BVBB beharrt auf Baustopp
Ferdi Breidbach verbreitet wieder Hoffnung
von Simone Jacobius
"Wer in Kenntnis der Wahrheit ist, aber etwas anderes sagt, der lügt!" Ferdi Breidbach, Ehrenvorsitzender des BVBB nahm kein Blatt vor den Mund bei einem Informationsabend im Dorfklub. Er prangerte die Verlogenheit der Politiker an, denen der BVBB schon in mehrfacher Hinsicht auf die Schliche gekommen ist. Initiiert hatte die Veranstaltung der Umweltkreis in der evangelischen Kirchengemeinde Müggelheim. Zugleich machte Ferdi Breidbach aber auch Hoffnung – vor allem in Hinblick auf die kommenden Wahlen. Eine Tatsache, für die sich die etwa 50 Zuhörer nach der Veranstaltung auch bedankten.
Voller Stolz äußerte Breidbach sich über den BVBB. Mehr als 2,8 Millionen Euro hat der Verein bereits an Spenden und Mitgliedsbeiträgen aufgebracht.
Das vom Flughafen am stärksten betroffene Gebiet reicht von Müggelheim bis Ludwigsfelde, sagte er. Etwa 60 000 Menschen seien darin betroffen. "Sie werden leben müssen mit 60–65 dB", malt er das Horrorszenario aus. Und das bei bisher 360 000 genehmigten Überflügen pro Jahr. Die Flugrouten-Diskussion führe dazu, dass sich alle untereinander zerfleischen, frei nach dem St. Florians-Prinzip. "Hier wurden alle niederen Instinkte der Menschen geweckt, es zählt nur noch das Ich", bedauert er. Dabei würden nur etwa sieben Prozent aller Flüge über die Flugrouten kommen, nämlich die, die nicht auf Sicht fliegen können. Ansonsten würden sich die Flugzeuge ab einer bestimmten Höhe (150-340 Meter) wie ein bunter Blumenstrauß am Himmel verteilen und einen Lärmteppich von 15 mal 33 Kilometern bilden. Da spielt es dann keine Rolle mehr, ob die Routen zwei Kilometer nach Westen oder Osten verlegt werden. "Die Leute sollen bewusst in die Irre geführt werden. Wir bleiben beim Baustopp!", so Breidbach.
Selbst Vertreter der Brandenburger Landesregierung in der Fluglärmkommission hätten ihm gegenüber zugegeben, dass der Geradeausflug von der Nordbahn eine politische Entscheidung sei, um den Betroffenen eine Pseudoentlastung zuzubilligen, so Breidbach. Der BVBB steht auf dem Standpunkt, dass es keinen Grund gebe, nachts zu fliegen. Die Post würde bereits größtenteils mit den normalen Linienmaschinen mitgenommen. Nur verderbliche Ware sei ein Argument – doch da stelle sich die Frage, ob es unbedingt Blumen aus Afrika und Zitronen aus Israel sein müssten. "Beantragt ist letztlich nur ein mittelgroßer Flughafen, jetzt planen sie einen großen mit 24-Stunden-Betrieb als Konkurrenz zu Frankfurt", wettert das BVBB-Urgestein. Gegenüber den 60 000 Starkbetroffenen in Berlin und Umgebung, stünden nur 3500 in Sperenberg. Und, gibt er zu bedenken, unter den 60 Flughäfen die der Bund betreibt, sei nur einer, der Gewinne brächte – nämlich Frankfurt. Schlagende Argumente, mit denen der Verein notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen will. Schon einmal bekamen dort die Anwohner eines Flughafens Recht zugesprochen – die von London-Heathrow.
Der Verein beharrt auf seiner Forderung nach Standortwechsel. Jetzt hat er ein Konzept erarbeitet, dass vorstellt, wie der BBI in Schönefeld auch ohne Flugbetrieb weiter genutzt werden kann. Breidbach: "Das Fluglärm krank macht, ist so unstrittig, wie es nur sein kann. Wir fordern, dass der Mensch als Ebenbild Gottes als wertvolles Gut akzeptiert wird, eines das wichtiger ist, als Kröten und Frösche."
Großdemo am 7. Mai
Die Bürgerinitiativen starten um
15 Uhr an der Kirche in Schönefeld.
Der BVBB versammelt sich mit seinen gelben Baustopp-Warnwesten bereits um 14.30 Uhr gegenüber der Kirche (an der Fußgängerbrücke) und marschiert als "Gelber Block" mit. Weitere Warnwesten gibt es vor Ort. Masse zeigen ist wichtig!
Airport Berlin-Schönefeld geht uns alle an!
von Elke Leetz und Simone Jacobius
Vorerst sind für den Flughafen BBI in Schönefeld ca. 360.000 Flugbewegungen im Jahr, also etwa 1000 pro Tag geplant, das macht etwa eine pro Minute zuzüglich 113 Flugbewegungen in der Nacht. Später sollen es dann 550.000 Flugbewegungen pro Jahr sein...
200.000 Menschen werden unter einer Fluglärmdecke leben müssen, davon 75.000 Menschen in ihren Wohnhäusern, Schulen und Kitas wie in Akustikkäfigen. Ihre im Grundgesetz verbriefte körperliche Unversehrtheit soll der Wirtschaftlichkeit des BBI Schönefeld geopfert werden. Flugemissionen, verschmutzte Wohnorte, Naherholungsorte und Natur- und Trinkwasserschutzgebiete sind die Folge.
Im Raumordnungsverfahren 1994 wurden die Standorte Jüterbog und Sperenberg gegenüber Schönefeld favorisiert. Im Konsensbeschluss von 1996 beschlossen Bund, Berlin und Brandenburg entgegen der Empfehlung des Raumordnungsverfahrens den Ausbau von Schönefeld und die Schließung von Tempelhof und Tegel. Im Planfeststellungsverfahren 1999-2000 wurden 133.684 Einwendungen von mehr als 60.000 Betroffenen mit ca. 4000 Einzelargumenten vorgebracht. 2005 klagten 3600 Betroffene vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. 2006 beschloss das Bundesverwaltungsgericht den Ausbau des Flughafens Schönefeld mit Auflagen zum Lärmschutz und Nachtflug. Trotz dieses Gerichtsurteils wurden im ergänzenden Planfeststellungsverfahren aus wirtschaftlichen Gründen 113 reguläre Nachtflüge, nicht gerechnet die Regierungs- und Notflüge, von den Flughafenbetreibern beantragt und genehmigt.
Die Bekanntgabe der Flugrouten im September 2010 ließ Bürgerinitiativen im Südwesten wie Pilze aus der Erde schießen, die den Unmut der "Neu"-Betroffenen öffentlich machten. Neben zahlreichen lokalen Demonstrationen fanden bisher drei Großdemonstrationen in Schönefeld statt. Die derzeitige Flugroutendiskussion in der Fluglärmkommission soll die Betroffenen gegenseitig ausspielen.
Am 26. April stellte der BVBB sein Nachnutzungskonzept für Schönefeld und einen Zentralflughafen in Sperenberg vor.Die Baussubstanz des BBI Schönefeld sollte umgenutzt werden als Berliner Messe- und Kongressstandort, Therapie-Großklinik nach Vorbild des Mayo-Klinik-Konzepts in den USA, Forschungs- und Entwicklungszentrum in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsstandort Adlershof und als stadtnaher Sonderlandeplatz für den Regierungsverkehr. Eventuell käme auch eine Senioren-City mit dem Alter angemessenem Wohnraum und Lebensumfeld in Frage.
Gleichzeitig soll ein Deutscher Zentralflughafen nahe Sperenberg neu gebaut werden, als internationales Drehkreuz ohne jede Flugbeschränkung rund um die Uhr. Für die Übergangszeit bis zur Inbetriebnahme 2025 könnte Schönefeld unter Auflage des Nachtflugverbots genutzt werden, oder aber wie bisher Tegel und Schönefeld gemeinsam.
Diese Alternative muss den Flughafenbetreibern mit massivem Druck von unten abgerungen werden. Nehmen Sie Ihr Grundrecht auf demokratische Mitbestimmung wahr und gehen Sie zu den monatlichen Großdemonstrationen "Schönefeld 21" analog "Stuttgart 21" - die nächste am 7. Mai um 15 Uhr an der Kirche in Schönefeld.
Das Konzept im Ganzen steht im Internet unter www.bvbb-ev.de
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