Gedanken aus Müggelheim
von Simone Jacobius
„Lena for Gold”, Lena soll Jogi Löw unterstützen, Stefan Raab soll die Mannschaft zusammenstellen und mental stärken - so und ähnlich lauteten die Kommentare nach dem grandiosen Sieg der jungen Sängerin Lena beim Eurovision Song Contest am letzten Mai-Wochenende. Gerade mal 19 Jahre jung, mitten im Abistress und sagt selbst von sich, keine begnadete Sängerin zu sein. Aber verkaufen konnte sie sich, vor allem durch ihre Natürlichkeit fing sie auch die Sympathien anderer Länder ein. Neunmal höchste Punktzahl, das soll Jogi mit seinen Jungs erstmal nachmachen.
Irgendwie passten ja die ganzen Deutschland-Fahnen, die bereits die Autos zieren, auch zu diesem Anlass. Wollten wir doch alle gerne, dass Deutschland in diesem weltweit größten Musikwettbewerb gut abschnitt. Auch wenn kaum einer wagte, einen Sieg zu prognostizieren. Gekauft wurden die Fahnen aber eigentlich für die Fußball-Weltmeisterschaft. Am 11. Juni beginnen die Spiele, für die deutschen Jungs wird es erstmals am 13. Juni ernst - und eins ist klar: Müggelheims Straßen werden dann wieder wie leer gefegt sein. Viele Fußball-Parties werden steigen, Leinwände in Gärten aufgebaut, johlende und mitfiebernde Fußballfans jeden Alters, beiderlei Geschlechts werden in Müggelheim zu hören sein. Das ist noch von vier Jahren in Erinnerung geblieben. Ein Gefühl der Gemeinsamkeit, was damals entfacht wurde, als die WM in unserem Land stattfand. Nun, beim Sieg von Lena, wurde das Gefühl wiederentdeckt und lässt sich bestimmt bis zum 11. Juni hinüberretten.
Ich bin bestimmt kein Freund von zu viel Patriotismus. Aber ein bisschen tut auch dem Selbstwertgefühl gut und dem Gefühl Teil eines Ganzen zu sein, einfach dazu zu gehören. Ich freue mich jedenfalls schon auf die Spiele. Und genauso, wie ich bei Lena mitgefiebert habe - wenngleich ich eine ganz andere Favoritin hatte und mich damit in meinem Geschmack deutlich vom Gros der Europäer unterscheide - werde ich auch beim Fußball mitfiebern und mich über jeden Sieg freuen, über jede Niederlage fluchen und die Inkompetenz von Spielern und Trainer diskutieren. Tja, so ist das halt im Leben. Aber vielleicht passiert ja auch hier ein Sommermärchen - so ähnlich, wie es Lena den Jungs schon vorgemacht hat. Und wie wir es vor vier Jahren schon einmal fast erleben durften.
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