Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 08/2007
August 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Kongresszentrum Seddinsee ist verkauft
Müggelturm: Investoren prüfen Kaufvertrag
Spreewiesen wieder in Eigentümerhand
Senioren erobern Schwarzwald und Elsass
Abschied vom "Herrn des Kaniswalls"
Müggelheimer Künstler im Porträt
Probleme mit dem Körpergewicht
Machbarkeitsstudie für Spreebrücke
Weitere Meldungen
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Gedanken aus Müggelheim
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Unsere Senioren erobern Schwarzwald und Elsaß

Auf Tour mit dem Sozialbündnis

von Irene Kruschke

Seit 2004 ist es Tradition, dass die Müggelheimer Senioren im Juni gemeinsam eine Reise unternehmen - organisiert vom Müggelheimer Sozialbündnis. In diesem Jahr haben wir den Schwarzwald und den Elsaß „erobert“. Alle erinnern sich noch gerne an die Reisen in die Schweiz (Vierwaldstättersee), Österreich (aufs Schloss) und in die Masuren. Und nun starteten wir in den Schwarzwald und das angrenzende Frankreich. Pünktlich am 18. Juni um 7 Uhr stand der „Goldene Bus“ in Alt-Müggelheim. Die Strecke bis Freiburg hat etwa 760 Kilometer, also den ganzen Tag fahren, aber viele Pausen sind eingeplant. Nette Gespräche, da wir uns alle kennen, abwechslungsreiche Landschaft - die Zeit verging wie im Fluge.

Tägliches Wassertreten war angesagt, Kneipp hätte es gefreut...

Nach der letzten Pause und einer langen Tunnelfahrt konnten wir schon den ersten Blick auf den Hochschwarzwald werfen. Schwarzwald, der Name kommt wohl von den bis ganz oben bewaldeten Bergen, wo die Tannen zum Teil sehr dicht stehen und es wirklich dunkel ist...

Die Landschaft mit Höhen und Tiefen und halsbrecherischen Kurven begeisterte uns. In der Nähe von Rottweil suchten wir vergeblich die gleichnamigen Hunde. Die leben wohl jetzt alle in Berlin? Auch über das Hornberger Schießen wurden wir an Ort und Stelle informirt. Am Spätnachmittag kamen wir im „Hirschen“ in Obersprechtal an, ein gemütliches Hotel. Nach der Zimmerverteilung traten wir zum Ortsrundgang an. Ja, hier kann man sich wohlfühlen, kein Riesentourismus, kuschelige Waldwege, ein beheiztes Freibad (später von fast allen genutzt), blitzsaubere Fassaden und viele Blumen.

Wir fassten den Beschluss, die Wassertretanlage hinter unserem Haus täglich zu nutzen, also eine Kneipp-Kur gratis dazu. Die Uhr kann man im Ort ruhig in der Schublade lassen. Die Glocke von „Maria Krönung“ (1748 erbaut) schlägt laut alle Viertelstunde - nur in der Nacht (22 bis 6 Uhr) stündlich.

Ab Dienstag ging es dann auf Erkundung und wir fragten dem „kleinen Bernhard“ unserem Reiseleiter vor Ort, Löcher in den Bauch.

Begeistert haben uns die wunderschönen alten Bauernhöfe: die Dächer weit heruntergezogen wegen des hohen Schnees im Winter, oft Vieh und Mensch unter einem Dach, am Hang gebaut und oben gleich die Einfahrt für Ernte und Heu, der Wohnbereich war unten im Tal. Alles gut durchdacht von unseren Vorfahren. Aber wenn wir so in die „schwarze Küche“ und die winzigen Schlafkammern blickten, nein, in dem Jahrhundert wollten wir doch nicht gelebt haben.

Das romantische Equisheim im Elsaß begeisterte die Truppe.

Viele Burgen grüßten von den Bergen und wir hörten gruselige Geschichten von Familienfehden, Kleinkriegen, Raubüberfällen und Hungersnöten. Die „Uhrenstraße“ machte uns mit dem alten Handwerk bekannt. Wir sahen in Triberg, neben einem schönen Wasserfall auch die schönsten Schwarzwälder Uhren, exzellent geschnitzt. Wir Müggelheimer waren im Kaufrausch, jeder nahm ein Andenken mit.

Holzindustrie, Viehwirtschaft, Kunsthandwerk, Tourismus, aber auch eine gut entwickelte Mikroelektronikbranche ernährt die Region. Wir staunten über nur 4,2 % Arbeitslose. Krönender Abschluss der Rundfahrt war eine Fahrt auf dem Titisee. Wir hatten strahlenden Sonnenschein, welch ein Genuss.

Am Mittwoch machten wir Freiburg unsicher, eine ehrwürdige Universitätsstadt mit 210 000 Einwohnern. Wir bewunderten romanische und gotische Architektur und vor allem das Münster, an dem 300 Jahre lang gebaut wurde und deren farbenprächtige Fenster heute noch Aufsehen erregen. Wir erfuhren, dass es damals schon Sponsoren gab. Sie verlangten als Gegenleistung, dass das Symbol ihrer Innung im Fenster verewigt wird.

In das „Bächle“ sind wir nicht gestürzt, obwohl sich acht Kilometer lang, kleine Wasseradern durch die Stadt ziehen. Sie waren im frühen Mittelalter als Viehtränke gedacht. Am Nachmittag ging es hinauf zum „Schauinsland“. Allerdings war nicht viel mit schauen, da das trübe Wetter die Landschaft voll im Griff hatte. Dennoch ließen wir uns unsere Stimmung dadurch nicht vermiesen und die Herzen aller Fernsehserien-Fans schlugen höher, als wir bei der Rückfahrt die „Schwarzwaldklinik“ erblickten.

Der Donnerstag begann mit strömendem Regen und führte uns nach Frankreich. Wir erfuhren viel über die wechselvolle Geschichte des Elsaß, und seiner schwankenden Zugehörigkeit mal zu Frankreich mal zu Deutschland. 1947 entschieden sich die Elsäßer endgültig für Frankreich. Den Storch, das Wappentier des Elsaß, haben wir reichlich gesehen. Und die Schönheit von Colmar war so vielfältig, dass der Platz hier nicht ausreichen würde. Ich erwähne nur das Haus der 11 Köpfe von 1609 und den Isenheimer Altar. Später brach dann doch die Sonne durch und wir besahen uns die Weinorte Equisheim und Riquewihr. Orte voller kleiner, oft schiefer Fachwerkhäuser mit prächtigem Blumenschmuck.

An unserem zweiten Frankreichtag eroberten wir uns Strasbourg bei einer Bootsfahrt, ähnlich wie eine Grachtenfahrt in Amsterdam. Im Münster hätten wir noch viel länger verweilen müssen, um die herrlichen Sandsteinfiguren, die astronomische Uhr mit 36 Funktionen und die wunderschönen Fenster, besonders die Rosette, an der sich fünf Baumeister versucht haben, zu bestaunen.

Der Sonnabend gehörte wieder Deutschland. Die Insel Mainau stand auf dem Programm. Auch diejenigen, die schon dort waren, entdeckten wieder etwas Neues: Rosenzüchtungen besonderer Güte, zahme Schmetterlinge auf der Hand, eine Hochzeit und die Hutmode von Gräfin Bettina.

Die Schweiz ließen wir auch nicht einfach links liegen und besuchten den Rheinfall von Schaffhausen. Beim Abschiedsabend mit flotter Tanzmusik blieb kein Auge trocken als Olaf Adolphsen mit seinen zwei „Schwarzwaldmädels“ (Uschi Hamberger und Irene Kruschke) hereinspazierte. Es war nicht alles ganz original, aber originell waren unsere Bollenhüte allemal. Natürlich mit roten Bollen, weil noch zu haben...

Die Rückfahrt am Samstag gestalteten wir so lustig wie möglich und trafen nach insgesamt 2530 Reisekilometern wieder in Müggelheim ein, etwas k.o., aber glücklich. Nächstes Jahr geht‘s hoch in den Norden.