Müggelheimer Bote

Bis zum Ende des Schuljahres 1979 wurden noch die unteren Klassen in der „Alten Schule” von 1890 mitten auf dem Dorfanger unterrichtet. Danach sollte es eigentlich, nach den Plänen des Stadtbezirks, in ein Landambulatorium umfunktioniert werden. Doch man hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Der Müggelheimer Heinz Henschke setzte sich engagiert für eine Nutzung als Kulturhaus ein. Dabei half ihm die Tatsache, daß dort schon während des Schulbetriebes Kulturveranstaltungen stattgefunden hatten und der „Dorfklub” auch über keine anderen Räume verfügte.
In ehrenamtlicher Arbeit und mit einfachsten Mitteln wurde das Haus durch den Klubrat um Inge Lange verändert und der neuen Funktion angepaßt.
Eine Aktion der Kultur-Streiter ist fast spektakulär zu nennen: Sie setzten sich gegen die Pläne des Wohnbezirksausschusses der Nationalen Front durch, der das Haus verputzen lassen wollte und dafür auch schon alle Vorbereitungen getroffen hatte. Nach Bekanntwerden der Pläne gründeten einige kulturbewusste Müggelheimer innerhalb weniger Tage die Arbeitsgruppe Denkmalpflege des Kulturbundes. Sie ließen das Gebäude kurzerhand unter Denkmalschutz setzen und sorgten dafür, daß es nicht verputzt werden durfte. Auch die historischen Türbeschläge aus Messing, die eine beauftragte Firma schon abgebaut hatte, konnten teilweise gesichert werden und zieren noch heute die alten Türen.

Nach einer Waldbegehung 1986 mit Förster Mage gab es leckeres Wildschwein am Spieß Foto: Dorfklub

Als 1984 Renate Jahn als festangestellte Leiterin des Hauses eingesetzt wurde, bekam das Kulturangebot neuen Aufschwung und andere Dimensionen. Nicht nur der Veranstaltungskalender wurde dichter, sondern auch die Veranstaltungsvielfalt breiter.
Durch wechselnde Kunstausstellungen, vornehmlich von Müggelheimer und Köpenicker Künstlern, und durch verschiedene Veranstaltungsreihen gab es nun ein planmäßiges Kulturangebot in Müggelheim.
Viele erinnert sich beispielsweise noch gerne an das vollbesetzte Haus zum „Tag des Künstlers”, jeweils an einem Freitag dem 13. Das waren improvisierte Abende mit bekannten Satirikern und Karikaturisten als Parodie auf die vielen Ehrentage der Werktätigen in der DDR. Die geselligen Veranstaltungen zu festgelegten Themen, wie der Bauern-, der Seemanns- oder Ernteball, fanden immer wieder großen Zuspruch. Und der bereitgestellte Konzertflügel wurde nicht nur von den „Müggelheimer Dorfmusikanten”, die in dem Klubhaus ihre Probestätte haben, genutzt, sondern auch für Konzerte mit Stargästen von der Staatsoper.
Mit der beliebten Veranstaltungsreihe „Begegnung der Kulturen” kamen auch schon mal irischer Wind oder spanisches Temperament nach Müggelheim. „Mit dem Auge auf Pirsch” hieß eine regelmäßige Veranstaltung mit Förster Mage. Nach einer geführten Wanderung durch den Müggelwald gab es am Ziel Wildschweinbraten vom Spieß. Eine ähnliche Veranstaltung für ältere Müggelheimer nannte sich „Bunt sind schon die Wälder”. Ein Autokorso mit etwa zehn Wagen, der - mit Erlaubnis des Forstamtes - älteren Müggelheimern im gemächlichen Zuckeltrab die umliegenden Wälder zeigte. Im Anschluß daran gab es Kaffee und Kuchen, bevor die älteren Herrschaften wieder nach Hause chauffiert wurden. Auch die Zusammenarbeit mit der Kirche, der über Jahre der Zugang zum Klubhaus versagt war, gestaltete sich trotz der offiziellen DDR-Kirchenpolitik und gegen den Widerstand einiger Müggelheimer SED-Mitglieder, einvernehmlich. Pfarrer Siegfried Menthel borgte dem Klub Stühle und nahm am Festumzug teil, umgekehrt konnte die Kirche nun ihre Weihnachtsfeiern im Klub durchführen.

Der Dorfclub, mitten auf dem Dorfanger gelegen, feiert seinen 20. Geburtstag Foto: Jacobius

Aus heutiger Sicht ist die Geschichte mit dem Veranstaltungsplakat, das keine Druckgenehmigung bekam, kurios. Der Druck wurde verboten, weil darauf auch ein „Kirchenkonzert” angekündigt war - kurios, aber typisch für diese Zeit. Erst nachdem der Gestalter den Text änderte in „Konzert in der Kirche”, wurde der Druck genehmigt.
1997 wurden im Klubhaus die dringend nötigen Renovierungen gemacht, so dass die vielen Gäste zu unserem Ortsjubiläum würdig empfangen werden konnten. Übrigens begann auch die erste schüchterne Begegnung mit unserer heutigen Partnerstadt Odernheim am 21. Januar 1990 im Dorfklub. Und wieviele Begegnungen sind inzwischen daraus geworden, wie eng ist die Kontaktpflege heute.
Ohne das Klubhaus könnten sicherlich auch die immer wieder gutbesuchten Volksfeste wie das Angerfest, das Erntefest und der Weihnachtsmarkt so nicht gefeiert werden.
Die Gestaltung des „Dorfmuseums” mit der „guten Stube von Müggelheim”, einem Traditionszimmer, für das sich besonders der Heimatverein mit Unterstützung von Bernd Rogge einsetzt, machen das Haus als Stätte der Begegnung noch attraktiver.
Das Haus ist heute Heimstätte mehrerer Vereine und Interessengruppen, bietet diverse Kurse an und wird von allen Altersgruppen als sozio-kulturelles Zentrum des Ortes aktiv genutzt.
Am 27. August feiert der Dorfklub das Jubiläum gemeinsam mit dem Heimatverein. Und alle, die dem Klubhaus über die vielen Jahre die Treue gehalten haben, sind eingeladen. -n. t31

Unser Klubhaus wird 20 - wer erinnert sich?

Anläßlich des Geburtstages des Dorfklubs ist eine bunte Ausstellung der Erinnerungen geplant. Dabei sollen Veranstaltungen und Höhepunkte der vergangenen 20 Jahre im Mittelpunkt stehen. Der Heimatverein fragt alle Leser: Wer hat noch alte, persönliche Fotos, Programmzettel, Einladungen und ähnliches, oder kann vielleicht auch ein eigenes Erlebnis erzählen? Für die Unterstützung dankt der Heimatverein und bittet bis zum 15. August um entsprechende Nachricht unter Tel.: 659 86 13.

Dorfklub feiert Geburtstags-Party

Der Müggelheimer Heimatverein lädt als Förderer der Kultur in unserem Ortsteil zu einem festlichen Abend ein. Anlaß ist das 20jährige Bestehen des Klaubhauses. Kammersänger Reiner Süss wird in seiner fröhlichen und unterhaltsamen Art den würdigen Rahmen schaffen. Gleichzeitig erinnert eine Ausstellung an die Höhepunkte des Kulturlebens in Müggelheim, das auch immer mit dem Dorfklub verbunden war. Die Feier findet am 27. August um 20 Uhr im Dorfklub statt. für das passende kulinarische Angebot wird ein Beitrag von zehn Mark erhoben. Wegen der beschränkten Platzzahl sind Vorbestellungen unter Tel.: 659 86 13 möglich. -n.
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