Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 01/2000  
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Müggelheimerin erhielt das Bundesverdienstkreuz

Ernsthaft und doch voller Lebensfreude: Veronika Fischer in concert

BVBB eröffnet Informationsbüro in Müggelheim

Ausstellung zum 60. Geburtstag des Karikaturisten Martin Jahn

Das war 1999!

Persönlichkeiten: Ein schweres Leben - ein schönes Leben ?!

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Geschichten aus dem Müggelwald

© 2000 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 07.01.2000

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Geschichten aus dem Müggelwald

Wie der kleine Schwan gerettet wurde

Der Winter war im Müggelwald angekommen. Er hatte viel Schnee mitgebracht und große Kälte. Die Seen waren zugefroren. Schön war es. Die Kinder liefen Schlittschuhe auf dem Kleinen und Großen Müggelsee. Sie bauten Schneemänner und freuten sich, wenn sie sich mit ihren Freunden die Schneebälle um die Ohren werfen konnten.
Ein herrlicher Winter. Das dachte auch der kleine Schwan, der mutterseelenallein auf dem kleinen Müggelsee herumwatschelte.
„Aber ganz so herrlich ist es doch nicht für mich”, überlegte er, „kein Futter, kein Wasser, keine Freunde, keine Mama und dann diese Kälte. Meine Watschelfüße werden noch auf dem Eis festfrieren und was mache ich dann?”
Er hatte keine Ahnung und hatte auch keine Erfahrung, wie sich ein kleiner Schwan im kalten Winter zurechtfinden soll.
Als er im Frühjahr geboren wurde, war alles noch in Ordnung. Er wuchs mit seinen Geschwistern auf. Aber irgendwie war er immer noch ein Schwächling. Er wurde schnell müde, konnte nicht lange schwimmen und fliegen lernen wollte er auch nicht. So kam es dann, dass er hierbleiben musste, als die anderen Schwäne im Herbst den Müggelwald verließen. Er hätte diese lange, schwere und große Reise in den Süden nicht geschafft.
„Fliegt ihr man alle los. Ich bleibe hier auf dem Kleinen Müggelsee. So schlimm wird es schon nicht werden und im Frühjahr sehen wir uns alle wieder.” Und plötzlich war er dann allein. Und dann kam dieser kalte Winter, den er nicht kannte.
Diese weißen Dinger, die da vom Himmel fielen, waren ja ganz lustig. Es war kuschelig, wenn man sich in so einen Schneeflockenhaufen legen konnte. Aber dann passierte etwas anderes und das bereitete dem kleinen Schwan große Sorge. Das Wasser wurde hart. Er konnte nicht mehr allein schwimmen. Er konnte nur noch darauf herumlaufen.
Zuerst fand er es lustig, aber als er nichts mehr zu fressen fand, da bekam er Angst.
„Mama, Mama, was soll ich nun machen? Keiner hat mir erzählt, dass so etwas passieren kann.
Er legte sich in einen Schneehaufen, weinte bitterlich und schlief ein.
Am nächsten Morgen als er aufwachte, standen einige Männer auf dem Eis und angelten. Sie hatten Löcher in das Eis geschlagen. Neugierig ging der kleine Schwan zu ihnen. Von den Fischen, die die Männer aus den Eislöchern holten, gaben sie ihm etwas ab. Er war zufrieden. Nun würde er nicht verhungern. Aber trotzdem. Irgendwie ging es nicht mehr. Der kleine Schwan war schwach. Ihm war kalt. Er war allein. Er war traurig. Er hatte einfach Angst, dass er im Frühjahr seine Geschwister, seine Mama, seinen Papa und seine Freunde nicht mehr wiedersehen würde, weil er in diesem kalten Winter sterben müsste.
Er weinte viel und wurde immer schwächer. Und dann geschah etwas Komisches. Die Wasserschutzpolizei kam mit einem Auto zum Kleinen Müggelsee. Sie suchten den Schwan, weil sie einen Anruf bekommen hatten.
Ganz hinten auf dem Kleinen Müggelsee hockte er vor einem verlassenen Eisloch. Er konnte nicht mehr laufen, hatte Hunger und fror fürchterlich.
Als die Polizisten auf ihn zukamen, dachte er: „Was wollen die denn von mir? Aber mir ist jetzt auch alles egal, Hauptsache, ich bekomme etwas zu Fressen.”
Im Auto wurde er in eine große Kiste gesteckt und bekam etwas zu fressen. Es war gemütlich.
Als sie auf der Wache angekommen waren, durfte er die Kiste verlassen und im Büro spazieren gehen. So etwas hatte er noch nie gesehen. „Vielleicht bin ich jetzt auf einem anderen Stern. Meine Freunde werden staunen, wenn ich ihnen im Frühjahr davon erzählen.”
Er brauchte nicht bis zum Frühjahr zu warten, denn er fand neue Freunde auf der Spree. Dorthin entließen ihn die Wasserschutzpolizisten als er wieder stark und kräftig war. Ingrid Zweiniger

An dieser Stelle ein Dankeschön den Mitarbeitern der Wasserschutzpolizei Wache 4, Baumschulenstraße 1, die im Dezember 1998 den kleinen Schwan retteten.

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