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Zuletzt aktualisiert am 07.01.2000
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
haben auch Sie sich vor dem Jahresende intensiver mit der Frage beschäftigt, wie Sie den Jahreswechsel begehen wollen? Dann ging es Ihnen wie vielen anderen auch. Es versprach ja schließlich kein „normales“ Silvester zu werden. Da gab es Angebote, bei denen man sich nur erstaunt die Augen reiben konnte. Vom Flug mit der Concorde inkl. dreifacher (!) Silvesterfeier angefangen über Luxuskreuzfahrten bis hin zum exklusiven Schmaus in legendären New Yorker Hotels für einen Eintritt von schlappen 6.000,- DM - pro Person und ohne Reise- und Übernachtungskosten - versteht sich. Aber man musste gar nicht in die Ferne schweifen, denn auch Berlin hatte einiges an Attraktivitäten zu bieten. In erster Linie ging es dabei natürlich um die Silvesterfeiern zwischen Siegessäule und Rotem Rathaus. Auch wir wollten uns dieses Ereignis nicht entgehen lassen, bei dem über 1.000 Künstler mitwirkten und das größte Lichtspektakel der Welt inszeniert werden sollte.
Um dem Stress beim Autofahren zu entgehen, hatten wir uns entschlossen, auf die Öffentlichen Verkehrsmittel zu setzen und den Wagen am S-Bhf. Schöneweide zu parken. Von dort ging es per Bahn zügig zur Festmeile, wo wir an einem für uns zumindest zweifelhaften Licht- und Klanggenuss teilhaben durften. Etwas ernüchtert (bezieht sich natürlich nur auf die wahrgenommenen Erlebnisse) machten wir uns dann auf den Heimweg. Zu unserem größten Erstaunen erfuhren wir am Bahnhof Bellevue, dass der S-Bahnverkehr bis auf Weiteres eingestellt wäre. Was nun? Hunderte von Silvesterhungrigen waren aufgebracht - es entstanden tumultartige Szenen. Das Gedränge am Bahnhof nahm bedrohliche Ausmaße an. Mit Glück mogelten wir uns in den Bahnhof und erreichten einen stillgelegten S-Bahnzug. Nach einer halbstündigen Pause fuhr (für das Bahnpersonal vollkommen überraschend!) auf dem Gegengleis ein Zug ein, der total überfüllt (wie alle anderen Züge auch) uns zumindest zwei Stationen mitnahm. Dort entschloss sich das Zugpersonal, den Zug wieder in die Gegenrichtung fahren zu lassen, was uns nicht unbedingt weiterhalf. Wir wechselten den Zug, um uns wiederum zwei Stationen näher an unser Ziel heranzurobben. Nach einer Irrfahrt von insgesamt zweieinhalb Stunden erreichten wir endlich unseren Zielbahnhof in Schöneweide.
Eines bleibt festzuhalten: die Stimmung in den Zügen war trotz der Pannen erstaunlich gut. Noch nie kam man mit unbekannten Menschen so schnell ins Gespräch wie in dieser Nacht. Für das nächste Massenevent werden wir uns wieder auf die Öffentlichen Verkehrsmittel verlassen - kommunikativer und ereignisreicher hätten wir uns den Jahreswechsel gar nicht vorstellen können.
Allen Lesern wünschen wir ein pannenfreies, friedvolles und harmonisches Neues Jahr - und das notwendige Quäntchen Glück, das Sie in der einen oder anderen Situation gut gebrauchen können.
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