Die offene Kirche - ein Ort
für offene Gespräche
Offene Kirche, was ist das? Ein halbes Jahr lang haben Margard und Michael Wohlfarth einmal wöchentlich diesen Dienst versehen. Immer mittwochs von 10 bis 16 Uhr hielten sie unsere Dorfkirche offen, luden zum Gespräch, zum Gebet oder einfach nur zum Gucken ein. Nun ist Winterpause, die Kirche hat mittwochs nur noch zum Mittagsgebet (12-13 Uhr) geöffnet. Der Müggelheimer Bote wollte Bilanz ziehen der rückliegenden Monate und sprach mit dem Ehepaar, er Pfarrer im Ruhestand, sie Kultur- und Theaterwissenschaftlerin.
MüBo: Wie kam es zu der Idee der offenen Kirche?
Michael Wohlfarth: Wir haben damals, 1988, in der Kirche am Markt von Altenburg in Thüringen schon die offenen Kirche praktiziert. Es war eine Drehscheibe für Kontakte, auch mit Westdeutschen. Dort konnten ganz offene Gespräche geführt werden.
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Michael Wohlfarth, Pfarrer im (Un-)Ruhestand. |
MüBo: War das ein Vorläufer der Montagsdemos?
Wohlfarth: Nun ja, wir haben auch über die deutsche Einheit gesprochen, darüber, wie eine Wende herbeigeführt werden könnte. Immer ganz leise und ganz friedlich, schließlich hielten wir uns in einer Kirche auf.
MüBo: Hatten Sie keine Angst?
Wohlfarth: Doch, viele Menschen hatten Angst in der damaligen Zeit. Wir wurden auch, wie wir heute wissen, intensiv von der Stasi beobachtet. Aber als wir 1989 eine Reise in die Sowjetunion machten und sahen, was sich dort tat, war die Angst wie weggeblasen. Wir fassten Mut.
MüBo: Ist denn eine offenen Kirche in der Form von 1988 auch heute noch nötig?
Wohlfarth: Wir denken, dass Gespräche immer nötig sind. Natürlich ist es heute nicht mehr politisch so extrem, wie damals. Aber dennoch suchen viele Menschen das Gespräch in der Kirche. Viele Menschen fragen dort, was sie sich noch nie getraut haben zu fragen. Dort sind sie anonym, niemand kennt sie. Die Kirche stellt eine Verbindung von Einkehr und Beichte dar, nach dem Motto – hier kennt mich keiner, hier darf ich reden!
MüBo: Wie viele und was für Menschen kamen denn in die offene Kirche?
Wohlfarth: An manchen Tagen waren es nur fünf, an anderen 20. Einmal war es beispielsweise eine Gruppe behinderter Kinder. Ihnen haben wir alles gezeigt und etwas auf der Orgel vorgespielt. Sie waren ganz glücklich. Ein anderes Mal kam eine Gruppe Radfahrerinnen aus dem Westteil, die den Osten erkunden wollten. Das waren hochinteressante Gespräche. Aber auch Besuch aus Meisenheim und Odernheim hatten wir in der Kirche.
MüBo: In welche Richtung führen denn die Gespräche?
Wohlfarth: Da geht es beispielsweise immer wieder um Krieg und Frieden, aber auch um Krankheit und Tod oder die Familie.
MüBo: Was bedeutet Ihnen die offene Kirche?
Wohlfarth: Es ist eine ungeheurer Erfahrungsbereicherung. Wir haben nirgends so viel gelernt, wie aus diesen Gesprächen auch in Bezug auf soziale Kompetenz. Wir sind der Meinung, dass eine offenen Kirche eine vertrauensbildende Maßnahme ist. Die Kirche muss dieses Vertrauen stiften und darf sich nicht nur in ihrem kleinen Klüngel bewegen. Gerade in den heutigen Zeiten, wo so wenig miteinander geredet wird, ist das wichtig. Und auch im Prozess der Angleichung von West und Ost. Aus diesem Grund sehen wir die offene Kirche auch als gesellschaftlich-kulturelle Aufgabe an.
MüBo: Planen Sie, die Kirche auch im kommenden Jahr wieder zu öffnen?
Wohlfarth: Ab Ostern 2009 wird die Kirche mittwochs wieder offen sein und die Menschen zum Gespräch einladen, oder auch nur zum Gucken oder zur inneren Einkehr. Allerdings würden wir uns wünschen, dass noch mehr Menschen sich an der Betreuung dieser offenen Kirche beteiligen würden und mal für ein paar Stunden den Dienst darin versehen.
MüBo: Was würden Sie den Lesern gerne mit auf den Weg geben?
Wohlfarth: Das sind zwei Zitate. „Die kleinste Einheit des Friedens ist das Gebet“ aus dem Stiller von Max Frisch und „Treten Sie ein, hier dürfen Sie schweigen“ von Rainer Kunze.
Kirchentermine
im November
GOTTESDIENSTE:
Sonntag, 2.11.,10 Uhr: Gottesdienst – Pfrn. Schwedusch-Bishara
Sonntag, 9.11.,10 Uhr: Gottesdienst mit Abendmahl mit Besuchern unserer Partnergemeinde Erndtebrück – Sup. Berk/Pfrn. Schwedusch-Bishara
Dienstag, 11.11., 17 Uhr: Kindergottesdienst zum Martinsfest – Elternkreis
Sonntag, 16.11.,10 Uhr: Gottesdienst – Pfr. Schmidt
Mittwoch, 19.11., 19 Uhr: Bittgottesdienst für den Frieden – Pfrn. Schwedusch-Bishara; vorher 18.30 Uhr Einweihung des Friedenssteins neben der Kirche
Sonntag, 23.11.,10 Uhr: Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag – Pfrn. Schwedusch-Bishara
Sonntag 30.11., 10 Uhr: Gottesdienst zum 1. Advent – Pfr. Schmidt
KONZERT:
Samstag 29.11., 18 Uhr: Adventskonzert der „Müggelheimer Cantorei“ unter Leitung von Holger Höring mit Chor, Flöte und Orgel.
GEMEINDEKIRCHENRAT: Dienstag, 4.11., 19:30 Uhr
CHRISTENLEHRE: donnerstags
14-15 Uhr 1.+2. Klasse
15-16 Uhr 3.+4. Klasse
16-17 Uhr 5.+6. Klasse
JUNGE GEMEINDE: dienstags, 18:30 Uhr, Köpenick, Kirchstraße 4
ELTERNKREIS: Montag, 24.11., 20 Uhr bei Frau Tenner, Staudernheimer Str. 8
TREFF DER ÄLTEREN GENERATION: Mittwoch, 12.11., 14 Uhr bei Frau Damm, Alt-Müggelheim 13
UMWELTKREIS: Mi., 12.11., 20 Uhr bei Familie Dr. König, Darsteiner Weg 38
ÖKUMENISCHE FRAUENGRUPPE: Montag, 17.11., Besuch des Jüdischen Museums; Treffpunkt bitte bei Frau Maucher erfragen (Tel.: 659 50 87)
PROJEKTCHOR: Proben zum Adventskonzert sind am 3.11., 6.11., 10.11., 13.11. eventuell 20.11. und 24.11. jeweils um 19.30 Uhr in der Alten Schule oder der Kirche. Mitsänger/-innen mit Notenkenntnissen, die noch einsteigen möchten, sind gern willkommen
SPRECHSTUNDE DER PFARRERIN: dienstags, 17-19 Uhr, Dorfkirche; entfällt am 11.11. wegen des Martinsfestes
Vorschau: Die Adventsfeier für Seniorinnen und Senioren wird am 3. Dezember um 14.30 Uhr in der Alten Schule stattfinden.
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