6. Jahrgang, Ausgabe 03/2000 | |
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Serie für den Natur- und Gartenfreund Geschichten aus dem Müggelwald
© 2000 Müggelheimer Bote
Zuletzt aktualisiert am 03.03.2000
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Geschichten aus dem Müggelwald(diesmal auch für große Leute)Der MüllmenschDie Wildschweine, die Rehe, die Waschbären, Eichhörnchen und Füchse, alle Vögel, Käfer, Würmer, Ameisen und sonstiges Getier. Auch eine kleine Glasflasche hatte sich auf den Weg gemacht. Eine Pennerpulle, oder auch Flachmann, wie die Menschen sie nannten. Sie war hier im Müggelwald liegen geblieben, als ein Mensch sie leer getrunken hatte. Die Wiese war gerammelt voll. „Ich bin gespannt, wem der Wald nun wirklich gehört”, sagte ein dickes großes Wildschwein zu seinem Nachbarn, dem Fuchs. „Na den Tieren, ist doch klar”, antwortete der Fuchs. „So einfach ist das nicht”, rauschten die Bäume, die um die Wiese herum standen, „der Wald, das sind wir und deshalb gehört er uns und allen Pflanzen, die darin wachsen.” „Na prima, bevor wir mit der Versammlung beginnen, haben wir uns schon in der Wolle,” grunzte das Wildschwein. Und dann sagte die kleine Flasche ein einziges Wort und alle waren still: „Menschen.” Und nach einer Weile: „Ich glaube, den Menschen gehört der Wald.” Die Versammlung begann. Versammlungsleiter waren Uwe der Uhu, Felix der Fuchs, Walli das Wildschwein und Knorri, eine alte, dicke Kiefer. „Ich bitte jetzt um Ruhe”, sagte Uwe der Uhu, „wir wollen heute versuchen herauszufinden, wem der Wald gehört. Und wisst ihr auch warum?” „Nein, wissen wir nicht”, schrieen alle durcheinander. „Aber einige schrieen auch: „Können wir uns schon denken, wir sind doch nicht doof.” „Also beginnen wir”, sagte der Uhu, „Walli, gib bitte einen kurzen Bericht.” „Der Wald ist zu dreckig. Er verkommt zu einer Müllhalde und geht kaputt. Und wir wollen jetzt herausfinden, wer für den Wald die Verantwortung trägt. Ich denke, der Wald gehört uns allen, den Tieren, den Pflanzen und ich glaube auch den Menschen.” „Buh, huh - pfui - nein! Die Menschen sind es doch, die alles kaputt machen.” „Könnt ihr mal ruhig sein, ich bin noch nicht fertig. Doch es ist so, auch die Menschen gehören dazu. Wir, die Tiere, brauchen en Wald und den Menschen. Der Wald braucht den Menschen genauso, und was das Wichtigste ist, der Mensch braucht zum Leben auch den Wald. Und gerade das denke ich, hat der Mensch vergessen.” Es war ganz still. Tiere, Bäume und Pflanzen überlegten. „Walli hat recht”, meldete sich Karl, der Käfer, „wir brauchen uns gegenseitig.” „Aber was sollen wir nun machen? Auf uns hören die Menschen doch sowieso nicht. Wenn wir mal in ihre Gärten einbrechen oder vor den Gärten die Straße aufwühlen, dann fangen sie an zu schreien und würden uns am liebsten umbringen”, grunzten die Wildschweine. „Und wenn wir mal über einen gebohnerten Garten fliegen und uns kommt das Kackern an und wir lassen den Haufen fallen, dann würden sie uns am liebsten abschießen”, sagten die große Vögel. „Und wenn wir durch die Gärten spazieren und unsere Hügel zeigen den Weg, den wir unter der Erde gehen, dann werden wir mit giftigen Lappen getötet oder verjagt”, sagten die Maulwürfe. Die Flasche meldete sich zu Wort: „Na, das ist ja furchtbar, was ihr für böse Erfahrungen mit den Menschen gemacht habt. Sind denn alle so?” „Nein, nein, nicht alle”, riefen die Tiere. „Mir gefällt es auch nicht”, fuhr die Flasche fort, „wenn ich im Wald so allein herumliegen muss. Ich würde lieber in den Glascontainer wandern, um dann wieder zu einer neuen Flasche verarbeitet zu werden. Was haltet ihr davon, wenn ich es jetzt so mache, dass ich mich an den Lippen des Menschen festsauge, wenn er den letzten Schluck getrunken hat. Dann muss er mich zum Glascontainer bringen und dort kann er mich auspacken. Ist das gut?” „Prima!”, riefen alle, „stellt euch mal vor, plötzlich laufen alle mit festgeklebten Bier- und Colabüchsen an den Händen herum. Mit Taschentüchern, die an den Nasen herumbaumeln. Alte Fahrräder, die ihnen am Hintern festkleben. Waschmaschinen und Kühlschränke, die an ihnen festsitzen und der ganze Dreck, der sonst im Wald entsorgt wird, bleibt nun am Menschen hängen.” Das war es. Die Tiere mussten nur noch den Müll überreden am Menschen kleben zu bleiben. Und das war nicht schwer, denn wer wollte sich schon den Anblick einer so vermüllten, menschlichen Gestalt entgehen lassen. „Wir werden die Versammlung beenden”, sagte Uwe der Uhu, „wir wissen nun, was wir Tiere zu tun haben. Nun liegt es am Müllmenschen, dass aus ihm wieder ein normales menschliches Wesen wird.” „Hoffentlich”, grunzte das Wildschwein und ging nach Hause. Ingrid Zweiniger |