11. Jahrgang, Ausgabe 4/2005 April 2005 |
Der Schülerberg bei den ersten Klassen im kommenden Schuljahr erklärt sich aus dem vorgezogenen Einschulungsalter – jetzt werden schon die 5-Jährigen schulpflichtig und kommen zusammen mit den 6-Jährigen in den Genuss der flexiblen Eingangsphase. D.h., die ersten beiden Schuljahre können in 1, 2 oder 3 Jahren durchlaufen werden. Noch haben die Lehrer keine Pläne in der Hand, wie sie mit diesem neuen Modell umgehen sollen. Doch schon im nächsten Schuljahr sinken die Zahlen wieder, auch wenn sich ein höheres Niveau als jetzt einpendeln wird. Dies bereitet Schulen wie der unsrigen Probleme. Vorgeschrieben sind mindestens 2-zügige Grundschulen, also mit 2 Parallelklassen. In diesem Schuljahr reichten die Anmeldungen gerade mal für eine erste Klasse, die nur aufgrund Müggelheims Entfernung zu anderen Grundschulen akzeptiert wurde. Ich zitiere aus dem SEP (3.2.4. Müggelheim): „Die rückläufigen Schülerzahlen in dem in isolierter Randlage gelegenen Einschulungsbereich haben sich nach neuesten Hochrechnungen weiter manifestiert. Die Siedlungsstruktur ist durch verstärkten Einfamilienhausbau insbesondere in den neunziger Jahren verdichtet worden. Die geplanten größeren Wohnungsbauvorhaben werden nicht fortgeführt.“ Letzteres ist, wie Sie wissen, auf die Flughafenplanung zurückzuführen. Weiter heißt es: „Eine Nachverdichtung des Bestandes an Einfamilienhäusern wird nicht zu dem Schülerzuwachs führen, den Schulstandort in Zweizügigkeit als gesichert anzusehen. In Anbetracht der Erfahrungen mit Filialen, die im Ortsteil Schmöckwitz gesammelt wurden, ist über die Weiterführung des Schulbetriebes ggf. auch als Einzelfalllösung nachzudenken.“
Dies bedeutet, dass unsere Grundschule zur Filialschule einer anderen Grundschule würde, damit zumindest die unteren Klassen am Wohnort beschult werden können, üblicherweise die Klassen 1-4. Der Einbruch der Schülerzahlen wird an der Tabelle auf der Folgeseite deutlich, die sich mit den Oberschulen Klassen 7-10 beschäftigt. Das Problem für die Schulverantwortlichen ist es nun, aus den aktuellen Schülerzahlen verlässliche Annahmen für die Planung der Kapazitäten der einzelnen Schulformen abzuleiten. Dazu wird die durchschnittliche Verteilung der Schüler in den letzten Jahren herangezogen. Das Problem ist nur, dass der Durchschnittswert nicht unbedingt die wahren Verhältnisse widerspiegelt. In den letzten beiden Jahren stieg z.B. der Anteil der Gesamtschulen deutlich, im letzten Jahr um fast 10% gegenüber dem Vorjahr, im gleichen Maße sank der Anteil der Gymnasiasten. Wenn sich dieses Verhalten fortsetzt, ist die Planung auf der Basis der Durchschnittszahlen nicht realistisch. Aus diesem Grund muss die tatsächliche Planung auch kurzfristig geändert werden können, wie dies in diesem Schuljahr im Bereich der Gesamtschulen geschah. An der Merian-Oberschule wurde eine zusätzliche Klasse eingerichtet. Doch konnte an den Gymnasien diese Klasse nicht einfach gestrichen werden, weil sich die fehlenden Schüler auf mehrere Schulen verteilten. Daraus zieht der SEP die Konsquenz: „Die deutlich werdenden Überkapazitäten im Gymnasialbereich machen es erforderlich, ab dem Schuljahr 2006/7 erneut zu prüfen, ob neben den bereits beschlossenen Zusammenlegungen … weitere Fusionen erforderlich sein werden.“ Leider wird damit eine Chance vertan, den Rückgang der Schülerzahlen zu einer Qualitätssteigerung des Schulangebotes zu nutzen. Aus der Statistik der Senatsverwaltung für Finanzen „Was kostet wo wie viel?“ (im Internet unter www.berlin.de/senfin/ unter Haushalt, Finanzpolitik) lässt sich entnehmen, dass unser Bezirk im berlinweiten Vergleich am wenigsten Geld für einen Schulplatz an Hauptschulen und Gymnasien ausgibt. Bei den anderen Schulformen liegt Treptow-Köpenick ebenso auf den letzten Plätzen, mit Ausnahme der Grundschulen, wo aber auch immer noch weniger als der Durchschnitt aller Bezirke ausgegeben wird. Die Kosten für einen Schulplatz umfassen alle Leistungen, die mit der Bereitstellung von Schulgebäuden und deren Einrichtung sowie Lehr- und Lernmitteln in Zusammenhang stehen. Wenn wir unsere Schulen anschauen, so müssen wir uns schon fragen, warum sich ein Bezirk mit einem relativ guten Sozialindex so mies ausgestattete Schulen leistet, wo sich andere Bezirke nicht zieren, wesentlich mehr Geld (in Einzelfällen das Doppelte) pro Schüler auszugeben. |