Müggelheimer Schauspielerin
auf der Berlinale geehrt
Katrin Sass bekam den Paula-Preis
Katrin Sass wurde 1956 in Schwerin geboren. Sie ist eine der populärsten Schauspielerinnen der DDR gewesen und wurde durch „Good Bye Lenin” (2003) auch im Westen bekannt.
Ihr Vater arbeitete in der Bezirksverwaltung, ihre Mutter Marga Heiden als Schauspielerin an der Plattdeutschen Bühne Schwerin. Schon während der Schulzeit begleitete Katrin ihre Mutter zu Proben, Aufführungen und Gastspielen. Doch ihr Wunsch nach einer eigenen Schauspielausbildung war zunächst an eine Bedingung geknüpft: Nach der 10. Klasse sollte sie erst einmal eine Ausbildung machen. Sie lernte Facharbeiterin für Fernsprechverkehr (Telefonistin). Dann ging sie für drei Jahre an die Schauspielschule nach Rostock.
1979 gelang ihr, durch einen Zufall, der Durchbruch. Noch während des Studiums hatte ein Regisseur sie entdeckt, als sie als Vertretung in einem Theaterstück eingesprungen war. Regisseur Heiner Carow besetzte mit ihr seine Hauptrolle in dem Film „Bis das der Tod euch scheidet”. Publikum und Presse waren begeistert von der jungen Frau.
Nach Abschluss des Studiums wird sie am Kleist-Theater in Frankfurt (Oder) engagiert, spielt aber nebenher schon kleinere Fernsehrollen (Polizeiruf 110). 1982 gewann sie für ihre Rolle in „Bürgschaft für ein Jahr” den Silbernen Bären auf der Berlinale - und hatte dann zwei Jahre lang erstmal keine Angebote mehr, als wolle man sie als Klassenfeind abstrafen.
Sie war in vielen DEFA-Filmen zu sehen. 1981 geht sie an das Landestheater Halle, spielt dort Klassiker wie die Julia in „Romeo und Julia”, DDR-Dramatik wie Heiner Müllers „Der Auftrag” und auch sowjetische Gegenwartsstücke. Bis 1990 war sie dann im Schauspielhaus in Leipzig. Nach der Wende wurde es zunächst still um Katrin Sass. Mit „Heidi M” und „Good bye Lenin” feierte sie ihr Comeback auf der Leinwand. Neben den Theaterinszenierungen ist sie mittelerweile auch immer wieder in Fernsehfilmen und -serien zu sehen.
Von 1991 bis 2007 war sie mit dem Regisseur Siegfried Kühn verheiratet.
Der Müggelheimer Bote führte ein Gespräch mit der beliebten Schauspielerin über die Preisverleihung und ihr Leben in Müggelheim.
MüBo: Erst einmal herzlichen Glückwunsch für die Ehrung mit dem Progress-Paula-Preis am 14. Februar. Dieser Preis ist ja anlässlich des 60. Geburtstages des Progress-Filmverleihs verliehen worden und zwar für besondere künstlerische Verdienste um den deutschen Film. Welche Bedeutung hat dieser erstmals vergebene Preis für Sie?
Katrin Sass: Er hat für mich deshalb eine sehr große Bedeutung, weil er nicht nur zum ersten Mal vergeben wurde, sondern weil es eine Ehrung für den gesamtdeutschen Film ist. Die DEFA- Filme gewinnen dadurch an Anerkennung im gesamten Deutschland.
Wie erfolgte die Verleihung der Auszeichnung?
Ich habe erst 14 Tage vorher davon erfahren. Im Roten Rathaus überreichte mir die Staatssekretärin sehr feierlich den Preis. Es waren 600 Ehrengäste geladen. Das alles hat mich schon ein bisschen stolz gemacht. Der Künstler Jürgen Böttcher alias Strawalde hat den Preis entworfen. Die Paulafigur steht auf einer Mischung von Zigarrenschachtel und Safe. Dieser Preis soll jetzt jedes Jahr vom Progress-Film-Verleih an einen Künstler aus den alten Bundesländern verliehen werden.
In Müggelheim hat es sich noch nicht herumgesprochen, dass Sie hier wohnen. Seit wann ist das so?
Ich wohne hier erst seit zwei Jahren.
Was hat Sie gerade hierher nach Müggelheim gezogen?
Ich habe sehr lange nach einem kleinen Häuschen am Wasser gesucht, weil ich von der Mecklenburger Seenplatte hier hergezogen bin. Ich hatte nicht vermutet, dass es in Berlin so viele idyllische Ecken in Wassernähe gibt. Und hier stimmten meine Vorstellungen und waren für mich finanzierbar.
Was gefällt Ihnen an Müggelheim bzw. was würden Sie sich hier wünschen?
Ich bin in Müggelheim gut aufgenommen worden. Mit meinen Nachbarn verstehe ich mich prima. Man hat nicht das Gefühl in der Hauptstadt zu wohnen und ist doch in 30 Minuten im Zentrum. Mir ist hier besonders diese Mischung von Datschen und großen Einfamilienhäusern aufgefallen.
Wie hat sich Ihr Leben nach der Wende verändert?
Das Tolle ist, dass ich mir den Ausreiseantrag sparen konnte. ’89 ist der Westen zu uns gekommen. Viele Westkollegen haben uns um unsere solide Schauspielausbildung beneidet.
Ihren Namen kann man mal als Sass und dann als Saß lesen. Was ist denn nun richtig?
Zu DDR-Zeiten musste meine Familie zur Polizei und uns wurde das SS ohne Kommentar gestrichen und daraus wurde ein ß gemacht. Noch steht der Name im Ausweis mit ß, aber im nächsten lasse ich ihn wieder ändern.
Was steht als nächstes auf Ihrem „Schauspielplan“?
Ich habe jetzt drei Sachen beendet, die in diesem Jahr erscheinen werden. Erst mal war da der Film „Das letzte Schweigen“. Hier werden Probleme um einen Mordfall in einem Dorf aufgezeigt und die Schwierigkeiten, miteinander umzugehen.
Dann ist da noch ein sechsteiliger Fernsehfilm über die 80er Jahre in der DDR. Hier stehen sich eine Stasifamilie und eine Opferfamilie gegenüber. Die Serie wird im Herbst ausgestrahlt.
Die dritte Sache ist ein Fernsehfilm, in dem es um Frauen geht, die am Rande der Gesellschaft stehen und immer auf den rettenden Prinzen warten, der sie erlösen soll.
Inwiefern haben Sie sich um den deutschen Film verdient gemacht?
Ich habe bis zur Wende in DEFA-Filmen gespielt. Auch danach hatte ich das Glück, im Westen an vielen guten Filmen mitwirken zu können. Vielleicht ist das Besondere an mir, dass ich meiner eigenen Linie treu geblieben bin.
Interview geführt von BZi
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