihre Rückkehr an die Schule nach 50 Jahren überreicht.

Ein lustiges und lautstarkes Rätselraten gab es bei dem Film, den Wolfgang Schob liebevoll anhand alter Fotos von Einschulung und Wandertagen zusammengestellt hat. Wer war das denn? Und: Wie, so sahst du mal aus?

Beim anschließenden Rundgang durch die Schule war das Staunen groß. Hatte sich doch inzwischen sehr viel verändert. Aber auch Erinnerungen wurden wach. „Wisst ihr noch, wie einmal die ganze Klasse durchs Fenster getürmt ist – hier, der Klassenraum war es.“ Doch die Ausreißer wurden gefasst und mussten kollektiv nachsitzen. Auch die Pausen liefen für die heute etwa 65-Jährigen anders ab als heutzutage. Ruhig im Kreis gehen auf dem Hof war die Devise. Doch schon damals hatten Schüler einen ungeheuren Bewegungsdrang und hopsten lieber wild umher – nicht immer ungestraft. Der Bewegungsdrang führte auch zu einer Anekdote in der 7. Klasse. Deutschlehrer Woge kam, wie so häufig, zu spät in den Unterricht. Die lieben Kleinen nutzten die Zeit und spielten Fangen über Tische und Stühle. Ein Stuhl ging dabei zu Bruch – dummerweise der des Lehrers – und wurde notdürftig zusammengeflickt. Als der Lehrer endlich kam und sich voller Schwung auf seinen Stuhl niederließ, verschwand er gleich unter dem Tisch. Mit hochrotem Kopf verließ er die Klasse und ward an dem Tag nicht mehr gesehen. Zum Essen ging es damals übrigens in eine Holzbaracke auf dem Schulhof. Das nötige Geschirr musste jeder Schüler selbst mitbringen.

So gab es eine Anekdote nach der anderen. Beim abendlichen Essen in einer Gaststätte tauschten sich die ehemaligen Mitschüler immer weiter aus, alte Schmonzetten aus der Schulzeit, ihre persönlichen Lebenswege und über nicht auffindbare Mitschüler. Ein Treffen der Erinnerungen.