Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 05/2007
Mai 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Alte Wasserrettungsstationen verschwinden
Angerfest wird groß gefeiert
Kinderfest mit Alpakas und Huskys
Schritt für Schritt zu einem schönen Erholungswald
Im Dienst einer gerechteren Welt
Katze in Not!
In Würde alt werden
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
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Neues aus Treptow-Köpenick
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Heimatverein
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
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In Würde alt werden

Leiterin der Seniorenvertretung kommt aus Müggelheim

von Gisela Winkelmann

In jungen Jahren macht sich der Mensch meist wenig Gedanken wie und wo er im Alter leben wird. Zunächst sind die Ausbildung, eine Arbeit und die Familie wichtig. In südlichen Regionen gibt es sie noch, die Großfamilie, bei der Jung und Alt unter einem Dach leben. In Deutschland ist das eher eine Seltenheit. Als Alternativen werden Seniorenheime und seit einiger Zeit auch Seniorenwohnhäuser gewählt. Damit die Bewohner dieser Häuser nicht gänzlich ohne Lobby sind, gibt es Seniorenvertretungen - im Wetteil Berlins schon seit den 80er-Jahren, im Ostteil erst nach der Wende. Die Müggelheimerin Prof. Dr. Herta Kuhrig ist Vorsitzende der Seniorenvertretung Treptow-Köpenick.

17 ehrenamtliche Mitarbeiter sehen sich unter ihrer Leitung in den Altersheimen des Bezirks um, damit die Interessen der Bewohner gewährleistet werden. Dazu hat das Berliner Abgeordnetenhaus im vergangenen Jahr das „Seniorenmitwirkungsgesetz“ beschlossen. Ziel des Gesetzes ist es, laut § 1, die „aktive Beteiligung der Seniorinnen und Senioren am sozialen, kulturellen und politischen Leben zu fördern, die Erfahrungen und die Fähigkeiten der Berliner Seniorinnen und Senioren zu nutzen, die Beziehungen zwischen den Generationen zu verbessern, die Solidargemeinschaft weiter zu entwickeln sowie den Prozess des Älterwerdens in Würde und ohne Diskriminierung unter aktiver Beteiligung zu gewahren“.

„Nach langem Druck von unten wurde in Berlin als erstem Bundesland ein, wenn auch nicht ganz befriedigendes, Seniorengesetz in Kraft gesetzt“, bestätigt Eberhard Rehling im „Herbstblatt”, der Seniorenzeitschrift des Bezirks. Die Seniorenvertretung habe sich vor Ort über die Lebensverhältnisse der Bewohner in fast allen Alten- und Pflegheimen des Bezirks informiert. „Überall konnten wir uns von der mit großem Engagement geleisteten sorgfältigen Arbeit der Pflegerinnen und Pfleger, der Sozialarbeiter sowie ihrer Helfer, zum Teil auch Zivildienstleistender, überzeugen”, so Rehling weiter.

Herta Kuhrig, Mutter zweier Töchter, lebt seit 1978 in Müggelheim - mitten im Wald in idyllischer Lage. „Es ist an der Zeit für Rentengerechtigkeit. Die Anlehnung an Westrenten ist noch entfernt und für 2007/2008 gibt es keine Rentenerhöhung“, klagt die Mittsiebzigerin. Es bestehe eine enge Zusammenarbeit zwischen Seniorenvertretung und Sozialamt. Erfolge der überparteilichen Vertretung zeigen sich oft nur in mühevoller Kleinarbeit, denn finanzielle Mittel stehen nicht zur Verfügung. Aber immerhin wurde erreicht, dass das Seniorenheim Hessenwinkel einen Lift eingebaut bekam und das erste Seniorenwohnhaus des Bezirks entstand.

Ende März hat nun der Bundesrat dem Rentenbeginn mit 67 Jahren zugestimmt. Das Renteneintrittsalter von derzeit 65 Jahren wird schrittweise bis 2031 auf 67 angehoben. Ein vorzeitiger Rentenbeginn ist auch weiterhin möglich - allerdings mit den bisher schon geltenen Abschlägen von 0,3 Prozent für jeden vorgezogenen Monat.

Den heutigen Berliner Rentner trifft dieses Gesetz nicht mehr. „Wir, die Landesseniorenvertretungen, setzen uns für ein würdevolles Miteinander ein, für Freizeitstätten und mehr Mitspracherecht. Alte Menschen sollen nicht diskriminiert werden, sondern ein Recht auf gute Betreuung haben“, sagt Herta Kuhrig. Negativ-Meldungen der Medien entsprächen oft nicht der Realität. So konnten in Treptow-Köpenick beispielsweise keine vernachlässigungen von Senioren festgestellt werden.

Senioren- und Pflegeheime in der Nähe Müggelheims sind seit Jahren im Allende-Viertel und in Hessenwinkel bekannt. In der Köpenicker Parrisiusstraße (auf einem erweiterten Gelände des ehemaligen Kinos „Forum“) entstand jetzt innerhalb eines Jahres das „Vitanas Senioren Centrum Bellevue”. Das Bauwerk ist nicht nur architektonisch gelungen, es bietet Probewohnen an, sogar Haustiere sind Willkommen, ebenso wie vertraute Möbel und man kann zwischen Langzeit-, Urlaubs- und Verhinderungspflege wählen. Außerdem gibt es einen großen Garten und einen beschützenden Bereich für Menschen mit Demenz.

Die offizielle Eröffnung ist am 16. Mai. 149 Senioren können dort ihren Lebensabend nach eigenem Geschmack gestalten, um in Würde alt zu werden. Am 25. Mai ab 10 Uhr ist Tag der offenen Tür (Parrisiusstraße 4-14).