Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 8/2003
August 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Rettung des Jugendclubs möglich
Eiszeit in Müggelheim
Hochsaison für die Wasserretter
Prüfung für die Jugendfeuerwehren
Bomben und Manipulationen
Wie gut kennen Sie Müggelheim?
Ehemalige Sportlergrößen: Daniela und Kay Bluhm
Harter Schlag für den Müggelturm
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Heimatverein
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Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
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Harter Schlag für den Müggelturm

Keine Interessenten im Bieterverfahren

Ein glatter Tiefschlag: Niemand hat Interesse am Müggelturm. Das ist das traurige Ergebnis der Ausschreibung für das Müggelturm-Areal, die Mitte Juni endete. Es gibt keinen Bieter - in ganz Europa nicht. Ein „eklatanes Ergebnis” meint der Liegenschaftsfonds Berlin, der das internationale Bieterverfahren durchführte. Jetzt soll nachgebessert und eine zweite Runde gestartet werden. Rund drei Monate war das ehemalige Köpenicker Wahrzeichen im Internet ausgeschrieben. Über einen Mangel an Zugriffen kann sich der Liegenschaftsfonds nicht beklagen. Etwa 1000 Zugriffe hat man dort registriert. Für Planungsexperten kommt das Ergebnis jedoch nicht überraschend. Schließlich seien die Anforderungen der Ausschreibung unverhältnismäßig hoch gewesen. Die Planer hätten finanziell enorm in Vorleistung gehen müssen, ohne die Garantie zu haben, später auch den Zuschlag zu bekommen. Eine Entwurfsplanung für Architektur und Landschaft, für Ver- und Entsorgung und weitere Details mit genauen Zeichnungen und Kosteneinschätzungen sind verlangt worden. Unterlagen, die 40 000 bis 60 000 Euro an Vorleistung verlangt hätten. Ein Wagnis, das kaum einer eingeht. Auch seien die Auflagen des Denkmalschutzes zu eng.

Historie

Im Jahr 1889 ließ der Fabrikant Carl Spindler den Turm in Gestalt einer hölzernen Pagode auf dem Kleinen Müggelberg errichten. Sie brannte im Mai 1958 bei Schweißarbeiten ab. Doch die Berliner hingen an ihrem Aussichtstrum. Inerhalb kürzester Zeit kamen 120 000 Mark an Spendengeldern zusammen, viele Berliner boten ihre Mithilfe beim Wiederaufbau an. Als Ersatz entstand 1961 ein neungeschossiger, 29 Meter hoher Betonturm mit verglasten Balkonen - nicht mehr so leicht entflammbar. Über 126 Stufen kommt man auf die Aussichtsplattform, die einen traumhaften Blick offeriert. Der Turm wurde 1996 mit Mitteln der Europäischen Union gründlich saniert und ist täglich zur Besichtigung offen. Doch einen Fahrstuhl gibt es aus Kostengründen immer noch nicht. Anfang 2002 wurde der gastronomische Betrieb wegen erheblicher baulicher Mängel eingestellt.

Nach der Sommerpause wollen sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und das Bezirksamt noch einmal zusammensetzen, um zu beraten, wie die Rahmenbedingungen verändert und Investorenfreundlicher gestaltet werden könnten.

Ziel des internationalen Bieterverfahrens ist es, dem „88 Meter hohen Turm auf dem 'Kleinen Müggelberg' wieder neues Leben einzuhauchen und an seine Tradition als Ausflugsziel anzuknüpfen”, heißt es im Vorwort des Liegenschaftsfonds. Vielleicht liegt ja hier der Hase im Pfeffer begraben: Wenn noch nicht mal der Fonds weiß, dass der Turm nur 29 Meter hoch ist. . .

Zu dem mehr als 6000 Quadratmeter großen Areal gehören ein Restaurant mit 140 Plätzen, eine Weinstube mit 100 Plätzen und die Sonnenterrassen, die 500 Besuchern Platz bieten. Erlaubt ist, laut Ausschreibung, was in die Kathegorie Freizeit und Gastronomie passt und nicht zu massiv ausfällt. Als zu massiv sieht der Fonds beispielsweise ein Hotel mit 200 Zimmern an, also solch eines, wie es ein Berliner Investor bereits seit zwei Jahren vergeblich anbietet. Nur ein Viertel, also 50 Zimmer wollen die Behörden zulassen, doch das hält kein Investor für wirtschaftlich vertretbar.

Sogar die Idee einer Müggelturm-Aktiengesellschaft gab es bereits. Mit „Volks-Aktien” sollte sich jeder an der Sanierung beteiligen können. Kleinstaktien im Wert von 50 Euro sollte es geben, doch auch diese Pläne liegen erst einmal auf Eis. sip