Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 5/2009
Mai 2009
Müggelheimer Bote

Inhalt
Saisonstart mit Hindernissen
Biber hat jetzt auch in Köpenick Einzug gehalten
Eine Stadt wird 800
Enten: Bitte nicht füttern!!
Die Sorgen der Schule
Weitere Meldungen
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Karikatur
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Biber hat jetzt auch in Köpenick Einzug gehalten

von Revierförster George Majumder

Unser heimischer Biber (castor fiber) hat sich jetzt auf natürliche Weise auch in Köpenick angesiedelt. Bisher war er vor allem im Brandenburgischen, aber auch im Nordwesten Berlins zu Hause.

Beim Biber handelt es sich um ein Säugetier, das zur Ordnung der Nager gehört. Er lebt in Gewässern und an Ufern. Der schwimmende Säuger galt Ende des 19. Jahrhunderts im Brandenburgischen noch als fast ausgerottet. Er wurde wegen seines Pelzes und des wohlschmeckenden Fleisches gnadenlos gejagd. In den 30er-Jahren kam es zu Wiedereinbürgerungen in der Schorfheide.

„Meister Bockert” (so sein Fabelname) ist besonders gut erkennbar durch seinen platten Schwanz (Kelle oder Ruder genannt) und seine großen Nagezähne. Seine Kopf-Rumpf-Länge beträgt etwa 60-80 Zentimeter (Schwanzlänge etwa 30 Zentimeter). Damit ist der Biber in Europa das größte Nagetier. Wobei die Weibchen größer sind als die Männchen. Das durchschnittliche Gewicht eines Bibers liegt bei etwa 20-35 Kilo. Mit ihren Schwimmhäuten an den Hinterfüßen und ihrem wasserdichten Fell (etwa 23.000 Haare pro cm2) können sie bis zu 20 Minuten lang tauchen. Der Schwanz dient als Steuerruder beim Tauchen und als Fettreservoir im Winter.

Mit seinen kräftigen bis zu 3,5 cm langen und ca. 1 cm breiten Nagezähnen, die ständig nachwachsen, ist er in der Lage, auch starke Bäume (vorwiegend Weichlaubhölzer wie Erle, Weide) zu fällen. Biber verfügen über ein sehr gutes Gehör und einen hervorragenden Geruchs- und Tastsinn.

Sie leben monogam in Familienverbänden (zwei erwachsene Tiere mit ein bis zwei Generationen Jungtieren), die insgesamt aus etwa vier bis zehn Tieren bestehen können.

Dort, wo sich der Biber ansiedelt, reguliert er den Wasserstand durch einen selbst angelegten Damm. Die Dammbreite richtet sich nach den jeweiligen Gewässergegebenheiten. Bei gefrorenen Gewässern reguliert er den Wasserstand nach unten, indem er ein Loch in seinen Damm nagt. So bildet sich eine Luftschicht in der er sich bewegen kann.

Seine Biberburg errichtet er zuerst mit großen Ästen und Baumstämmen, die er aufschichtet. Mit Schlamm, Schilf und Steinen wird die Burg befestigt und abgedichtet. Der Eingang zur Burg liegt unter Wasser, der Wohnkessel über dem Wasserspiegel. Durch die gute Isolierung beträgt die Temperatur im Sommer im Wohnkessel etwa 20 Grad Celsius und im Winter ist sie frostfrei.

Ist ein Revier durch Biber besiedelt worden, sind sie ortstreu und bleiben oft über Generationen. Das Revier wird mit einem Sekret (Bibergeil) markiert. Überschreitet ein Rivale diese Grenze, kann es zu heftigen Revierkämpfen kommen.

Biber sind reine Pflanzenfresser. Sie nutzen das vorhandene Pflanzenmaterial nach Jahreszeit und Gebietsangebot. Im Sommer ernähren sie sich überwiegend von weichen Laubhölzern wie Erle, Weide, Aspe oder Pappel. Aber auch von Schilf, Laub, Kräutern, Gräsern und Wasserpflanzen. Im Winter zehren sie von angelegten Vorräten, Zweigen und Baumrinden.

Einen echten Winterschlaf hält der Biber nicht. Da er überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv ist, ist es eher unwahrscheinlich, ihm zu begegnen. Die Paarung erfolgt im Februar/März. Nach ungefähr 105 Tagen Tragezeit werden zwei bis fünf Jungtiere geboren. Sie sind behaart, sehend und wiegen etwa 600 bis 700 Gramm.

Die Jungtiere bleiben etwa zwei Jahre im Familienverband. Dann werden sie von den Elterntieren verstoßen und müssen sich eigene Reviere erschließen. Mit drei bis vier Jahren werden sie geschlechtsreif. Nicht selten erreichen sie ein Alter von 20 Jahren.

Da natürliche Feinde des Bibers fehlen, wie der Wolf oder der Luchs, ist die größte Gefahr der Mensch. Leider sind immer wieder Verluste durch Verkehrsunfälle zu beklagen. Aber auch eine ständige Beunruhigung kann zu Abwanderungen führen. Das kann zu Wanderungen in den innerstädtischen Bereich führen, was seine Überlebenschancen nochmals drastisch reduziert. Aber auch Hochwasser und Krankheiten bedrohen besonders die Jungtiere.

Haben Sie deshalb Verständnis dafür, das vom Biber besiedelte Gebiete nicht öffentlichkeitswirksam ausgewiesen werden. Biber gehören nach dem deutschen Naturschutzrecht und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU zu den streng geschützten Arten und sind in der Roten Liste (Kathegorie 1) eingestuft.

Sollten Sie bei Ihren Wasserwanderungen Zeichen unserer Biber erkennen, bitte ich Sie jegliche Beunruhigung zu vermeiden. Sollte es durch Biberfällungen zu Sperrungen der Wasserwege kommen, wird durch sensible Beräumung durch die Wasserbehörde oder die Förstereien eine Lösung gefunden.

Ich wünsche allen eine erholsame Entspannung und ein sensibles Auge für die Schönheiten in unserem Wald.