6. Jahrgang, Ausgabe 07/2000 | |
Juli 2000 | Home | Archiv | Impressum |
Start frei zum großen Sommerereignis: 3. Spiel- und Spaß-Rallye für Jung und Alt Ungetrübte Badefreuden: Wasserqualität in Ordnung Erstes Resumée der Müggelheimer Flughafenproteste Es geht voran: Lichtblick im Ringen um Müggelturm-Areal Klaus Marciniak tödlich verunglückt Großer Sieg für die Küken der Müggelland-Rallye Spaß pur und volle Action beim diesjährigen Schulfest In den Schatz alter Erinnerungen eintauchen
Serie für den Natur- und Gartenfreund Geschichten aus dem Müggelwald
© 2000 Müggelheimer Bote
Zuletzt aktualisiert am 02.07.2000
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Serie für den Natur- und GartenfreundSommerabendliche NachtgestaltenDie als Vampire verschrieenen Fledermäuse ernähren sich nicht, wie häufig angenommen, von Blut, sondern von Mücken, Motten, Käfern, Schmetterlingen und Libellen, Grillen, Heuschrecken und Spinnen. Sie gehören damit zu den Schädlingsverzehrern. Völlig lautlos fliegen sie auch selten. Je nach Art kann man es leise zirpen oder piepsen hören oder auch mal leise schreien. Noch immer haben Menschen Vorurteile. Dabei wissen nur wenige etwas über die Lebensweise der sehr alten, harmlosen Tierart. So können sie als einzige Säugetiere aktiv fliegen und benutzen dazu ihre Hände. Sie „sehen” mit den Ohren, hängen sich kopfunter mit den Krallen der Hinterfüße zum Schlafen auf und können im Vergleich zu anderen Säugetieren das wahrhaft biblische Alter von 30 Jahren erreichen. Seit etwa 50 Millionen Jahren bewohnen Fledermäuse die Erde. Sie haben in dieser Zeit viele ökologische Nischen erobert und konnten sich ungestört entfalten. Doch in den letzten 50 Jahren hat der Mensch, besonders in den hochindustrialisierten Ländern, durch immer stärkere Veränderung der Umwelt bedrohlich auf den Fortbestand auch dieser interessanten Tiere eingewirkt.
Trotz noch immer verbreiteter Abneigung gegen Fledermäuse, erfreuen sie sich doch langsam eines zunehmend wohlwollenden Interesses. Sie sind harmlose und als „biologische Schädlingsbekämpfer” sogar sehr nützliche Tiere. Bei flüchtiger Betrachtung findet man verschiedene Merkmale, die für Fledermäuse und Mäuse gleichermaßen zutreffen. Körpergröße, Fellfarbe oder Ohrform sind bei den europäischen Arten der Mäuse sehr ähnlich - daher die Namensgebung. Fledermäuse sind aber eben doch keine fliegenden Mäuse, sondern eine eigenständige Ordnung innerhalb der Säugetiere (Handflügler). Die Eroberung des Luftraumes war den Fledermäusen durch die Umbildung von Arm und Hand zum Flugarm möglich. Die Flughaut spannt sich von der Körperseite sowohl zwischen den Fingern als auch zwischen den Extremitäten bis hin zum Schwanz. Fledermäuse haben den sechsten Sinn, die Echo-Orientierung. Sie erzeugen sowohl hörbare Laute (unter 20 kHz) als auch Laute in dem darüber gelegenen und daher dem menschlichen Hörvermögen nicht zugänglichen Ultraschallbereich. Die lauteste Stimme hat der Abendsegler, dessen schrille, metallhart klingenden Rufe über 50 Meter weit zu hören sind (Kontaktlaute). Erst 1938 gelang die Aufklärung der Ultraschall-Orientierung. Fledermäuse erhalten so ein „Hörbild”. Eine ähnliche Orientierung gibt es noch bei Walen und Delfinen. Mit einem Ultraschalldetektor ist es möglich, die unterschiedlichen arttypischen Frequenzen zu messen. Die Entfernung des Beutetiers ermittelt die Fledermaus aus der Analyse des Zeitunterschiedes zwischen dem Eintreffen des Echos am Ohr und der Frequenz des Echos. In Köpenick leben 17 verschiedene Fledermausarten. Diese hohe Artenzahl ist außergewöhnlich, wenn man bedenkt, dass in ganz Deutschland nur 22 Arten bekannt sind. Alle in Europa lebenden Arten ernähren sich von Insekten. In der Regel starten sie erst in der Dämmerung oder in der Nacht zum Beuteflug. Die bei uns in der Dämmerung zu beobachtenden Abendsegler und die Rauhautfledermäuse jagen mehr im Baumwipfelbereich, die Wasserfledermaus hingegen direkt über der Wasseroberfläche. Das Mausohr, die Zwergfledermaus und das graue Langohr bevorzugt in Siedlungsräumen des Menschen. Die Arten benötigen nur etwa 20 bis 30 Minuten, um sich den Bauch voller Insekten zu füllen. Satt ziehen sie sich zu einem Verdauungsschläfchen zurück. Geeignete Unterschlüpfe finden sie nicht nur in ehemaligen Spechthöhlen, auch in extra für sie aufgehängten Fledermausschlafkästen, beispielsweise rund um den Teufelssee. Andere Arten benutzen Mauerspalten, Putzblasen oder Verstecke in Dachböden, Kirchtürmen und ähnlichem. Für den Winterschlaf benötigen sie Räume mit etwa 100 Prozent Luftfeuchtigkeit aber sie müssen frost- und zugluftfrei sein. Geeignet sind Stolleneingänge, Kellerräume, ehemalige Bunker aber auch Dachböden von Kirchen und Wohnhäusern. Einige Arten fliegen mehr als 1000 Kilometer zu bekannten Winterquartieren. Der Naturschutzbund Deutschland ist ständig bemüht, neue und geeignete Ruhekästen und Winterquartiere einzurichten. Mit Gittern und nur kleinen Spezialöffnungen werden Winterquartiere gesichert. Leider werden solche Räume aus Dummheit und Zerstörungswut oft schwer beschädigt und fallen somit als Quartier wieder aus. Wer den Fledermäusen auf seinem Hausboden eine Chance bieten will, wende sich an den Naturschutzbund Deutschland, Tel. 986 41 07. MS Weitere Beiträge aus der Serie für den Natur- und Gartenfreund finden Sie in der Übersicht im Archiv des Müggelheimer Boten! |