Gedanken aus Müggelheim
von Michael Wohlfahrt
Eine besondere Zeit - ein vergessener Tag – Gedanken zum Johannestag.
Die Mittsommerzeit ist für viele Menschen die schönste Zeit. Sie liegt jetzt schon wieder fast hinter uns.
In Schweden findet in dieser Zeit das Gegenstück zur Polarnacht statt, der Juni und der Juli markieren die Mitte des Jahres und es wird nicht gesungen „ ... wohl zu der halben Nacht...“, sondern von diesen Tagen als von denen, die „ohne Ende“ sind. - Auf die Dauer wäre das sicher kaum zu ertragen. Gut, dass es die Nacht gibt.
Glühwürmchenzeit, Zeit der Johannesfeuer, Zeit der Gesänge, der Serenaden, der Festspiele, der liturgischen Tauf-Feiern unter freiem Himmel am See, der Dankbarkeit, der Lebensfreude - ein halbes Jahr vor der Winternacht - wenn es denn Winter gibt und nicht nur ganz kurze Tage.
Johannesfeuer, Johannestag - oder etwas altdeutscher - Johanni, dann Johannis-Tag!
Wer ist Johannes? - Hans - auf hebräisch Chanan. Weiblich Johanna.
Der 24. Juni war und ist der Geburtstag des Johannes, des Täufers Christi, dessen Kopf um der unbequemen Wahrheiten willen, die er auch den Mächtigen entgegenschleuderte, eines Tages auf der Schale der Salome liegen wird. Der sich nach dem Himmel sehnt, nach der Wahrheit und der Gerechtigkeit Gottes, damit Leben gewinnt und nicht Verwesung und Verrottung. Johannes, der Vorläufer des Christus, der nach dem kirchlichen Kalender genau ein halbes Jahr später, am 24.Dezember geboren wird, nicht mitten im Sommer, sondern mitten in der Nacht - Mitternacht. Und dann ist Christtag. Und dann werden die Tage wieder länger.
Die Meister der kalendarischen Rechnung, des Zeitmaßes, des Rhythmus, des Timings - die Kirchenväter haben ihrer Gleichung ein Wort des Johannes in Bezug auf Christus zugrunde gelegt: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Ab Johanni nehmen die Tage ab. Ab Christus nehmen sie zu. Jedes Kind kann sich das merken. Soll sich das merken. Beides: Wann die Tage kürzer bzw. länger werden und wie sich Johannes zu Christus verhält. Eine volksbildnerische Leistung, ein Bibelwort so in die Astronomie einzubinden! Auch eine priesterliche!
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