Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 7/2003
Juli 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Strandvergnügen wird zum Strand-Ekel
Odyssee einer Straßenumbenennung
BVBB: Was wieder einmal gesagt werden muss...
Ferienzeit = Einbruchzeit
Sommerrätsel: Wie gut kennen Sie Müggelheim?
Sportlergrößen: Johanna und Werner Kähne
Skurriles im Dorfclub: Werke von "Dagobert"
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Aus den Vereinen
Heimatverein
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Odyssee einer Straßenumbenennung

Wie es zu Norheimer - und Müggellandstraße kam

Man kann kaum glauben, dass Straßenbenennungen fast zwei Jahre dauern. Anwohner erzählten mir, dass die Erteilung von Baugenehmigungen auch zwei bis fünf Jahre dauern kann. Die Bürokratie in Deutschland hat sicher Weltniveau.

Bereits 1992 stellten einige Müggelheimer die Anfrage, ob unsere Nummern- und Buchstabenstraßen eventuell Zug um Zug ordentlich benannt werden könnten. Viele Müggelheimer machten sich Gedanken. Bürgervertretung, Umweltkreis und Heimatverein steuerten gute Namensvorschläge bei, die auch Bezug zu unserem Ort haben. Die meisten betrafen die Natur und die Geschichte unseres Ortes. Diese Liste mit Namensvorschlägen haben wir beim Bezirksamt eingereicht. Wir wurden dann belehrt, wie teuer solch ein Vorhaben sei und dass dies nur ganz langsam, sozusagen als Zukunftsvision, in Angriff genommen werden könne. So freuten wir uns schon, als die Philipp-Jacob-Rauch-Straße (Name unseres 1. Bürgermeisters) im Neubaugebiet und ganz feierlich die Johann-Jacob-Baeyer-Straße (Begründer der Landvermessung) benannt wurden.

Es folgten drei Straßen am Ende der Odernheimer Straße: die Schönhorster Straße, Zu den Müggelheimer Wiesen und der Neuhelgoländer Weg, die vorher, namenlos, für viel Verwirrung bei Post und anderen Versorgungsfahrzeugen sorgten.

Am 1. August wird nun die Benennung der beiden Straßen am Ortseingang rechtskräftig. Die Straße 635 wird zur Müggellandstraße, die Straße 639 zur Norheimer Straße.

Die 635, im Volksmund „Europastraße” benannt, ist wohl die teuerste Straße Müggelheims. Zum Glück musste sie nicht aus dem Köpenicker Amtssäckel bezahlt werden, sondern es flossen EU-Mittel.

Viele Müggelheimer fragten bereits an, ob wir nicht hätten bessere Namen finden können. Oh ja, wir hatten eine Fülle von Vorschlägen. Beispielsweise die Oberhausener Straße (hier kamen auch einige Einwanderer her), Glanzeile (Odernheim liegt am Flüsschen Glan) oder Walter-Reinhold-Straße. Letzteren Namen wollten wir besonders gerne ehren. Er war ein Ortschronist von Müggelheim und sehr aktiv. So hat er beispielsweise in mühevoller Arbeit die 200-Jahr-Feier organisiert und war maßgeblich an der Aufstellung des Bayer-Gedenksteins beteiligt.

Doch alles stieß beim Bezirksamt auf Ablehnung. Die Begründung: Bereits vorhandene oder auch ähnlich klingende Namen werden in Berlin nicht mehr genehmigt.

Anlässlich der bevorstehenden Straßenbenennung erhob sich für uns die Frage, ob wir das als kleines Fest gestalten, oder nicht. Anlieger gibt es dort zurzeit nur wenige, in erster Linie Gewerbetreibende. Alle sind der Meinung, dass in gegenwärtig nicht sonderlich rosigen Zeit ein Straßenfest nicht zu bewerkstelligen sei. Aber es geht auch ohne Fest. Achten Sie einfach darauf, ob von August an die neuen Straßenschilder hängen. Ein halbes Jahr lang werden sie gemeinsam mit den alten Schildern den Weg weisen - sozusagen zum Umgewöhnen. Die Bürgervertretung wird sich auch weiterhin darum bemühen, die Nummern- und Buchstabenstraßen zu reduzieren. Irene Kruschke, Bürgervertretung Müggelheim


Erklärung zur Straßen-Benennung

Wenn Müggelheimer vom „Müggelland” sprechen, sehe ich das als liebevolle Bezeichnung für den Heimatort an.

Die Namensfindung basiert auf Fakten der Ortsgeschichte.

Nebenbei gesagt, ist es gar nicht so einfach bei den Bestimmungen und Richtlinien vom Tiefbauamt, Abteilung Straßenwesen, eine annehmbare Lösung zu finden. Namensvorschläge gehen mit entsprechender Begründung durch mehrere behördliche Instanzen. Sie müssen einer Begutachtung und Abwägung standhalten. Irgendwelche spontanen Ideen sind nicht so leicht annehmbar.

Ein wichtiges Anliegen bei der Namensfindung ist die eindeutige typische Bezeichnung für den Ort. Da aber viele Bezeichnungen in Berlins Straßen schon vorhanden sind, ist das kompliziert.

Die Namensgebung des Kolonistendorfes Müggelheim war schon bei der Gründung des Dorfes festgelegt. In der Gründungsurkunde vom 1. Juni 1747 ist der Name bereits benannt.

Wahrscheinlich ist er abgeleitet von dem Haupteinwanderungsort Odernheim in der Pfalz, und dem in der Nähe liegenden Großen Müggelsee. Vom Müggelsee gibt es übrigens zwei Wortdeutungen. Die wahrscheinlichste ist nach dem altdeutschen Wort „mikil” benannt. „Miggel” oder „Mickel” bedeutet groß oder mächtig. Heute schreibt man: „Müggelsee”.

Jeder der zwanzig Kolonistenfamilien bekam laut Erbverschreibung 90 Morgen Land. Dieses Land wurde durch die Bearbeitung der Bauern zum Kulturland. „Land” ist die Ausgangsbezeichnung für Acker und Feld. Da es in Berlin schon Straßennamen wie Ackerstraße und Feldstraße gibt, blieb hier nur noch der Begriff „Land”. In Verbindung mit dem namensgebenden Müggelsee und den nach dem See benannten Müggelbergen soll nun eine Straße einen Namen bekommen, der sich auf die Landvergabe bezieht, die Müggellandstraße. MS