Müggelheimer Bote
5. Jahrgang, Ausgabe 08/99  
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Inhalt

Trübe Aussichten!

Schönefeld: Tips für Einwendungen gegen den Ausbau

Multikulti mit Wildschwein und Satire

Wasserflöße und Seifenblasen zum 1. Umweltfest

Ende der Bauarbeiten im Wohnpark in Sicht

Ob Pfälzer oder Widerstandskämpfer - die Geschichte der Straßennamen (Teil I)

Pfui Deibel!

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Serie für den Natur- und Gartenfreund

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© 1999 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 03.09.1999

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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Der stille August

Jetzt sind alle Jungvögel geschlüpft und wohlbehütet von den Vogeleltern großgezogen. In meinen begrünten Hauswänden sind zwei Amselnester gebaut worden. Mehrmals während des Brütens habe ich den Marder abwehren können, in dem ich Licht angeknipst habe, als er sich bemerkbar gemacht hatte. Manchmal bin ich sogar nachts in den Garten gegangen um ihn zu vertreiben. Dennoch blieb in dem Nest (gerade 60 Zentimeter neben der Eingangstür) nur ein Ei übrig. Der Amselvater wurde Opfer der Verkehrsdichte auf dem Gosener Damm. Die Amselmutter bebrütete das eine Ei alleine weiter, es schlüpfte und sie zog es allein großzog.
Nun fliegen die Jungvögel und üben sich im Überleben. Die Elternvögel sind inzwischen in der Mauser. Manchmal verlieren sie so viele Federn, daß sie fast fluguntauglich sind. Still sitzen sie im Gebüsch. Kein Gesang zeigt ihr Dasein an. Ab und zu ernten sie auch schon mal von unserem Beerenobst. Sind wir tolerant, gönnen wir ihnen die Früchte!
Schon Anfang der 60er Jahre machte die Biologin Rachel Carson aus Amerika in ihrem Buch „Der stumme Frühling” darauf aufmerksam, daß Vögel extrem durch die Veränderung der Lebensbedingungen bedroht sind. Dazu gehören: Erhöhter Pestizideinsatz, immer mehr Verluste von Feuchtgebieten, großflächige Ackerflächen mit immer mehr genmanipulierten Feldfrüchten, Monokulturen mit für unsere Gegend untypischen Kulturpflanzen, Verlust von Feldrainen, auch Monokulturen im Wald.
Noch heute ist die erschreckende Vision die Rachel Carson vor über 30 Jahren vom Verschwinden der Singvögel zeichnete aktuell. Inzwischen sind auch größere Vogelarten wie der Weißstorch und viele Greifvogelarten davon betroffen. Ich erinnere mich, daß vor etwa 20 Jahren in China der große Mao eine Weisung erteilte, alle Spatzen zu erschlagen, um die Ernteverluste zu reduzieren. Noch heute werden in diesem Land überreichlich Pestizide aus Tankwagen in die Bäume versprüht. In diesem Land singt tatsächlich kaum noch ein Vogel!
Die meisten Gartenbesitzer wenden ja kaum noch Gifte an. Denn was nutzt es, wenn einer spritzt und die Nachbarn nicht. Das biologische Gleichgewicht in allem - Pflanzen- und Tierreich - ist die beste Basis für gesundes Leben.
In meinem Garten leben verschiedene Schneckenarten. Vor zwei Jahren stellte sich ein Singdrosselpaar ein, das im Schneckenbestand ziemlich schnell aufgeräumt hatte. Erst in diesem Jahr sehe ich morgens an den „Silberspuren” wo sie wieder reichlich zugange waren. Und wieder höre ich den melodischen, vielstrophigen Gesang der Singdrossel im Apfelbaum. Flink sehe ich sie huschen in den Stauden und dann höre ich es klopfen - pick, pick, pick. Wieder eine Schnecke weniger im Garten. Denn die Drosseln fressen Schnecken, in dem sie sie mit dem Schnabel solange auf einen Stein schlagen, bis das Gehäuse zerbricht. Im Umfeld solch einer „Schneckenschmiede” liegen viele, viele zerbrochene Schneckenhäuser.
Die Singdrossel ist so groß wie eine Drossel. Ihre Körperoberseite ist olivebraun. Die auffällige Körperunterseite ist weiß, zum Teil gelblich überflogen und dunkelbraun getropft. Achsel und Unterflügel sind rostgelb. Sie ist ein Zugvogel (im Winter in Südwesteuropa und Nordwestafrika) und bewohnt Wälder mit Unterholz und feuchtem Boden, aber auch Gärten, Parks und Friedhöfe. Sie frißt Insekten, Würmer, Larven, Schnecken, Früchte und Beeren.
Wer Vögeln das Leben erleichtern möchte kann vor allem in seinem Garten einiges tun. Er sollte naturnah angelegt werden, Büsche und Hecken bieten Brutraum und Deckung. Beerenbüsche sollte es reichlich geben. Fassaden beispielsweise mit Efeu oder wildem Wein begrünen. Im Herbst die Halme von Stauden und Gräsern nicht zurückschneiden, da sich in ihnen Kleininsekten als Nahrung für die Vögel befinden. Nisthilfe, Nistkästen, Vogeltränke und eine sinnvolle Winterfütterung - all das wäre für die Vögel eine große Hilfe. Dann wird der nächste Frühling kein stiller Frühling. MS

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