Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 01/2007
Januar 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Weite Einsatzwege der Köpenicker Polizei
Der Wald und seine Geheimnisse
Auf Pfoten durch den Müggelwald
Müggelheim im Visier der Ahnenforscher
Rückblick: Schönes und Trauriges aus Müggelheim
Weitere Meldungen
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Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius


Ich war neulich im Kabarett und da kam er wieder, dieser Spruch: Wir sind Deutschland! Erinnern Sie sich noch? Dieser Ausruf wurde quasi zum Markenzeichen der Fußballweltmeisterschaft im Sommer. Deutschland ein Sommermärchen; die Deutschen, getragen auf einer Welle der Euphorie; Symbole, die lange Zeit kein Deutscher sich traute an Haus und Auto zu befestigen. Vier Wochen lang war alles möglich, vier Wochen lang war Deutschland anders als sonst. Vier Wochen lang bestanden die Menschen nicht nur aus hängenden Mundwinkeln. Na gut, vielleicht habe ich mich da ein bisschen krass ausgedrückt. Aber ich muss schon sagen, dass neu entdeckte Lebensgefühl damals, diese Leichtigkeit und Spontaneität, hat mir schon sehr gut gefallen.

Vor kurzem lief der Film zur WM „Deutschland ein Sommermärchen“ im Fernsehen - mit den höchsten Einschaltquoten überhaupt. Ich glaube, das ist auch ein Indiz dafür, wie sehr sich die Menschen, nein, die Deutschen, nach diesem Gefühl zurücksehnen.

Und jetzt, was ist heute noch davon übrig geblieben? Haben wir etwas von diesem Lebensgefühl, diesem Zusammengehörigkeitsgefühl über die Monate retten können? Wie sehen Sie das? Ich finde, es ist nicht viel übriggeblieben davon. Vereinzelt flattern noch ein paar Fahnen im Wind, man traut sich vielleicht, wieder etwas mehr Nationalität zu zeigen. Aber die Spontaneität, die Leichtigkeit, ist passé.

Tja, vielleicht sind wir halt doch eher das Volk der Dichter und Denker als das der überbordenden Lebensfreude. Ein Volk von Wagners Schwere, Beethovens Tragik und Goethes Versonnenheit. Uns fehlt das Feuer, uns fehlt die Leichtigkeit, uns fehlt die große Bandbreite der Gefühlsausbrüche, uns fehlt die Offenheit und Herzlichkeit Dritten gegenüber.

Aber wir haben Erfinder, die es weltweit zu Ruhm gebracht haben, wir haben Siemens, wir haben Otto, haben Herrn Roentgen und noch viele andere. Wissen und Ruhm Einzelner, die auf ein ganzes Land abfärben, auf dem sich ein ganzes Volk ausruht.

Jeder Einzelne sollte an sich arbeiten, jeder einzelne etwas dafür tun, dass er derjenige ist, der gemeint ist, wenn es heißt: Die Deutschen sind ein tolles Volk! Das heißt nicht, dass man in die Oberflächlichkeit abgleiten muss. Aber wir wollen nicht immer nur mit der Vergangenheit in einen Topf geschmissen werden, egal ob positiv oder negativ, wir wollen leben! Wir wollen stolz auf uns sein, auf unsere Kinder und Kindeskinder, auf unser Leben, auf das, was wir geschaffen haben. Selbstverständlich ohne die Vergangenheit außen vor zu lassen.

Ich wünsche uns allen für das neue Jahr 2007 die entsprechende Portion Leichtigkeit, gepaart mit sprühender Lebensfreude und natürlich Gesundheit.