Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 9/2004
September 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Neue Buslinie für Müggelheim
Hochzeit mit Kanonendonner
Schönefeld: Planfeststellungsbeschluss liegt vor
Laut Planfeststellungsbeschluss kein Nachtflugverbot in Schönefeld
Wertverlust Müggelheimer Grundstücke im Stadtvergleich
Vorsicht am Fußgängerüberweg
200 Jahre Müggelheimer Dorfkirche
Fledermausschreck oder Schreck vor Fledermäusen?
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Jugendclub Mügge
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Marianne Schäfer


Ich fahre gerne mit meinem Fahrrad durch Müggelheim. Ich liebe es, wenn der Wind an mir vorbeistreicht während ich so in die Pedalen trete. Ich kann den mir entgegen kommenden Menschen ein Lächeln oder einen Gruß für den schönen Tag bieten. Leider fehlt auf der Seite in Richtung Köpenick der Fahrradweg in unserem Dorf. Da der meiste Verkehr auf der Straße stattfindet, wird von vielen Fahrradfahrern die sogenannte „falsche Seite“, auf welcher der einzige Fahrradweg angelegt ist befahren. Hier ist dann gegenseitige Rücksicht wichtig. Ein Klingeln und dann ein Dankeschön für die freie Fahrt.

Im August lud mich meine Freundin zu einer Feier zu sich. Natürlich fuhr ich mit dem Fahrrad durch die Straßen, den Wald und die Wiesen nach Schönhorst. Es war ein wunderschöner Sommerabend und eine sehr liebevoll vorbereitete Geburtstagsfeier. Alle haben sich amüsiert wie Bolle, wie der Berliner so sagt. Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass es inzwischen dunkel geworden ist. Nun war es zu spät, immerhin war es Mitternacht und ich wusste, dass mein Fahrradlicht kaputt war. Meine Freundin gab mir eine dicke Halogen-Handlampe und so ausgerüstet machte ich mich auf den Heimweg.

Die Spreestraße in Schönhorst ist bei Tageslicht schon schwer zu befahren, weil sie eine einzige löchrige und buckelige Angelegenheit ist. Einige Stellen waren frisch mit Bauschutt verfüllt. So holperte und schleuderte ich nun mit der Handlampe in der Hand, krampfhaft den Lenker fest haltend. Irgendwann gab ich auf, stieg ab und schob das Rad bis zur befestigten Schönhorster Straße. Flott fuhr ich nun auf der Straße voran. Der Mond war noch hinter den Bäumen, die Sterne funkelten im tief dunklen Himmel. Der wackelnde Lichtschein der Handlampe zeigte mir den Straßenrand. Dann den Dünen-Berg hoch, in die Kurve und wieder abwärts. Hier roch ich schon den markanten Wildgeruch und gleich darauf hörte ich rechts und links der Straße das Blasen, Grunzen und Brechen von mehreren Sauen. Im Lichtschein sah ich sie vor mir auf der Straße, einige Sauen und viele kräftige Frischlinge. Was nun? Zurück das bedeutet anhalten, absteigen und wenden. Dann lieber Augen auf und durch! Ich brüllte, klingelte und wackelte mit der Lampe, trat kräftig in die Pedale und sauste durch die Rotte, um die Kurve und war wieder allein auf der dunklen Waldstraße.

So ein Erlebnis hat kein Autofahrer. Der sitzt in seinem Fahrzeug abgeschottet von der Umwelt. Ich radelte weiter, stellte mir die Gefühle der ersten Siedler von Müggelheim vor. Allein, ohne Fahrzeug, in tiefer Dunkelheit, mit Unsicherheit, Bedrohung von wehrhaftem Wild, auf unbefestigten Wegen, ohne Straßenbeleuchtung. . . Ich sehe von weitem das erste Licht von der Straßenbeleuchtung an der Odernheimer Straße, wie wunderbar!