Neue Firma will nach Müggelheim
Weitere Arbeits- und Ausbildungsplätze geplant
von Simone Jacobius
Stefano Sciortino steht im Container, Gasmaske über dem Gesicht, Arbeitsanzug an. Er nimmt eine kleine Flasche in die Hand. Schläuche führen durch den Raum, geben ihm Bewegungsfreiheit. Gekonnt setzt er an und gibt einem Kotflügel einen neuen „Anstrich“. Stefano ist Lackierermeister. Er arbeitet in einem der umweltfreundlichsten Unternehmen dieser Branche die es gibt. 1997 hatte sich der „Karosseriefachbetrieb Marco Voigt“ gegründet. Jetzt muss er von seinem alten Areal an der Wendenschloßstraße runter. Das alte Funkwerkgelände soll verkauft werden. Nun sucht Marco Voigt für sich und seine sechs Mitarbeiter eine neue Bleibe. Fündig geworden ist er in Müggelheim. Die Verhandlungen für die ehemalige BHG-Halle am Müggelheimer Damm laufen noch. Aber Bauingenieur Christian Zwingenberger hat die Umbaupläne bereits fertig.
„Seit Ende Oktober arbeiten wir daran, uns in Müggelheim ansiedeln zu können. Wir haben so gut wie alle notwendigen Anträge und Gutachten bereits eingereicht“, sagt Marco Voigt und hofft, dass es klappt. Wenn er nicht bald eine Baugenehmigung bekommt, müssten er und seine Mitarbeiter aufgeben, stünden auf der Straße. Denn sechs Wochen benötigen sie etwa für die Umbauarbeiten. Und zum 31. März ist Schluss in der Wendenschloßstraße.
Eine Gefahr für die Müggelheimer sieht Voigt in seinem Betrieb nicht - ebensowenig, wie der Fachbereich Umweltschutz des Bezirksamtes. Denn die attestieren dem Unternehmen in ihrem Gutachten: „... liegen keine Verstöße gegen geltendes Umweltrecht vor“. Auch zum Thema Lärmschutz wird der Firma bescheinigt, dass „der Tagesrichtwert für allgemeine Wohngebiete von 55 dB(A) am Tage deutlich unterschritten wird.“ So ergebe sich bei den nächstgelegene Anwohnern in 62 Meter Entfernung gerade ein Pegel von 44 dB(A).
Marco Voigt ist stolz darauf, ein umweltfreundliches Unternehmen zu führen. „Ich möchte schließlich in guter Nachbarschaft mit allen leben, deswegen habe ich schon immer mehr getan, als ich müsste“, begründet er sein Engagement. So benutzt er nur wasserlösliche Lacke. Und gespritzt wird in gesonderten Containern, die innerhalb der Halle stehen. Da das Farbkonzentrat mit Wasser verdünnt wird, verbraucht er etwa die Menge eines Marmeladenglases pro Tag. Das ist auch der Grund, aus dem er nur geringe Mengen an brennbaren Substanzen vorrätig hat - und die in einem gesonderten Raum. Auch die Wasserbetriebe haben keine Bedenken gegen die Ansiedlung des kleinen Unternehmens, obwohl es sich noch um Trinkwasserschutzgebiet 3 handelt.
Als Abgrenzung zu den Anwohnern der Johann-Jacob-Baeyer-Straße ist ein zwei Meter hoher Holzzaun mit Grünbepflanzung vorgesehen. Da Voigt es gerne selber so geräuscharm wie möglich hat, hat er Zusatzmaßnahmen zur Dämmung in und an der Halle vorgesehen. „Nach außen wird es ohnehin noch leiser, weil wir bisher in einer Leichtbauhalle ansässig waren und in Müggelheim etwas viel massiveres hätten“, meint Voigt.
Doch der erste Kontakt den der Karosseriebaumeister zu den Anwohnern suchte, verlief enttäuschend. Denn zu der Infoveranstaltung, mit der er den Müggelheimern schon im Vorfeld Ängste nehmen wollte, kamen gerade einmal zwei Anwohner. „Das war traurig, weil wir uns sehr viel Mühe gegeben hatten und unsere Technik vorführten. So werden die Leute eine Meinung entwickeln, ohne sich vorher ein Bild gemacht zu haben von uns.“ Dennoch hofft er darauf, bald die Zustimmung aller Ämter zu bekommen, damit er loslegen kann. Schließlich plant er, wenn alles gut anläuft, noch Mitarbeiter einzustellen und sogar auszubilden. Die Befähigung dazu haben er und Stefano auf jeden Fall.
Inzwischen ist Stefano fertig mit seinem Kotflügel. Ein dezentes Rauschen zeugt davon, dass die Lüftung ihren Dienst aufgenommen hat. Nun ist Feierabend für ihn. Es ist 18 Uhr.
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