Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 10/2002
Oktober 2002

Inhalt
Sanierung des Müggelturm-Areals stagniert
Die schönsten Vorgärten wurden ausgezeichnet
Im Flutgebiet vor Ort
Zaunklau auf Werkstein-Areal
Von der Dorfapotheke zum Vorzeigeobjekt
Müggelheim hat anders gewählt
Parforce-Jagd im Zeichen des Wahlkampfes
Rückblick auf das Lokale-Agenda-Fest
Keine private Nutzung von öffentlichen Straßen
Schönefeld: Gesprächspartner unterzeichnen Absichtserklärung
Rettet die Kastanien
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Besuch im Foerstergarten

Herbstimpressionen aus dem Refugium des berühmten Staudenzüchters

Vor kurzem konnte ich, während eines Potsdam Besuchs mit Freunden, bei schönstem Herbstwetter auch den denkmalsgeschützten Garten von Karl Foerster, dem berühmten Staudenzüchter, besuchen.

Dieser berühmte Garten, in dem auch das Wohnhaus von Foerster steht, ist bei der Bundesgartenschau 2001 als Kulturdenkmal, in enger Abstimmung mit der Denkmalsschutzbehörde und der Tochter Foersters, Marianne Foerster wunderbar wieder hergestellt worden.

Der Staudenzüchter Karl Foerster in seinem Garten.

Karl Foerster hat schöne kurze Sätze geprägt. So auch der Titel eines Buches: „Ferien vom Ach” . Hier in dem überwältigenden Blühen vergisst man Zeit und Raum.

Eine einzige Blüten-Symphonie, mit Pauken und Trompeten, Harfe und Flöte. Alle Sinne sind angesprochen, das Sehen, das Riechen, das Hören und das Fühlen. Da kommt wohl jeder Gartenbesitzer ins Schwärmen.

Dieses streng symmetrisch angelegte Herzstück der gesamten Anlage war ursprünglich an drei Seiten von einer feingliedrigen Pergola umrahmt. Diese gibt es schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Früher waren auch die Böschungen nur bepflanzt. Anfang der 30er Jahre wurde der gesamte Senkgarten von dem Foerster-Schüler und Gartenarchitekten H. Matern umgestaltet. An Stelle der seitlichen Böschungen entstanden die Trockenmauern. Die Wege wurden mit rotem Wesersandstein belegt. Am tiefsten Punkt liegt noch immer das streng gefasste Wasserbecken.

So kann man von verschiedenen Ebenen die vielen Pflanzen betrachten. Ist ihnen ganz nahe oder kann von oben auf das ganze Blütenmeer von Stauden, Kleingehölzen und Gräsern herab sehen. Alte, zu viel Schatten werfende Bäume sind nun entfernt, auch der riesige Bambusbusch am Wasserbecken.

Ich kenne den gesamten, etwa 6000 qm großen Schaugarten schon Jahrzehnte, aber noch nie habe ich ihn so prächtig und beeindruckend gesehen. Der Garten, der seit 1912 rings um das Foersterhaus in Bornim entstand, sollte die Vielfalt von Stauden und Gehölzen in unterschiedlichsten Positionen zeigen. Foerster teilte den Garten nach englischem Vorbild in einzelne „Gartenräume ein. Diese widmeten sich nicht nur verschiedensten gärtnerischen Themen, sondern präsentierten auch jeweils andere, Foersters „sieben Jahreszeiten”.

Der berühmte Staudenzüchter und Gartenphilosoph stellte die einzelne Pflanze und deren individuellen Charakter in sein züchterisches und philosophisches Schaffen. Viele wertvolle Bücher, in denen er seine Pflanzen und deren Verwendung vorstellte, beeindrucken noch heute, zumal seine blumige Sprache und der Wandel in der Gartengestaltung klar zu erlesen sind.

Im September blühten noch Phlox, und Polsterstauden. Gräser schwangen zart ihre Blütenpuschel. Stramm standen die verschiedenfarbigen Fetthennen, farblich gut zu den kleinen Herbstastersternchen. Graziös auf zarten Stielchen erhoben sich violette, hohe Verbenen. Breit ausladend die schmalen Blätterhaufen der Taglilien, dazwischen die prächtigen Blaublattfunkien. Im beginnenden Herbstrot des Fächerahorns hatten sich klar blaue Trichterwinden empor gerankt, genau wie seit Jahrzehnten die gleichen Winden an der Hausecke beim Eingang zum Wohnhaus. Nur die beiden Paar Schuhe, von Karl und Eva, welche schon vor Jahren mit Sedum bepflanzt wurden, stehen nicht mehr an der Treppe, sondern an einem Abgang zum Senkgarten.

Berauscht vom Gesehenen und den Kopf voller neuer Ideen für den eigenen Garten ist es doch sehr praktisch, wenn gleich daneben ein sehr gut sortierter Pflanzenverkauf, mit recht günstigen Öffnungszeiten plaziert ist. Obwohl mein Garten übervoll ist, habe ich doch viele neue Blumenkinder gekauft. MS