Müggelheimer Bote
18. Jahrgang, Ausgabe 11/2011
November 2011
Müggelheimer Bote

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Patient Moor auf dem Weg zur Besserung
BVBB: In Leipzig verloren und doch nicht hoffnungslos
Unterschriften fürs Volksbegehren übergeben
Wowis Baum - "Beamte dürfen keine Geschenke annehmen"
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Wieder mal Herbst

von Marianne Schäfer

Viel zu schnell war er da. Eben noch haben wir leicht bekleidet im Garten gewerkeln, oder einfach nur die warme Sonne genossen. Aber der Lauf der Sonne lässt sich nicht aufhalten. Tief steht sie am Himmel und mit ihrem Licht leuchtet sie in die dunkelsten Ecken in unseren Wohnungen. Sie beleuchtet so manches kleines Spinnengewebe und sogar vergessene Dinge werden sichtbar. Wir wundern uns, dass im Garten beinahe über Nacht viel mehr Farbigkeit zu bestaunen ist. Allerdings ist bei den ersten Frostgraden das Laub der Dahlien erfroren. Nun können die kompakten Wurzelknollen ausgegraben werden und noch in der Sonne etwas abtrocknen. Dann kommen sie in einen frostfreien Keller. In die frei gewordenen Beetstellen können nun die neuen Tulpen- Narzissen- oder Krokuszwiebeln gesteckt werden.

Ich bin froh, dass mein Mandarinenbäumchen und der riesige Duftgeranienbusch zur Überwinterung, in einem Gewächshaus des Müggelheimer Pflanzenmarktes, abgeholt wurden. Dort überwintern die Pflanzen bei den richtigen Licht- und Temperaturverhältnissen bestens. All die anderen Pflanzen wie Geranien, Blaulilien, Kakteen usw. sind schon im Keller. Wenn die Nachttemperaturen unter Null sinken, ist morgens im Garten schon alles leicht bereift. Es glitzert wenn die Sonne darauf scheint. Plötzlich fallen die leicht bereiften Blätter durchs Geäst. Besonders von Flieder, Obstbäumen, Magnolien und von einigen Ziersträuchern.

Umso mehr fallen jetzt die prächtig roten Weinranken auf, welche im Sommer über Busch und Schuppen gewachsen waren. Ebenso erfreuen uns die Ahornbüsche oder die Essigbäume, weil sie ihre Blätter in ein prächtiges Rot gefärbt haben. Leider ist diese herbstliche Pracht schnell vorbei. Die Funkien leuchten mit ihren herbstlich goldgelben, fein gerippten Schmuckblättern auch nur für nur wenige Tage auf. Die sommerlich schattigen Gartenstellen sind jetzt auch von der Herbstsonne beleuchtet.Dabei bemerkt man, dass einige Frühjahrsblüher, wie Primeln, Taglilie und sogar die Sumpfdotterblumen im Gartenteich wieder blühen. Zwar keine üppige Blüte, aber man freut sich. Temperatur und Lichtverhältnisse sind etwa die gleichen, wie im Frühjahr. Das ist der Grund.

Von den Rasenflächen muss das Laub abgeharkt werden. Laub, Laub, Laub überall, wie furchtbar! So denken leider viele Gartenbesitzer. Dabei ist Laub so wertvoll. Es ist gut geeignet um bei trockenem Frost die Pflanzen zu schützen. Das Laub wird locker auf die Stauden im Beet verteilt. Es verrottet und verbessert so die Erde. Auch unter Beerensträucher und Obstbäumen kann eine angemessene Schicht Laub verteilt werden. Unsere sandige Erde braucht die natürliche Bodenverbesserung. Besonders das Laub der Linden und der Haselbüsche verrottet schnell, man kann es auch extra auf einem Haufen verrotten lassen und hat dann im nächsten Jahr weiche, humose Lauberde. Besser als Torf und auch noch kostenfrei!

Feuchter Nebel zieht durch den Wald und in unsere Gärten. Es ist wieder milder geworden. Jetzt ist noch eine gute Zeit, um Bäume oder Sträucher zu pflanzen. Auch können die zu sehr in die Breite gewachsene Stauden geteilt und neu gepflanzt werden. Als ich mir die noch vor kurzem so üppig blühenden, hohen Astern ansah, jetzt mit braunen, verkrumpelten Blütenresten, auf denen sich noch vor gar nicht so langer Zeit so viele Schmetterlinge und Bienen lustvoll tummelten, da machte ich im Gebüsch eine Entdeckung. Da präsentierte sich mir ein locker verzweigter Stauch, welcher schon mehr als Zaunhöhe erreicht hatte, mit entzückendem rosa und orangfarbenem Fruchtbehang. Es war ein Pfaffenhütchen-Strauch, den ich niemals gepflanzt hatte. Klammheimlich war er mit seinen kantigen, grünen Zweigen dort gewachsen, wo ein Samenkorn in die Erde gefallen war. Jetzt war er ein kleines Schmuckstück. Seine dünnen Zweige waren reich mit den kleinen Fruchtgehängen geschmückt. An fadendünnen Stielchen hingen rosa gepuffte Hüllen, aus denen jeweils zwei orangenen Samen hervor lugten. Die kleinen Blätter hatten auch eine leicht rote Herbstfärbung angenommen.

Nachdem ich mir ein paar Zweiglein für die Vase abgeschnitten hatte, nahm ich mir mein Gartenbuch vor. Hier las ich folgendes: Das Pfaffenhütchen gehört zu den Spindelbaumgewächsen. Sein natürlicher Lebensraum ist am Waldrand, auch in Laubwäldern. Er ist genügsam und robust. Es gibt verschiedene Arten, welche besonders schmückendes Laub, oder verschiedene Wuchseigenschaften haben. Das Holz der Spindelsträucher wurde schon vor langen Zeiten von den Menschen sehr geschätzt und genutzt. Handwerker stellten zum Beispiel Orgelpfeifen, Arbeitsgeräte, auch Schuhspanner und Spindeln aus dem Holz her. Im Frühling werden die kleinen, weißen Blütchen gerne von vielen Insekten besucht und die herbstlichen Früchte werden von den Vögeln begeistert als Nahrung genommen. Besonders das Rotkehlchen liebt diese Nahrung.

Jetzt weiß ich auch, dass "mein" Rotkehlchen schon lange diese Quelle entdeckt hatte, denn ich hörte oft sein: tick, zick, zick, genau an dieser Stelle.