Reisebericht aus Äthiopien (Teil II)
Bau einer Schule aus Spendengeld
der Sommerkonzerte
Von Siegfried Menthel
Mugi liegt inmitten einer Kaffeeanbaugegend. Hier erfahren wir hautnah, was ich zuvor schon in der Zeitung gelesen hatte: Der Kaffeepreis ist drastisch gefallen. Darüber klagt der Landrat und erzählt auf Nachfrage, dass die Bauern noch vor drei Jahren fünf Birr (etwa 55 Euro-Cent) für ein Kilo Rohkaffee bekommen hätten. Jetzt erhalten sie nur noch 1,5 Birr pro Kilo (etwa 17 Euro-Cent). „Der Kaffee ist die einzige Ressource, die wir haben”, hören wir. Der Bau der Sekundarschule sei für die ganze Gegend von großer Bedeutung. „Wir fühlen uns wie neu geboren”, sagt der Kreisschulrat. Man habe wenig gut ausgebildete Leute im Kreis, weil es weiterführende Schulen nur in den Nachbarkreisen gebe, die aber auch überfüllt seien. „Wenn die Kinder zu früh die Schule verlassen müssen, landen die Mädchen nicht selten in der Prostitution, die Jungen als Straßenkinder auf der Straße”.
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Mit primitivsten Mittel wird in Äthiopien gebaut. Die Armut ist an allen Stellen erschreckend deutlich.
Foto: Menthel
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Nun aber wird eilig gebaut, um im Sommer 956 Schüler in die 9. Klasse aufnehmen zu können. Wellblech, Nägel, Zement, Sand – das sind die Hauptposten auf der Ausgabenliste, die uns übergeben wird. Auch von den Einnahmen der Müggelheimer Kirchenkonzerte bezahlt – allen Musikern und Spendern sei Dank!
In einem langen Gespräch mit Teferi Dina, der in der gastgebenden Kirche für soziale und landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte zuständig ist, erfahren wir, dass auch in dieser ländlichen Region Aids das große Problem ist. Allein in der kleinen Stadt Dembidollo gibt es 400 Aids-Waisen und ebenso viele Straßenkinder. Die Kirche hat nun begonnen, Familien zu suchen, die die Kinder aufnehmen. Für 30 Kinder ist das gelungen. Dazu wird ihnen ein Zuschuss von 8-10 Euro pro Kind im Monat gezahlt. Das Geld dafür hatte man bis Ende letzten Jahres von der finnischen evang. Mission. Doch die Finnen hätten sich entschlossen, ihre Mittel ausschließlich in die Aids-Prävention zu stecken. Die Kirche wusste nicht, wie sie die Mittel für diese Kinder aufbringen sollte. Deshalb war die Freude groß, als ich der Kirchenleitung bei unserem Abschlussmeeting für diese Aufgabe einen Geldstapel von 26.800 Birr übergeben konnte. Das entsprach fast der gesamten Umtauschsumme der 3005 Euro, die ich als Einzelspenden von Gemeindegliedern, sowie Geldern aus der Kirchenkasse von Müggelheim und Schmöckwitz durch GKR-Beschluss anlässlich meiner Reise mitgenommen habe. Jetzt kann für die Kinder fast bis Ende des Jahres gesorgt werden. Auch dafür sei hier allen Beteiligten herzlich gedankt. (1.000 Birr hatte ich in einer Buschklinik gelassen für einen Patienten, der seine Operation nicht bezahlen hätte können. Dort lernten wir eine deutsche Ärztin kennen, die sich nach ihrer Pensionierung entschlossen hat, 1 Jahr freiwillig in diesem kleinen sehr bescheidenen Krankenhaus mitzuarbeiten).
Doch zurück nach Chanka: Der Kindergarten, für den wir vor zwei Jahren Geld gesammelt haben, ist eröffnet. 140 Kinder kommen. Für sie ist eine Kindergärtnerin angestellt. 70 Kinder kommen am Vormittag, 70 am Nachmittag. Corinna, ein junges Mädchen aus unserer vierköpfigen Reisegruppe, hat sich mit der Kindergärtnerin lange unterhalten und dabei herausgehört, dass sie keine Ausbildung hat und sich völlig überfordert fühlt. Das haben wir anderntags im kleineren Gesprächskreis mit Vertretern der Kirchengemeinde angesprochen und erfahren, wie sehr sie dies Problem drückt. Der Staat wird den Kindergarten schließen, wenn die Kindergärtnerin keine Ausbildung nachweisen kann. Ich habe zugesagt, dass wir für die Ausbildungskosten aufkommen könnten, wenn die Gemeinde derweil eine Ersatzkraft einstellt und sie weiterbeschäftigt, wenn die dann ausgebildete Kindergärtnerin zurückkehrt. Das hat die Kirchengemeinde zugesagt. Gitta Röth, eine deutsche Entwicklungshelferin, die in Dembidollo arbeitet, will sich darum kümmern. Die Kinder haben sich über das mitgebrachte Spielzeug (für den Kindergarten) gefreut. Ebenso über die Bilder, die unsere Kinder für sie gemalt haben.
Eine staubige Gegend. Wirklich. Ich bin froh, dort gewesen zu sein und habe versprochen, wieder zu kommen und erste Erkundigungen für den Plan eingeholt, mit einer Gruppe von jungen Leuten dort einige Wochen zu arbeiten, zusammen mit einheimischen Jugendlichen.
Der Weg, Partner zu werden ist gewiss lang. Das Leben dort ist für uns sehr fremd, Aber mit jedem Besuch wächst auch Vertrautheit.
Hilfe für Aids-Waisen
in Äthiopien
Aids-Waisen in Äthiopien sind meist gezwungen, auf der Straße zu leben. Die Kirche hat nun begonnen, für einige Kinder Gastfamilien zu suchen. Doch diese Familien sind selber arm und benötigen dafür eine Unterstützung. Die Kirche hat das Geld jedoch nicht. Mit monatlich 10 Euro könnte eines der Waisenkinder in eine Gastfamilie integriert werden. Die Kirchengemeinde regt nun solche Partenschaften an. Wer sich mit einem regelmäßigen Betrag daran beteiligen möchte, kann das Geld auf folgendes Konto überweisen: Förderkreis Kirche in Schmöckwitz, Kto. 1626000138, Blz. 10050000, Berliner Sparkasse, Stichwort: Für Aids-Waisen.
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