Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 9/2004
September 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Neue Buslinie für Müggelheim
Hochzeit mit Kanonendonner
Schönefeld: Planfeststellungsbeschluss liegt vor
Laut Planfeststellungsbeschluss kein Nachtflugverbot in Schönefeld
Wertverlust Müggelheimer Grundstücke im Stadtvergleich
Vorsicht am Fußgängerüberweg
200 Jahre Müggelheimer Dorfkirche
Fledermausschreck oder Schreck vor Fledermäusen?
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Jugendclub Mügge
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Kleinanzeigen
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Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
Die stillen Tage

Die Bedeutung des Ackerbaus für den Menschen

von Marianne Schäfer

Der frühe Mensch war Jäger und Sammler. Als er sesshaft wurde, begann er die Umwelt zu seinen Nutzen umzugestalten. Ursprünglich wilde Pflanzen wurden in der Siedlung angebaut, die kräftigsten Exemplare ausgelesen und vermehrt. Die ersten Kulturpflanzen in Mitteleuropa waren: Emmer, Einkorn, Gerste, Nacktweizen, Erbse, Lein und Schlafmohn. Das erste Haustier war der Hund (Wolf). Zum Ende der Altsteinzeit folgten Esel, Maultier und Geflügel. Sie kamen mit den Römern nach Mitteleuropa. Noch später dann Rinder und Schweine, Schafe und Ziegen. Das war der beginn des Ackerbaus und der Tierzucht.

Abgeerntete Ackerflächen dienten als Weide, sonst lebte das Vieh an Waldrändern und an Gewässern. Erst viel später kam die Stallhaltung. Durch Dung und Bodenbearbeitung mit ersten primitiven Geräten erhöhten sich die Ernteerträge. Vorreiter unter anderem bei der Zucht, Veredlung und Kultivierung von Pflanzen und Tieren waren im frühen Mittelalter die Klöster. Aus Wildpflanzen wurden Kulturpflanzen: sowohl Kern- als auch Steinobst, aber auch Gemüse, Reben und Getreide. Von den Mönchen übernahmen die Bauern die neuen Pflanzensorten und Tierrassen, deren Erträge auf Märkten feil geboten wurden.

Der Entdecker Pizarro brachte etwa 1550 die Kartoffel von seiner Fahrt nach Südamerika mit zurück nach Spanien. Von dort aus wurde sie über Italien (Tartuffoli) nach Deutschland eingeführt. Sie verbreitete sich nur langsam und eroberte den Kontinent auch nicht flächendeckend. Dennoch war es eine Katastrophe, als später die Kartoffelfäule in ganz Europa zu verheerenden Ernte- und Lagerverlusten führte. Tausende Menschen starben an Hunger.

Im 18. Jahrhundert entwickelten sich durch weitere Beobachtungen und Züchtungen die modernen Naturwissenschaften. Damit wurde der Grundstein zur systematischen Erforschung für die Erneuerung und Verbreitung von Nahrungsmitteln gelegt. Dank dieser Entwicklung ließen sich im 20. Jahrhundert immer detailliertere Kenntnisse über die natürlichen Lebensvorgänge gewinnen. Louis Pasteur (1822 – 1895) gelang der Nachweis der winzigen Wesen, die man heute Bakterien oder Mikroben nennt. Johann Gregor Mendel (1822 –1884) befasste sich intensiv mit der Vererbung. Er führte jahrelang Versuche mit der gut geeigneten Erbsenpflanze durch. Mendel gilt als Wegbereiter der Genetik. Man unterscheidet nun zwischen erblichen Eigenschaften und Umwelteinflüssen. Auf Mendels experimenteller Forschungsarbeit fußt heute der neu geschaffene Wissenschaftszweig der Genetik. Der Physiologe und Chemiker Friedrich Mieschner ( 1844 – 1895 ) hat als erster den Nachweis von Nucleinsäure – und damit der DNA – im Zellkern erbracht. Auf einer anderen Strecke waren die Forschungen des Chemikers Justus von Liebig ( 1803 – 1873 ) für die Landwirtschaft erfolgreich. Er ist der Schöpfer der Agro-Chemie. Seine Forschungen sind die Grundlagen für die Mineralstoffdüngung. Durch die Anwendung des Kunstdüngers konnten die Ernteerträge beträchtlich gesteigert werden. Ende der 40er / Anfang der 50er Jahre wurde das DDT entwickelt. Es begann die chemische Schädlingsbekämpfung, auch die Schadpilze konnten nun chemisch bekämpft werden. Der Agrarwissenschaftler Eilhard Alfred Mitscherlich (1874 – 1956) fand das für die Düngeranwendung wichtige Wirkungsgesetz der Wachstumsfaktoren.

Chromosomen sind die Träger der Erbanlagen (Gene), erkannte der Genetiker Thomas Morgan (1866 – 1945). 1953 entdeckten James D. Watson und Francis H.C. Crick die Doppelhelixstruktur der DNA, bis Mitte der 60er Jahre war dann der „ Genetische Code“ entschlüsselt. Mitte der 70er Jahre begann die Entwicklung der Gentechnologie. In den 80ern wurden wichtige Erkenntnisse zu Fragen der Gen-Regulation gewonnen. Durch die komplexen Erkenntnisse der Genforschung sagt man: Alles deutet daraufhin, dass alles irdische Leben von einem einzigen Ur - Organismus abstammen muss!

Viele weitere Wissenschaftler haben für die Gewährleistung der zukünftigen Welternährung geforscht und ihre Erkenntnisse haben dazu beigetragen, dass sich die Genforschung auf dem heutigen Stand befindet.

Die Gentechnik wird einen Teilbeitrag zur Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung leisten, denn in Zukunft müssen mehr Lebensmittel kostengünstig und ökologisch auf einer immer kleiner werdenden Anbaufläche gewonnen werden. Die Produktionssteigerung ist grundsätzlich nicht nur negativ zu sehen. Wir müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen dass in etwa fünfzig Jahren die doppelte Anzahl Menschen (rund 10-12 Milliarden ) ernährt werden muss. Auch die Klimaveränderungen werden Ernährungsprobleme mit sich bringen.

Aus der Kreuzung konventioneller Pflanzen mit transgenen Pflanzen entstanden Züchtungen, die höhere Erträge abwarfen. Sie sind gegen Schadinsekten, Virus- und Pilzerkrankungen resistent. Weitere Ziele sind neue Reissorten, die auf trockenen Ackerflächen angebaut werden können und neue Getreidesorten mit größeren Ähren. Kulturpflanzen wie Baumwolle, Kartoffeln, Mais, Papaya, Raps, Soja, Chicoree, Tabak, Tomate sind schon gentechnisch verändert und weltweit zugelassen. Außerdem wird an einer besseren Haltbarkeit und mehr Vitamine gearbeitet. Ökologisch von Bedeutung ist, dass transgene Pflanzen kontrolliert angebaut werden, wobei Pestizide entweder gar nicht oder nur reduziert zum Einsatz kommen.

Die Gentechnik verändert grundsätzlich nicht das allergene Potenzial eines Proteins, das heißt, dass Proteine ohne allergenes Potenzial auch nach dem Transfer in einen anderen Organismus kein erhöhtes allergenes Potenzial aufweisen. Weltweit sind bisher nur etwa tausend Substanzen bekannt, die zu Allergien führen. Reine Nahrungsallergien sind noch seltener; meist handelt es sich um unverdauliche Eiweiße. Jeder Zulassung eines genveränderten Lebensmittels gehen strengste Prüfungen voraus. Deren Untersuchungen gehen wesentlich weiter, als bei Produkten, die aus Züchtungen hervorgehen. Die Durchführung der Sicherheitsbewertung muss in allen EU-Staaten nach den gleichen strengen Maßstäben erfolgen. Heute gibt es keine Nahrungsmittel mehr, die nicht in irgendeiner Weise behandelt oder gezüchtet sind.

Mit der Gentechnik kommen sichere, gesunde und qualitativ hochwertige Lebensmittel in den Handel, heißt es. Das eigentliche Risiko liege im falschen Ess – und Ernährungsverhalten. Die Gentechnik im Lebensmittelbereich stelle weder eine Bedrohung für unsere Gesundheit noch für unsere Umwelt dar. MS

Auszüge und Zitate aus: „Gen-Welten, Ernährung”, Nestlé AG