Besuch aus Äthiopien entdeckt
Müggelheims Natur
von Siegfried Menthel
Kurz vor Redaktionsschluss ein erstes Blitzlicht auf den gerade zu Ende gegangenen Besuch - später mehr und ausführlicher.
Was ihn hier bei uns am meisten beeindruckt habe, fragte ich Pfarrer Urgessa. „Der Wald“, sagte er nach kurzem Überlegen. Das überraschte mich. Später kam ich noch einmal darauf zurück. Da erzählte er zunächst von seiner Verwunderung darüber, wie grün unsere Stadt ist. Dann knüpfte er an unsere Gespräche über den Klimawandel an: Es sei auch für sein Land so wichtig, viele Bäume zu pflanzen und den Menschen, für die Feuerholz oft die einzig verfügbare Energiequelle ist, die Baumpflege zu vermitteln.
Äthiopien war in der Vergangenheit ein dicht bewaldetes Land. Davon ist nicht mehr viel zu sehen. Statt dessen sind uns bei unseren Reisen durchs Land weite kahle Flächen begegnet. An manchen Stellen sind deutliche Spuren von Erosion sichtbar. Imposante Baumriesen künden überall davon, wie gut Bäume dort eigentlich gedeihen können.
Am Mittwoch, dem 12. Mai, trafen sich unsere Gäste mit Vertretern des Umweltkreises Müggelheim zunächst im Kaniswall. Dr. Hartelt führte sie in die Arbeit des Grünen Lernortes ein, zeigte die Arbeitsräume und auch das Gelände ringsum. An vielen Beispielen erklärte er, wie dort mit Hingabe versucht wird, Kindern und Jugendlichen Interesse an der Natur, ihren Geheimnissen und Zusammenhängen zu vermitteln. Anschließend waren alle zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen - zu dem auch zuvor gesammelte Kräuter gehörten.
So gestärkt machte sich die Gruppe zum Forsthaus Fahlenberg auf, wo Förster Majumder sie erwartete. Er zeigte den Gästen nicht nur die kürzlich mit Hilfe Berliner Schüler entstandene Baumpflanzung, sondern zeigte und erklärte die Besonderheiten seines Reviers auf einem langen Rundgang. Wie der Wald gehegt und gepflegt, geschützt und bewirtschaftet wird und wie nötig dabei kluge, langfristige Vorausschau ist, beeindruckte die Gäste sehr. Trotz der Mückenplage an diesem Tag.
Mitten im Wald hatte der Förster den Tisch gedeckt. Bei Kaffee und Kuchen ging das Gespräch weiter. So kam auch zur Sprache, dass in Chanka in zwei Monaten auf fünf Hektar Land 20 000 Baumsetzlinge gepflanzt werden, die - wie schon berichtet - über die Agenda 21 vom Bezirksamt Treptow-Köpenick bezahlt worden sind.
Dort werden Zypressen, Drawilia (das ist ein Laubbaum aus Australien, den das Vieh nicht frisst!) und Wodesa ausgepflanzt. Der Leiter der Baumschule in Challya - ca 40 km von Chanka entfernt - erzählte uns kürzlich, dass die Bäume in Äthiopien doppelt so schnell wachsen wie in unseren Breiten. So wird schon nach einigen Jahren auch Feuerholz durch Entästen anfallen. Die Kirchengemeinde plant darüber hinaus durch dieses Baumpflanzprojekt „die Bevölkerung zu lehren“, wie Pfarrer Urgessa sich ausdrückte, wie wichtig Baumpflanzungen sind, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dessen Auswirkungen seien dort schon deutlich zu sehen und zu spüren.
Ein herzliches Dankeschön an Herrn Dr. Hartelt und Herrn Majumder für ihre Beiträge! Da wurde deutlich, wie wichtig und ermutigend es ist, wenn jeder an seinem Platz tut, was möglich ist: die Auswirkungen reichen weit über den eigenen Bereich hinaus.
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