Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 10/2005
Oktober 2005
Müggelheimer Bote

Inhalt
Es "saut" sich was zusammen in Müggelheim
Müggelheimer wurde Sieger bei der Waldarbeitermeisterschaft
Parforce-Jagd: Ja, wo rennen sie denn?
Schlechte Wahlbeteiligung in Müggelheim
Gelungenes Fest in der Schule
Kinderbauernhof: Ein Paradies für Kinder und Tiere
Alter Pächter, neuer Pächter und ein dreiseitiger Vertrag?
"Petri heil" auch unter den Augen des Gesetzes
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2005
Müggelheimer Bote
 

Es „saut” sich was zusammen in Müggelheim

Aktuelle Zahlen zur Wildschwein-Jagd

von Simone Jacobius

Berliner Sauen sind echte „Großstadtgören”. Sie sind extrem frühreif, teilweise noch nicht einmal ein Jahr alt, wenn sie das erste Mal werfen. Entsprechend hoch her geht es auch in unseren Wäldern und vor allem bei den gut genährten Stadtschweinen. Man sieht es in Müggelheim: Wildschweine graben die Seitenstreifen um, stoßen Tore auf oder schlängeln sich unter den Zäunen hindurch. Sie laufen am hellichten Tag über den Strand am Müggelsee und leeren die Papierkörbe oder Kühltaschen der Badenden, stehen schon am Tage mit an der Haltestelle oder sonstige kuriose Dinge.

Doch was des einen Leid, muss nicht automatisch auch des anderen Leid sein. Das haben die gerufenen Stadtjäger zu spüren bekommen. Zwei der 45 Berliner Jäger, die eine Zusatzausbildung für das Stadtgebiet haben, sind zuständig für Müggelheim. Doch einer von ihnen hat bereits eine Klage am Hals, weil ein Anwohner sich durch die Schüsse gestört fühlte.

Schon häufiger musste Derk Ehlert von der Obersten Jagdbehörde, zuständig für die Einteilung der Stadtjäger, seine Leute aus brenzligen Situationen befreien, die durch erboste Anwohner entstanden. Zu der Info-Veranstaltung des Müggelheimer Boten im im Dorfklub kamen etwa 70 Leute, die sich Informationen zu unseren vierbeinigen „Mitbewohnern“ erhofften. Und die bekamen sie „satt“. Im Forstamt Köpenick, mit 6782 ha das größte im Stadtgebiet, wurden in der vergangenen Jagdsaison (1.4.04-31.3.05) 626 Sauen erlegt, 127 Rehe und 119 Füchse.

Im Stadtgebiet dürfen allerdings nur Stadtjäger schießen, betonte Ehlert. Sie sind allesamt ehrenamtlich tätig und mehr als die Hälfte von ihnen fällt beruflich in die Sparte Tierarzt, Polizist oder Forstangestellter. Die 45 Stadtjäger haben in der Saison 2004/2005 insgesamt 1685 Tiere zur Strecke gebracht, davon nochmals 938 Wildschweine. Auch 27 Waschbären gehören mittlerweile dazu, denn die possierlichen Tiere können erhebliche Schäden anrichten und sind schwer wieder los zu werden, wenn sie sich erst einmal in einem Haus eingenistet haben.

„Wenn ich ein Wildschwein wäre, würde ich immer am Waldrand leben”, meinte Derk Ehlert, „da habe ich durch die vielen Wild-Kompostierungen genug zu fressen und die Jäger trauen sich so dicht an der Siedlung nicht zu schießen. Also lebe ich sicher und gut versorgt”, schmunzelte er. Doch damit sprach er ein gravierendes Problem an: Die Kompostierung am Waldrand.

Etwas anderem will der Gesetzgeber jetzt rechtlich Einhalt gebieten. Das Jagdgesetz wird gerade überarbeitet. Künftig sollen Ordnungswidrigkeiten wie Wildschweine füttern, oder auch nur Kartoffelschalen im Wald auskippen, mit bis zu 5000,- Euro geahndet werden dürfen.„Es ist einfach falsch verstandenen Tierliebe, den Wildschweinen etwas zu fressen zu geben. Damit beginnt ein Teufelskreis”, so der Mann von der Obersten Jagdbehörde.

Im August schossen die Stadtjäger 12 Schweine im Ortsgebiet, seitdem ist es etwas ruhiger geworden. Zumal die diesjährige Eichelmast viele Sauen in den Wald zurücklockt. Doch das wird nicht von Dauer sein, dämpft Ehlert den Optimismus.


Pfeffer contra Wildsau

Ich bekenne, auch ich habe Wildschweinen schon weh getan. Als Besucher der Hirtenwiese (am Langen See) wurde ich bei Dunkelheit von Wildschweinen überrascht. Ob ich mein Vorgehen als Rezept empfehlen soll, weiß ich nicht - es könnte den Wildschweinen geschadet haben

Also: Ich habe das größte von ihnen mit der Taschenlampe geblendet und ihm Pfeffer auf den Rüssel gestreut. Als es niesen musste, habe ich es kräftig am Schwanz gezogen. Es hat so laut gequiekt, dass die ganze Rotte schlagartig die Flucht ergriffen hat - leider in Richtung Müggelheim. An der Stelle meines Sieges über die Wildschweine habe ich eine Papptafel angebracht und wenn sie nicht vom Wettergott, den

Waldgeistern oder Wildschweinen zerstört worden ist, kann man sie noch heute am Tatort besichtigen.

Mit freundlichen Grüßen Horst Gerschon aus Süddeutschland (nicht Bayern)