Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 01/2007
Januar 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Weite Einsatzwege der Köpenicker Polizei
Der Wald und seine Geheimnisse
Auf Pfoten durch den Müggelwald
Müggelheim im Visier der Ahnenforscher
Rückblick: Schönes und Trauriges aus Müggelheim
Weitere Meldungen
Karikatur
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Die Kiefer ist der Baum des Jahres 2007

von Marianne Schäfer

Es war schon eine Überraschung, dass die gemeine Kiefer, lat. Pinus Silvestris, vom Kuratorium für das Jahr 2007 gewählt wurde.

Unsere Kiefer, welche seit Jahrhunderten auf dem „Cöpenicker Werder“, mit seinen Müggelbergen, den moorigen Senken, den Wiesen und den öden, sandigen Flächen nur ärmsten Boden zu ihrer Existenz vorfindet. Die Kiefer ist uns so vertraut, weil sie unsere Ortsgrenzen eng umschließt wie ein Schutzwall. Ihre grünen Nadeln filtern den Staub aus der Luft, dämpfen den Lärm und ihre Kronen mildern die Stürme. Gerne gehen wir im Wald spazieren, genießen den harzigen Duft und wir fühlen uns geborgen unter den hohen Wipfeln.

Über die Kiefer gibt es unendlich viel zu sagen, das ist aber den meisten Menschen selten bewusst, obwohl ihre große Verwendbarkeit bekannt ist. Ihre Existenz ist seit dem Erdzeitalter Oberkarbon (vor 300 Millionen Jahren) nachgewiesen. Alle mehrjährigen Holzpflanzen mit nadel- oder schuppenförmiger Belaubung sowie unterschiedlich stark verholzten Blütenständen nennt man Koniferen = Zapfentragende, zumeist Nadelgehölze. Es gibt ca. 700 Arten. Allein etwa 100 Kiefernarten. Nadelbäume zählen zu den stammesgeschichtlich älteren Samenpflanzen. Sie gehören zu den Nacktsamern.

Wollen wir uns mal in groben Zügen die Waldgeschichte vergegenwärtigen. Im Mittelalter wurde nach dem Kahlschlagverfahren Brennholz erzeugt. Die lockere, heideartige Bewaldung und die Naturverjüngung waren typisch. Es herrschte dominierend Mischwald und durch zunehmende Waldweidung kam es allmählich zu einem Anstieg des Kiefernanteils. Der Waldboden wurde weitgehend entblößt, was den Bedürfnissen der Kiefer entgegen kam. Zum Beispiel wurden, auch in den Cöpenicker Forst, Schweine getrieben. Der Auftrieb, den der Forstbetrieb gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch die Forstgesetze und Verwaltung erfahren hatte, wurde durch den Dreißigjährigen Krieg jäh unterbrochen. Danach machte der überhöhte Lebensstil des Adels durch große Jagden dem Wild den Garaus. Erst bei Friedrich Wilhelm I. begann man sich wieder um den Forst zu kümmern. Ziel war es, die Einkünfte aus den Staatswäldern zu verbessern. In den Berliner Wäldern wurden Kiefer- und Eichenholz gefällt, ein Tiefpunkt wurde im Berliner Raum im Siebenjährigen Krieg erreicht. Der Bedarf an Brennholz sowie an Starkholz für Bau und Gewerbe, stieg schnell an. Ursache war die rasch wachsenden Residenzstadt Berlin. Ende des 18. Jahrhunderts stiegen die Preise für Holz. Durch den übermäßigen Holzbedarf war der Anteil an Blößen gestiegen. Eine allmähliche Wende erfuhr die Forstwirtschaft unter Friedrich II.

Eichen wurden gepflanzt und man versuchte, Nadelholz auf freien Flächen anzusäen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte man, dass auch die großflächigen Kahlschläge dem empfindlichen Brandenburger Sandboden schaden. Etwa 200 Jahre war Kiefern-Monokoltur der dominierende Waldbestand. Sie ist die Krone aller unserer Holzarten. Aber zuvor hatten schon Waldweide und Streunutzung den Böden große Mengen an Nährstoffen entzogen.

Es begann der Gedanke der „Nachhaltigkeit“ an Bedeutung zu gewinnen. Der Wald wurde in Forstreviere und Schläge eingeteilt. Einnahmen und Ausgaben unterlagen von nun an einer klaren Regelung. Aber das alles reichte nicht aus. Es wurde klar, das man sich nicht an forstliche Praktiken anderer Gegenden orientieren konnte. Es mussten andere Wege gegangen werden. Auf Anregung des Forstmeisters von Hagen verfügte Friedrich II. 1770 die Gründung einer Forstschule. Trotzdem vergingen noch viele Jahre bis eine spürbare Veränderung im Forst nachweisbar war.

Unabhängig von Forstfachkreisen diskutierte man 1915 über neue Ansprüche an die Waldnutzung. Der Weg über den königlicher Forst, Magistratsheiden, Bauernwald und staatliche Waldflächen, Tiergärten zu den Wildgattern, mit ihren Nutzungsrechten und Verwaltungszuständigkeiten musste neu deklariert und vertraglich gesichert werden. Zwischen dem Zweckverband Groß –Berlin und dem Preußischen Staat wurde verhandelt. Das betraf die stadtnahen Oberförstereien Tegel, Grunewald, Potsdam, Köpenick und Grünau. Später ging der Waldbesitz des kommunalen Zweckverbandes an Groß-Berlin über. Im Gegensatz zum Mittelalter bestand jedoch der Vorsatz und die Verpflichtung, pfleglich mit dem erworbenen Gut umzugehen.

Mit Abschluss des Dauerwaldvertrages wurde rechtlich fixiert, was im Grunde schon vollzogen war: Der Funktionswandel des Forstbetriebes von einem reinen Holzproduzenten zu einem Betrieb, der den vielfältigen Bedürfnissen des Ballungsraums Rechnung trug.

Innerhalb weniger Jahre hatte sich Berlin zur Millionenstadt entwickelt.

Die Folgen waren das Einsetzen von Luftbelastungen, Grundwasserabsenkung und steigender Erholungsdruck. Hinzu kamen später noch die Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg, die Fehlentscheidung der Walddüngung in den rauchgeschädigten Kiefernwäldern in den Revieren Fahlenberg und Müggelheim (1977). Aufgrund neuer Untersuchungsergebnisse wurde diese Aktion 1985 eingestellt. Nachgewiesen sind aber starke Immissionsbelastungen als Standortfaktor der Berliner Wälder. Neben Schwefeldioxdimmissionen traten von nun an Stickoxide, Ammonium und Ozon in relevanten Konzentrationen bzw. Despositionsraten auf.

Um so dringender ist die Verwirklichung der Prinzipien der Nachhaltigkeit!

Die Forstwirtschaft in Deutschland ist heute vor die Aufgabe gestellt, vielfältige Ansprüche der Bürger am Produktions- Erholungs- und Ökologiestandort Wald zu vereinen. Der Grundsatz der „Nachhaltigkeit“ ist eine mehr als 200 Jahre alte „ Erfindung“ der Forstwirtschaft. Nachhaltige, naturnahe Forstwirtschaft bedeutet, dass auf ganzer Fläche alle Leistungen des Waldes – von der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und Erholungsraumes bis zur Bereitstellung des umweltfreundlichen Rohstoffs Holz – auch für künftige Generationen im selben Maße und in selber Qualität zur Verfügung stehen wie für uns heute.

Heute wird ein Mischwald angestrebt. Auf leicht besonnten Waldböden entwickeln sich Linde, Buche, Eiche, Esche. Holzreste und Laub verrotten und ihre Substanz verbessert biologisch den Boden.

Auch der Naturschutz hat auf dieser Basis sehr ähnliche Inhalte. Zur Erhaltung und Sicherung der zu schützenden Natur ist besonders in Naturschutzgebieten der Erholungswert und die Freizeitgestaltung nicht über die Schutzgebietsverordnungen zu stellen!

Die Kiefer, wie sie uns meistens vor Augen steht, in Reih und Glied, hoch aufgeästet und ganz oben eine lockere, ja dürftige Krone. Das untere Drittel des Stammes trägt dunkle, schichtige, dicke Borke, welche wenn es geregnet hat dunkelbraun, beinahe schwarz wirkt. Die weniger dicke Borke darüber ist heller und noch höher ist beinahe papierene Rinde fuchsrot, also fast orange. Wenn man nach einem Regen einen Waldspaziergang macht, duftet es besonders markant nach Erde, Moos und Harz. Dann stehen die hohen Kiefer wie Damen in schwarzen Strümpfen und roter Bluse da, richtig festlich.

Ich liebe aber noch mehr die alten Kiefern, welche völlig frei und mit all ihren Ästen um sich ausgebreitet in der Landschaft stehen. Sie haben eine mächtige Krone und gesunde, bläulich /grün schimmernde Nadeln. Erst dann kann man ermessen, wie schön eine Märkische Kiefer ist.