Gedanken aus Müggelheim
von Ralf Jacobius
Sonntagvormittag, ein kühler Wind lässt einen frösteln. Die Hände tief in der Jackentasche verborgen, laufe ich auf einem Weg dicht am Müggelsee entlang. Die Feuchte der Nacht hängt noch in den farbenfroh aussehenden Blättern und lässt sie schwer und tropfend von den Zweigen hängen. Um mich herum laufen zahlreiche Menschen - einige laufen alleine und hüpfen umher, um die Muskeln zu dehnen und zu lockern, andere joggen gemeinsam mit Freunden und plaudern dabei angeregt miteinander. Alle wollen nur eines: Mit Spaß und sportlicher Freude am Müggelseelauf teilnehmen und ein besonderes Gemeinschaftserlebnis genießen. Dabei stehen drei Distanzen zur Wahl: 5 km, 10 km und nicht zuletzt ein Halbmarathon (ca. 21,1 km).
Der Weg zum Startpunkt zieht sich noch dahin. Ich laufe leicht gebückt durch das Gebüsch, um die Strecke ein wenig abzukürzen. Ein Knacken etliche Meter entfernt lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich. Eine blondierte Frau mittleren Jahrgangs schreckt hoch. Ein menschliches Bedürfnis hatte sie in das Unterholz geführt, wo sie sich dann in Sicherheit wähnte. Bösen Blickes richtet sie hektisch ihre Kleidung und geht leicht federnd zurück auf den Weg.
Mit einem leicht schlechten Gewissen gehe ich weiter und erreiche endlich den Startbereich. Menschen über Menschen. Alt und jung, groß und klein haben sich versammelt und warten in der feuchten Kühle auf den Start. Eine quakende Lautsprecherstimme versucht sich Gehör zu verschaffen und den Läufern Informationen über den Streckenverlauf zu geben.
Neben dem Start steht der Hauptmann von Köpenick, den Arm mit der Pistole hoch in den Himmel gereckt. Ein Schuss, ein Knall, und mehrere hundert Läufer setzen sich in Bewegung. Während die ersten Läufer auf ihre Armbanduhren drücken, um die Zeit zu stoppen und verbissen um eine gute Startposition im Massenfeld kämpfen, läuft der hintere Teil gemächlicher los. Dort wird weiter miteinander geplaudert, einigen Freunden wird zugewinkt und die Startbekleidung mit Startnummer noch einmal zurechtgerückt.
Die Sonne bricht durch, wärmende Strahlen breiten sich aus. Das Licht gleißt auf dem Müggelsee. Aufgeregte Zuschauer feuern ihre Lieben an.
Ist es nicht herrlich, solche Veranstaltungen bei uns zu haben? Eine Idylle auch anderen Menschen nahe zu bringen, von der wir Müggelheimer jeden Tag profitieren können!
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