Müggelheimer Bote
18. Jahrgang, Ausgabe 11/2011
November 2011
Müggelheimer Bote

Inhalt
Patient Moor auf dem Weg zur Besserung
BVBB: In Leipzig verloren und doch nicht hoffnungslos
Unterschriften fürs Volksbegehren übergeben
Wowis Baum - "Beamte dürfen keine Geschenke annehmen"
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Das neue Bezirksamt: Rainer Hölmer (SPD, Stadtentwicklung/Bauen/Umwelt), Ines Feierabend (Linke, Soziales/Gesundheit, Stellv. Bürgermeisterin), Oliver Igel (SPD, Bürgermeister), Svend Simdorn (CDU, Sport/Bildung/Ordnung). Foto: Steffen Sambill

Viel Erfolg!

Das neue Bezirksamt steht - fast. Ein Stadtratsposten der Linken konnte bei der ersten BVV-Sitzung noch nicht besetzt werden. Unser neuer Bürgermeister heißt jetzt wie erwartet Oliver Igel (3.v.l.) von der SPD. Eine Zählgemeinschaft aus SPD, CDU und Grünen hat ansonsten eine reibungslose Wahl möglich gemacht. Alle Parteien bestätigten, dass die Zählgemeinschaft mehr sei, als nur eine Wählergemeinschaft. Sie setze ein positives Signal für einen Neuanfang und ein Miteinander im Bezirk. Gemeinsame Ziele sollen u.a. die verkehrliche Entlastung der Altstadt und Oberschöneweides sein, die Einführung von Kiezfonds, eine Stärkung des Wasser- und Radverkehrs und die Schaffung von mehr Transparenz im Verwaltungshandeln. sip

Patient Moor auf dem Weg der Besserung

Fachleute und Umweltkreis besichtigten die Krumme Lake

von Simone Jacobius

"Wir sind auf einem guten Weg." Dem "Patienten" Moor geht es langsam etwas besser. Das war das wichtigste Fazit einer Begehung Ende Oktober. Der Müggelheimer Umweltkreis, der in der Kirchengemeinde angesiedelt ist, hatte zu einer Begehung der Krummen Lake geladen, um den Zustand des Sees und seines Moores mit Fachleuten zu begutachten. Mitarbeiter von der Senatsumweltverwaltung waren genauso dabei, wie die Zuständigen von Bezirksamt und Berliner Wasserbetrieben. Revierförster George Majumder übernahm als "Hausherr" die Führung.

Die vor allem in DDR-Zeiten vorgenommene exzessive Förderung von Trinkwasser über die sogenannte F-Galerie hat den Wasserpegel stetig sinken lassen, das Moor war kurz vor dem Austrocknen und die moortypische Vegetation verschwand zugunsten von Erlen, Birken und Schilf. Durch den vermehrten Laubabwurf und die starken Wurzelgeflechte der Bäume wurde das Moor noch zusätzlich gestört.

"Die Trinkwassergewinnung hat über Jahre die Feuchtgebiete im Bezirk beeinträchtigt, da dadurch die Grundwasserstände gesunken sind", erläutert Holger Brandt vom Referat Naturschutz, Landschaftsplanung und Forstwesen in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Zwar wurde nach der Wende bereits weniger gefördert, doch einen richtigen Durchbruch gab es erst 2008. In Vorbereitung auf die neuen FFH-Gebiete (Flora, Fauna, Habitat), die dem EU-Recht unterliegen, musste für den "Gesundheitszustand" der Moore von Teufelssee und Krumme Lake einiges getan werden. Eine Entwässerung von Mooren setzt zudem große Mengen an CO2 frei, ein Klimakiller. Auch deswegen wurden die Behörden angehalten, etwas für die Moore zu tun.

Umweltspezialist Eckhart Scheffler misst den Pegelstand der Krummen Lake. Foto: Jacobius

Gespräche zwischen Senatsverwaltung und Wasserbetrieben leiteten den richtigen Weg ein. "Wir haben die nötigen Fördermengen auf verschiedene Galerien umgelegt um die beiden Moore zu entlasten", erklärt Elke Wittstock, Leiterin der Wasserwirtschaft. So fördert die F-Galerie, ursprünglich auf 50 000 Kubikmeter pro Tag ausgelegt, nur noch 15 000 Kubikmeter. "Das ist allerdings ein freiwilliges Entgegenkommen von uns. Denn erlaubt wären uns 25 000 Kubikmeter pro Tag", sagt die Ingenieurin. Rund neun Millionen Euro hat diese Umlagerung der Fördermengen gekostet.

Doch der Erfolg ist sichtbar: Die Reduzierung der Trinkwassermenge über die F-Galerie bei gleichzeitig recht feuchter Wetterlage in den letzten beiden Jahren sorgt für steigende Pegelstände. Dem Moor geht es eindeutig besser. Dennoch wird es die Krumme Lake nicht mehr schaffen, ihren originalen Niederwasser-Moor-Charakter zurück zu bekommen, befürchtet Brandt. Für die Kleine Pelzlake und das Teufelsmoor sieht er da noch Chancen.

Unter anderem deswegen ist jetzt mit einem "Moor-Monitoring" begonnen worden, das heißt einer langfristigen, über mehrere Jahre gehende Untersuchung. Parallel dazu findet ein "Vegetations-Monitoring" statt, bei dem alle drei Jahre die Pflanzenwelt der Moore untersucht werden soll. Auch sie ist ein Indiz für den Zustand der Feuchtgebiete.

Untersuchungen haben gezeigt, dass vor gut 100 Jahren, vor der Förderung des Trinkwassers, die Pegelstände des Sees einen guten Meter höher lagen als heute. Während der Pegel der Krummen Lake 2007 noch bei 32 ü.N. lag, liegt er inzwischen bei 32,6 ü.N.

Wer jetzt denkt, warum kann man denn die F-Galerie nicht komplett abstellen, irrt. Denn damit würde dem Moor kein Gefallen getan werden – es würde absaufen, faulendes, stinkendes Wasser wäre die Folge. "Eine Gefährdung für die Müggelheimer Besiedlung bestünde aber trotzdem nicht", ist sich Brandt sicher.

Die Wasserqualität der Krummen Lake ist, trotz steigender Pegel, unverändert schlecht. Nur die ersten zwei Meter Wasser verfügen über genügend Sauerstoff. Nach drei bis vier Metern fängt dann eine 17 Meter dicke Schlammschicht an.

Auch das Flughafenproblem wurde angesprochen. Während Untersuchungen vorlägen, dass Fluglärm in der Höhe wie über Müggelheim keine Auswirkungen auf die Tierwelt habe, seien die Folgen für die Pflanzenwelt noch nicht untersucht. "Das muss aber geschehen, wenn die Routen jetzt über FFH-Gebiete führen sollen. Das haben wir auch den zuständigen Brandenburger Behörden mitgeteilt. Die müssen für die Untersuchungen den Auftrag erteilen", erläutert Brandt.

Doch noch liegt kein Auftrag vor. "Risikobewertungen können wir erst vornehmen, wenn wir die genauen Pläne und Routen kennen", erläutert Elke Wittstock von den Wasserbetrieben. Falls es diese Untersuchung nicht gäbe, könne sie gerichtlich eingefordert werden.