Müggelheim - ein Winterparadies
Freud und Leid liegen dicht beieinander
von Simone Jacobius
Der Winter hat Berlin und vor allem Müggelheim fest in seinen eisigen Klauen. Mit Temperaturen bis minus 22 Grad (Kaniswall) war unsere Ecke die kälteste von Berlin. Solch ungewohnte Wintereinbrüche stellen die Berliner immer wieder vor Probleme. Vor allem Autofahrern, die meinten, mit Sommerreifen durch den Winter zu kommen, wurde in diesem Jahr „eine lange Nase” gezeigt.
Viele Autos wurden seit Beginn des Winters nicht mehr bewegt. Sie gleichen einem Iglu mit einer dicken Schneedecke oben drauf, ringsum mit Schneewällen, die die Schneeräumfahrzeuge an den Rand geschoben haben. Wann sie wieder fahrtüchtig sind, steht in den Sternen. Denn noch bleibt uns der Winter erhalten - mit noch mehr Schnee und neuerlichem Kälteeinbruch Anfang Februar.
Auch in unseren Straßen türmen sich die Schneeberge am Straßenrand und in den Vorgärten. Wohin sonst mit den Schneemassen? Denn geschippt werden muss. Bereits 1000 Verfahren wegen nicht geräumter Gehwege sind in diesem Winter in Berlin anhängig. Es drohen bis zu 10.000 Euro Strafe. Und wenn es Sie tröstet: Schneeschippen ist gut für den Körper. Sie betätigen sich sportlich und sind an der frischen Luft - und das T-Shirt ist hinterher schnell gewechselt... Also sehen Sie es nicht als lästige Pflicht sondern als etwas Gutes für sich selbst.
Während anfangs die meisten Bewohner Müggelheims nur den obligatorischen Gehweg geschippt haben, sind am Wochenende nach „Daisy” ganze Straßenzüge freigeschaufelt worden - zumindest vom losen Schnee. Denn kaum einem blieben die kratzenden Geräusche verborgen, die die Autos von sich gaben, wenn der Unterboden über den harschen Schnee schabte. Aus „Mitleid” wurden dann die bescheidenen Fahrspuren zu einer breit befahrbaren Straße freigeschaufelt. So konnten auch wieder zwi Autos aneinander vorbeifahren, ohne das sich einer im Schnee festfuhr. Denn auch das gehört zu den Augenblicken des Winters: Autos, die aus den Schnebergen nicht mehr herauskamen, freigeschaukelt und geschaufelt werden mussten.
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Auch in Müggelheim hingen an so mancher Dachrinne Vorhänge aus Eis. Die „gläsernen” Zapfen sind jedoch nicht nur eine Augenweide, sondern bergen auch Gefahren. Deswegen sind in der Stadt viele von der Feuerwehr abgeschlagen worden. Apropos: Unsere Feuerwehr hatte keine verstärkten Wintereinsätze zu verzeichnen. Keine herabrutschenden Dachlawinen, keine Eiszapfen in Schwindel erregender Höhe, keine Eiseinbrüche. Einzig und allein ein paar Bäume, die unter der Schneelast zusammen zu brechen drohten.
Für die Wintersportler ist der Müggelheimer Winter eine Wucht. Kinder können seit Wochen mit ihren Schlitten durch die Straßen kurven. Jeder kleine Hügel gehört ihnen. Und im Wald trifft man auf Unmengen an Skilangläufern. Auch wenn wir nicht, wie ganz neu im Britzer Garten, über gespurte Loipen verfügen. Hier bahnt sich jeder seinen eigenen Weg, der erste mimt den „Schneepflug”, die nachfolgenden haben eine Spur zum Laufen. Und wenn dann noch Rehe den Weg kreuzen, ist das Glücksgefühl perfekt. Müggelheim - das Winterparadies.
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