Müggelheimer Bote
18. Jahrgang, Ausgabe 11/2011
November 2011
Müggelheimer Bote

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Patient Moor auf dem Weg zur Besserung
BVBB: In Leipzig verloren und doch nicht hoffnungslos
Unterschriften fürs Volksbegehren übergeben
Wowis Baum - "Beamte dürfen keine Geschenke annehmen"
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Geschichten aus dem Müggelwald

Kora hat Appetit auf Schuhe

von Ingrid Zweiniger

Vor vielen Jahren lebte im Müggelwald ein Fuchs, dem Schuhe so gut gefielen, dass er sie den Menschen wegnahm. Er lief am Abend zu den Grundstücken und nahm die Schuhe, die vor der Haustür standen einfach mit in den Wald. Dort schleppte er sie in seinen Fuchsbau und freute sich darüber, dass die Menschen nun barfuß laufen mussten. Aber er hatte damals noch eine andere Idee. Er wollte einen Schuhladen aufmachen und die Schuhe verkaufen. Aber die Tiere aus dem Müggelwald waren damit nicht einverstanden. Sie waren böse auf den Fuchs. Sie stopften ihn in ein Erdloch und er musste den Tieren versprechen, dass er alle geklauten Schuhe zurückbringt. Der Fuchs hielt sein Versprechen und klaute in dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes keine Schuhe mehr.

Diese Geschichte kannte Trabbi nicht, denn zu dieser Zeit war er noch ein ganz kleiner Babyhund und lebte auf der Straße in Ungarn, weil er keine Hundmama und keinen Hundepapa hatte. Als Trabbi dann zu Herrchen und Frauchen in den Müggelwald kam, fand er viele Tiere, die seine Freunde wurden. Vor allen Dingen die vielen wilden Tiere aus dem Müggelwald. Die hatte er sehr gern und mit denen verstand er sich prima. Am besten natürlich mit den Wildschweinen. Aber auch die Haustiere wurden seine Freunde. Vor allen Dingen die vielen Hunde, die es in dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes gab. Jeden Tag traf er auf seiner Hunderunde viele Freunde. Rumtoben machte am meisten Spaß. Aber auch Quatschen mit den Haus- und Wildtieren war super. Und so erfuhr Trabbi eines Tages von Walli dem Wildschwein von der Schuhgeschichte mit dem Fuchs. Er fand die Geschichte lustig. Aber Walli das Wildschwein hatte danach viel zu tun, um Trabbi zu überzeugen, dass es böse ist, wenn man etwas wegnimmt, was einem nicht gehört. "Die Schuhe gehören den Menschen, Trabbi. Oder hast du schon mal ein Tier gesehen, das mit Schuhen durch den Wald läuft?" "Nein", sagte Trabbi, "habe ich nicht, und das wäre auch blöd, wenn ich mir vorstelle, dass mein Kätzchen Fritzi mit Stöckelschuhen durch den Garten saust und ich mit Turnschuhen hinter ihr hersause."

Aber die Sache mit den Schuhen war noch nicht zu Ende. Irgendwie war eine Schuhmacke im Müggelwald ausgebrochen. Eines Tages traf Trabbi auf der Hunderunde Kora. Sie sah traurig aus und hatte auch keine Lust, mit Trabbi rumzu toben. "Was hast du denn, Kora?" "Trabbi, du musst mir helfen. Ich brauche Schuhe." "Was brauchst du, Schuhe? Spinnst du?"

"Nein, ich spinne nicht. Mein Lieblingsspielzeug sind Schuhe. Und am liebsten würde ich die Schuhe auch manchmal auffressen. Ich habe so einen Appetit auf Schuhe, das glaubst du gar nicht. Und Frauchen ist böse auf mich, weil ich immer alle Schuhe nehme, die irgendwo bei uns herumstehen. Hausschuhe, Turnschuhe, na eben alle Schuhe, die mir gefallen. Und nun hat Frauchen die Schuhe in einem Schrank versteckt und ich kann keine Schuhe mehr fressen. Kannst du mir nicht helfen, Trabbi?"

"Wie soll ich dir helfen, Kora? Soll ich vielleicht Schuhe klauen, wie damals der Fuchs? Also ich weiß, das ich keine Schuhe für dich klaue, aber helfen werde ich dir und ich weiß auch schon wie. Wir treffen uns morgen und dann sage ich es dir. Tschüss!" Trabbi hatte nun viel zu tun. Er musste das Frauchen von Kora besuchen und zum Bäcker musste er auch noch gehen. Aber er schaffte alles.

Am nächsten Tag trafen sich die beiden Hunde im Müggelwald auf ihrer Hunderunde. Kora war sehr neugierig. "Ich habe alles für dich geregelt. Ich war beim Bäcker und habe mit deinem Frauchen gesprochen. Ab sofort bekommst du die ollen Schuhe, die keiner mehr tragen will. Die kannst du dann zerreißen oder auffressen. Aber das Schönste kommt jetzt: Dein Frauchen wird dir ab sofort auch Schuhe backen. Das geht, hat der Bäcker gesagt. Du musst dann nur noch sagen, ob du Tortenschuhe, Keksschuhe oder Brotschuhe haben willst. Alles klar?" "Prima Trabbi. Ich danke dir und weiß jetzt schon, dass mir die gebackenen Schuhe von Frauchen besser schmecken, als die Lederschuhe. Danke!"