Müggelheimer Bote
5. Jahrgang, Ausgabe 06/99  
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Inhalt

Informationen unter Protesten

Müggelheimer BVBB-Gruppe wählte Sprecher

Alles vorbei oder noch alles möglich? Denkanstöße zum Flughafen-Verfahren

Vom Holzfäller zum Oberförster

Großer Andrang bei Baustadtrat Scholz

Vereine im Profil: Paddelschwingend durch die eisfreie Wasserzeit

Persönlichkeiten: Ein kämpferisches Herz für Benachteiligte

Nichts mit Jungen am Hut: Neue Mädchengruppe hat auch so Spaß

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Zuletzt aktualisiert am 24.09.1999

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Kopf unter...

Nanu, wer steckt denn hier den Kopf in den Sand? Da wollte wohl jemand das Pärchen am Kleinen Müggelsee ungestört lassen und guckte lieber weg - auf originelle Art und Weise.Foto: Jacobius


Informationen unter Protesten

Flughafengegner hilten Zepter in der Hand

Bei der Informationsveranstaltung zum Thema Großflughafen Schönefeld ging es rund: Geschrei, Buhrufe und vorzeitiges Gehen der etwa 150 Zuhörer im Dorfklub gehörten am 10. Mai mit zum Programm. Eigentlich hatten Bezirksbürgermeister Klaus Ulbricht und der SPD-Abgeordnete Jürgen Radebold zu der Veranstaltung mit Vertretern der Holding geladen, um zu einer Versachlichung der Diskussion zurückzuführen. Doch der Schuß ging nach hinten los.
Die Gemüter der Zuhörer waren so erhitzt, daß eine Diskussion erst möglich war, nachdem ein Teil aus Protest den Raum verlassen hatte. „Kann doch nicht wahr sein, 40 Jahre lang wurden wir in der DDR verarscht, jetzt geht es weiter!” brachte einer der Männer seinen Unmut zum Ausdruck. Bürgermeister Ulbricht versuchte die Wogen zu glätten: „Es ist nicht mein Ziel, sie zu überzeugen, daß der Flughafen etwas ganz tolles ist - ich bin nach wie vor dagegen.” Er forderte alle auf, genau darauf zu achten, daß die nötigen Untersuchungen im Vorfeld gemacht würden, zu Umweltverträglichkeit, Lärm und Gesundheit.

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Der Informationsbus der Projektplanungsgesellschaft, beklebt mit Protestplakaten der Flughafengegner
Im Herbst, spätestens im Dezember sollen die Akten für das Planfeststellungsverfahren ausliegen, sagte einer der Referenten, Burghard Kieke der Projektsprecher der Planungsgesellschaft. „In München hat die Durchsetzung des Flughafens durch die vielen Einsprüche 25 Jahre gedauert. Wir rechnen hier auch mit sehr vielen Einwendungen, gehen aber davon aus, daß in zwei Jahren alles vorbei ist”, so Kieke selbstbewußt. Er räumte ein, daß der Flugverkehr erheblich zunehmen würde bei zwei Startbahnen mit etwa 1000 Flugbewegungen pro Tag. Die bereits bestehende Bahn soll auf 3600 Meter verlängert werden, die neue 4000 Meter lang werden - und somit gleichermaßen für große Flieger geeignet. Beide Bahnen sollen gleichmäßig belastet werden. Nur für den Frachtverkehr würde vermutlich die neue, 1950 Meter nach Süden gebaute Bahn genutzt werden.
„Unser Ziel ist es aber, unvermeidbare Belästigungen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren”, versuchte Ulrich Schindler, Leiter der technischen Planung zu beschwichtigen. Eine dreistellige Millionensumme sei für den Lärmschutz vorgesehen. Doch darüber konnten die Zuhörer nur lachen. „Bloß weil es hier um das große Geld geht, müssen wir darunter leiden”, sagte Peter Augustinski empört.
Ulbricht versprach, daß sich das Bezirksamt an den Einwendungen im Planfeststellungsverfahren beteiligen würde, „schon im Interesse unserer Einrichtungen wie Kitas und Schulen.”
Der Informationsbus der Projektplanungsgesellschaft stand bereits vor der Veranstaltung den ganzen Tag auf dem Dorfanger und wurde rege frequentiert. Allein bis 15 Uhr hatten schon 50 Müggelheimer den Bus besucht. „So lange und heftig wurde bisher noch nirgends diskutiert wie hier”, sagte der Leiter sichtlich genervt. „Wir sind kein Zoff-ablaß-Ventil. Das haben viele schon begriffen, nur die Müggelheimer noch nicht.” Dennoch würde der Bus noch mehrfach kommen. Bis zum Jahr 2002 soll, nach den Plänen der Holding, die Planung durch sein, im Jahr 2003 mit dem Bau der neuen Startbahn begonnen werden. sip

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