Hochsaison für die Wasserretter auch in Zeiten schmaler Kassen: eine Zwischenbilanz
von Gisela Winkelmann
In Zeiten, in denen Strandbäder rigoros geschlossen werden oder Eintrittspreise überteuert sind, zieht es badefreudige Sommerfrischler vermehrt an sogenannte „wilde” Badestellen. In Müggelheim ist die Badestelle am Kleinen Müggelsee besonders beliebt. Steffen Schlopsnies leitet dort seit sechs Jahren seine Crew und ist für die Ausbildung des Nachwuchses verantwortlich. Im vergangenen Jahr wurde er zum neuen Fachdienstleiter des Arbeiter-Samariter-Bundes gewählt und steht nun den ASB-Wasserrettern von ganz Berlin vor. Sein Vorgänger, Uwe Grünhagen, hatte 2002 sein Amt nach 11-jähriger Tätigkeit abgegeben.
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Steffen Schlopsnies - Wasserretter aus Passion. Foto: privat
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Seit Saisonbeginn am 1. April sind die ehrenamtlich bewachten Badestellen in Müggelheim wieder besetzt. Am Großen Müggelsee in Müggelhort halten 12 Mann die Stellung, an der Großen Krampe acht bis 12 und der Kleine Müggelsee ist mit sechs bis acht Leuten besetzt. Natürlich im Wechsel. Die ausgebildeten Rettungsschwimmer, Taucher und Sanitäter haben bis Ende Juni an 31 Einsatztagen bereits 50 000 ehrenamtliche Stunden geleistet. Steffen Schlopsnies erläutert: „Bis Ende Juni hatten wir 109 Bergungen von Motor-, Paddel- und Segelbooten. Insgesamt wurden 191 Personen von Booten gerettet. Sechs ermattete Schwimmer zogen wir aus dem Wasser, 124 Erste-Hilfe-Leistungen wurden erbracht, darunter viele Schnittverletzungen.”
Und da ist schon wieder das Thema Nummer eins: Der ehemals feine weiße Sand an der Badestelle Kleiner Müggelsee ist völlig verdreckt. Zwar ist es dem Forstamt Friedrichshagen gelungen eine Reinigungsfirma zu gewinnen, die zweimal wöchentlich den Strand reinigt, aber das Problem wird bleiben, solange nicht jeder Badegast selbst für Ordnung sorgt. „Die Abfallbehälter werden schon genutzt, doch auf der Suche nach etwas Genießbarem kippen die Wildschweine die Behälter regelmäßig um und verteilen den Müll schön gleichmäßig am Strand. Dieses, und dadurch auch viele Unfälle, könnten vermieden werden, wenn jeder seinen Müll wieder mitnähme”, appelliert der Wasserretter.
Auch an einige Bade-Grundregeln erinnert er, die nicht oft genug wiederholt werden können:
- nach dem Essen mindestens eine Stunde warten
- keinen Alkohol trinken
- nicht erhitzt ins kühle Wasser springen
- kleine Kinder nicht aus den Augen lassen, denn Schwimmhilfen bedeuten für Nichtschwimmer keine Sicherheit.
Wie wichtig die ehrenamtlichen Retter an und auf den Berliner Gewässern sind, scheint dem Senat nicht klar zu sein. Immer weniger Geld steht zur Verfügung. Doch die Rettungsboote fahren nunmal nicht ohne Benzin, die medizinische Ausrüstung muss auch gesichert sein und die Ausbildung des Nachwuchses wird ohne finanzielle Mittel zum Problem.
Seinen Unmut an dieser Situation bekräftigt auch Schlopsnies: „Unsere Überlegung geht dahin, die Stationen ab Mitte September zu schließen. Diese Schlussfolgerung der Einsparungspolitik des Senats beträfe dann die Berliner Bevölkerung und unsere Auszubildenden.”
Privat hat der Chef der ASB-Wasserretter Steffen Schlopsnies sein Glück gefunden: Mitte Mai landete er im Hafen der Ehe. Natürlich heiratete er am Wasser, in der Schlosskirche auf der Schlossinsel Köpenick. Herzlichen Glückwunsch noch dem glücklichen Paar!
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