Müggelheimer Bote
5. Jahrgang, Ausgabe 07/99  
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Ludwigshöheweg wird zum Modell für Berliner Straßenbau

Lösung für ansprechendere Busschleife

Wer die Krumme Lake liebt, verzichtet auf Angeln und Baden

Odernheim grüßt Müggelheim per Uhr

"Das verlorene Paradies"?!

Impressionen vom Angerfest '99

Glücksrad des Wirtschaftskreises war dicht umlagert

Einfach himmlisch: Auf zur totalen Sonnenfinsternis nach Süddeutschland

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Zuletzt aktualisiert am 30.08.99

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Einfach himmlisch: Auf zur totalen Sonnenfinsternis nach Süddeutschland

Astronomisch ist dieses Jahr für uns wohl das interessanteste dieses Jahrhunderts, vor allem weil wir alle schon lange darauf warten. Die beiden Jahrhundert-Kometen von 1996 und 1997 wurden ja erst kurz vor ihren Gastvorstellungen am Himmel entdeckt. Das Top-Ereignis dieses Jahres jedoch, kann man schon seit Jahrhunderten voraus berechnen: Die totale Sonnenfinsternis am 11. August.
An sich ist an dieser Finsternis zunächst nichts besonderes - zumindest aus wissenschaftlicher Sicht. Was ihre Bedeutung jedoch für uns Mitteleuropäer in die Höhe schnellen läßt, ist die Tatsache, daß es die einzige totale Sonnenfinsternis dieses Jahrhunderts ist, die von Deutschland aus zu beobachten ist. Das letzte Mal war so etwas im Jahr 1887 möglich und wenn sich über Deutschland das nächste Mal die Sonne total verfinstert, schreiben wir schon das Jahr 2135.
Sonnenfinsternisse sind allgemein nicht so selten, betreffen aber immer nur ein relativ kleines Gebiet der Erde. Darum sind sie lokal seltener als Mondfinsternisse. Da sich der Mond um die Erde bewegt, sehen wir von seiner beleuchteten Seite immer nur einen Teil - er nimmt zu oder ab. Wenn er in der gleichen Richtung wie die Sonne steht, sehen wir gar nichts (weil er uns die unbeleuchtete Seite zuwendet) und wenn er ihr gegenüber steht, haben wir Vollmond. Das funktioniert, weil die Mondbahn gegen die Erdbahnebene (um ca. 5°) geneigt ist.
Die Schnittpunkte bewegen sich jedoch, so daß es vorkommt, daß der Vollmond oder der Neumond gerade in einem dieser Punkte stattfindet. Für den Vollmond bedeutet das, daß er in den Schatten der Erde taucht und daher nur noch rötlich am Himmel glimmt. Bei Neumond ist die Konsequenz schwerwiegender: Der dunkle Mond steht von uns aus gesehen vor der Sonne. Da Sonne und Mond am Himmel etwa gleich groß erscheinen, verdeckt der Trabant das Zentralgestirn vollständig (zumindest bei dieser Finsternis). Darum wird es für zwei bis drei Minuten am frühen Mittag des 11. August dunkel; die Blumen schließen ihre Kelche, die Amateurastronomen öffnen ihre Teleskope und Kameras.
Ihren wissenschaftlichen Reiz haben Sonnenfinsternisse heute eigentlich verloren. Die Zeiten sind vorbei, in denen große Astrophysiker wie Sir Arthur Eddington noch 1919 um die halbe Welt reisten, um mittels Sonnenfinsternis Einsteins Relativitätstheorie zu beweisen. Das emotionale Erlebnis jedoch bleibt, und deshalb sollte man diese für viele von uns wahrscheinlich einmalige Chance nutzen, einmal nicht so weit fahren zu müssen. (Schließlich ist das ja auch eine Kostenfrage.)
Die Zone der totalen Finsternis ist aber nur 112 Kilometer breit. Sie beginnt früh in Südengland, verläuft quer durch den Ärmelkanal, durch Frankreich, Süddeutschland (nördlich an München vorbei), Österreich, Ungarn ... bis sie nach Durchkreuzen des Schwarzen Meeres und des Nahen Osten nachmittags im Golf von Bengalen endet. Irgendwo auf dieser Route sollte man also seinen Sommerurlaub verbringen.
Für die Wahl des genauen Urlaubszieles hofft man selbstverständlich auf gutes Wetter zur Finsternis. Die NASA erstellt daher jedesmal Karten, die das Wetter im langjährigen Mittel angeben. Dabei liegt die Wahrscheinlichkeit für gutes Wetter in Deutschland bei nicht ganz 50%, am höchsten ist sie im Iran. Letztes Jahr z.B. war aber am 11. August ganz Europa klar, nur über dem Kanal gab es wenige Wolken.
Die Vereinigung der Sternfreunde (VdS) bietet für Menschen zwischen 14 und 25 Jahren ein zweiwöchiges Jugendlager in Violau an. Große Städte wie Stuttgart, die genau in der Finsternis-Zone liegen, organisieren auch einiges,.
Falls überhaupt jemand an diesem Tag in Müggelheim (Berlin) ist und nicht in der Totalitätszone, wird er die Sonne um 12.40 Uhr und 24 Sekunden (MESZ) nur zu etwa 87,2% verfinstert sehen. Um 11.21Uhr und 35 Sekunden beginnt der „böse Drache” (wie die alten Chinesen den die Sonne scheinbar anknabbernden Mond nannten) sein Werk. Schon um 13.59 Uhr und 47 Sekunden wird er unser heißes Tagesgestirn wieder freigeben. Um jedoch die unvollständige Bedeckung der Sonne durch den Mond überhaupt zu sehen, muß man sie direkt betrachten. Wer nicht an den Himmel sieht, wird nichts bemerken - nicht einmal eine leichte Dämmerung oder so, denn die Sonne ist viel zu hell.
Deswegen auch unbedingt beachten: Nie mit einem Feldstecher oder Teleskop direkt in die Sonne sehen (Erblindungsgefahr!!!). Alternativen bilden z.B. Sonnenfolien oder spezielle Finsternis-Brillen! (Erhältlich z.B. beim Kosmos-Verlag oder in den Sternwarten/ Planetarien). Susanne Hoffmann, Sven Andersson

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