Gedanken aus Müggelheim
von
Simone Jacobius
Die Vogelgrippe ist in Deutschland angekommen und was sich in den Medien abspielt, spottet jeder Beschreibung. Da wird vom Killervirus geredet, davon, dass man nicht mehr verreisen könne, Mundschutz und Handschuhe Voraussetzung seien, um sich überhaupt noch in der Öffentlichkeit ungefährdet bewegen zu können. Und all das fällt vielerorts auf fruchtbaren Boden. Urlaube auf Rügen sind schon zuhauf storniert worden. Auch die Türkei verzeichnet hohe Einbußen in dem für das Land so lebenswichtigen Erwerbszweig Tourismus. Dabei gibt es für keines der betroffenen Länder eine offizielle Reisewarnung.
Muss das sein? Inzwischen haben schon viele Wissenschaftler und Politiker auf die Notbremse getreten. Denn immerhin handelt es sich erst einmal nur um eine Tierseuche. Und zwar um eine, die in unregelmäßigen Abständen schon oft über die gefiederte Welt hereingebrochen ist. Doch früher wurde nicht so viel Aufhebens davon gemacht. Da fand man mal mehr, mal weniger tote Vögel, manchmal sind auch Tierbestände an Hausenten u.ä. in Mitleidenschaft gezogen worden. Dennoch gab es keine Panik, wie sie momentan entfacht wird. So mancher Rüganer Bauer war erstaunt ob der komischen Fragen der Journalisten und gab zur Anwort: Ist doch alles normal hier, wir leben weiter wie bisher.
Das es sicherlich kein Fehler ist, bestimmte Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, steht auf einem anderen Blatt. So habe auch ich meinen schon großen Kindern noch einmal nahe gelegt, keine toten Vögel anzufassen (eine Tatsache, die eigentlich schon immer selbstverständlich war), aber auch keine Federn zu sammeln. Letzteres ist für mich schon eine Umstellung, die gerne am Ostseestrand Federn zum Basteln suchte. Und wenn einen doch einmal ein Schiss aus der Luft treffen sollte, heißt es halt sofort reichlich Wasser und Seife zu benutzen. Denn in bestimmten, seltenen Fällen kann das Vogelgrippevirus auch auf den Menschen übergehen. Doch das ist in Europa noch nicht vorgekommen. Und das man Geflügelfleisch nicht roh essen sollte, ist allseits bekannt.
Sinnvoll ist sicherlich, dass die Pharmaindustrie Vorsichtsmaßnahmen ergreift für den Fall, dass das Virus tatsächlich mit dem menschlichen Grippevirus eine Verbindung eingehen sollte. Dann sollte es schon entsprechende Medikamente geben. Aber auch so sterben an der Grippe jedes Jahr im Schnitt 8.000 bis 10.000 Menschen in Deutschland (2003 waren es sogar 16.000). Eine Zahl, die uns gar nicht so präsent ist. Doch bis der sogenannte worst case, der schlimmste Fall, eintritt, kann noch viel Zeit ins Land gehen. Ich will hier wirklich nichts schön reden, aber ich weigere mich auch, mich von der allgemeinen Panik infizieren zu lassen - die sehe ich zurzeit als viel schlimmer an als das Vogelgrippe-Virus mit dem schönen Namen H5N1.
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