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© 1999 Müggelheimer Bote
Zuletzt aktualisiert am 30.08.99
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Geschichten aus dem Müggelwald
Der Traum von der gläsernen Mülltonne
Jedes Jahr vom Frühjahr bis zum Herbst hatten die
Wildschweine ein Problem. Ein riesengroßes Problem. Ein Mülltonnenproblem.
Und die Menschen auch.
Diese wunderbaren lecker duftenden großen, grauen Gefäße. Sie standen nicht
oft, aber dafür immer regelmäßig zweimal im Monat an den Straßenrändern in
dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes. Die Menschen nannten sie
Mülltonnen und steckten dort alles rein, was sie nicht mehr gebrauchen
konnten.
Leere Tierfutterbüchsen von Hunden und Katzen. Essensreste, die dann stanken
und von Würmern zersetzt wurden. Brot und Kuchenreste. Gemüseabfälle und
vielerlei mehr. Für die Wildschweine des Müggelwaldes ein wahres Freudenfest,
weil sie hier das eine oder andere Leckerli fanden, das es im Wald nicht gab.
Leckerlis, das war der Spaß am Leben, den sie haben wollten. Aber es war für
sie ein großes Ärgernis, wenn sie die großen, grauen, schweren Tonnen erst
umkippen mußten, um an die schönen Sachen heranzukommen. Warum gab es keine
Tonnen, bei denen man sehen konnte, was darin versteckt war?
Der Wildschweinvater lief durch den Wald und dachte nach. Es muß eine Lösung
gefunden werden.
„Es geht nicht, daß wir uns jedes Jahr damit herumplagen müssen. Ich will
auch an meine Kinder denken. Sie sind noch klein und schwach und haben gegen
so eine große Tonne keine Chance.”
Er setzte sich unter einen Baum. Er war müde vom herumlaufen und nachdenken.
Er schlief ein und hatte einen Traum:
Ein wunderschöner Sommerabend begann. Alle Wildschweine des Müggelwaldes
hatten sich auf ihrer großen Wiese versammelt. Das älteste, stärkste und
schlaueste Wildschwein hatte sie eingeladen. Sie wollten gemeinsam beraten,
um den Ärger mit den Mülltonnen zu einem Ende zu bringen.
„Also seid gegrüßt, Freunde”, sagte Werner, das alte Wildschwein. „Wir werden
die dreckige Geschichte beenden, weil wir mit den Menschen aus dem kleinen
Dorf am Rande des Müggelwaldes friedlich und freundschaftlich nebeneinander
leben wollen. Und weil wir nicht akzeptieren, daß die Menschen sagen, wir
sind für den Dreck verantwortlich.” „Ja, ja”, schrieen alle, „das wollen wir.
Aber ohne unsere Leckerlis aus den Mülltonnen, wie soll das gehen?”
„Macht euch Gedanken”, sagte Werner. Es war still. Alle dachten nach, man sah
es an ihren runzeligen Stirnen. Plötzlich meldeten sich Fritz und Friederike,
die kleinsten und jüngsten. „Warum sollen wir für den Dreck im Müggelwald
verantwortlich sein? Wenn wir durch den Wald laufen und an den Strand gehen
um zu baden und zum Wasser, um zu saufen, dann liegt da soviel Dreck herum.
Wo kommt der denn her? Der ist doch nicht von unseren umgekippten
Mülltonnen?”
Die Alten guckten sich verschmitzt an und Werner, das alte Wildschwein, gab
die Antwort: „Menschen, die vergessen haben, daß sie zur Gattung der Menschen
gehören, werden zu zweibeinigen Schweinen. Sie verbreiten überall wo sie
auftauchen Chaos und Dreck.”
Fritz und Friederike staunten. Das sind ja komische Wesen, von denen Werner
sprach. Sie würden sich auf die Lauer legen, um sie einmal zu sehen.
Vielleicht klappte es, denn im Müggelwald sollte es ja eine Menge davon
geben.
Die Beratung ging weiter. Keiner hatte eine brauchbare Idee.
Plötzlich meldete sich Walli: „Was haltet ihr davon, wenn wir den Menschen
den Vorschlag machen, sie sollten durchsichtige Mülltonnen bauen. Vielleicht
aus Glas? Wir könnten dann immer sehen, was darin ist und brauchten nur die
Tonnen umzukippen, in denen etwas ist, was uns gefällt.”
Alle waren begeistert. Das war es doch, eine gläserne Mülltonne. Man könnte
sich am Sonntag fein anziehen und mit der gesamten Familie einen „Schaufensterbummel”
machen, um Leckerlis zu sichten.
Eine lustige, freudige Stimmung verbreitete sich unter den Wildschweinen auf
der Wiese. Es wurde laut, sehr laut.
Der Wildschweinvater wurde wach. Er sah sich um und rieb seine Augen Seine
Familie war bei ihm. Die Kinder tollten durch den Wald. Die Wildschweinmutter
paßte auf. „Es war ein Traum, ein schöner Traum”, dachte der
Wildschweinvater, „ich werde ihn gleich meiner Familie erzählen.” Ingrid
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