Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 9/2008
September 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Straßenumbenennungen in vollem Gange
Jugendfeuerwehr auf großer Tour
15 Jahre Lokale Agenda 21
Vor 50 Jahren ging Müggelturm in Flammen auf
Hundebesitzer aufgepasst: Staupe in Müggelheims Wäldern
Waldbestände schützen!
Weitere Meldungen
NEU: MehrWert für Müggelheim
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Vor 50 Jahren ging Müggelturm in Flammen auf

Hölzerne Pagode war beliebtes Touristenziel

von Simone Jacobius

50 Jahre ist es her, seit eines der beliebtesten Ausflugsziele der Berliner in Flammen aufging. Und manche trauern noch immer darum. Am 19. Mai 1958 brannte der Müggelturm bis auf seine Grundmauern ab. Der Turm, der an eine hölzerne Pagode erinnerte, war unwiederbringlich verloren. Die DDR nutzte den Wiederaufbau als Symbol sozialistischer Gemeinschaftsarbeit.

Was genau die Ursache für den Brand war, ist damals nie geklärt worden. Die Rede war von Funkenflug bei Schweißarbeiten am Turm. Denn zum Zeitpunkt des Brandes war der Turm bereits seit mehr als einem Jahr baupolizeilich gesperrt. Wind und Wetter hatten der Holzkonstruktion stark zugesetzt. Außerdem war die Holzkonstruktion voller Schädlinge.

Der Turm sollte durch ein Stahlbetonfundament und ein Stahlfachwerkgerüst gesichert werden. Bereits seit Wochen wurde das Holz während der Schweißarbeiten mit Wasser berieselt. Fakt ist, dass der Brand ausbrach, als die Arbeiter schon längst Feierabend hatten.

Nach dem Brand geht ein Aufschrei des Entsetzens durch die Reihen der Berliner. Wie es denn nun weiterginge, ob man helfen könne, waren die Fragen. Schon zwei Tage nach dem Brand meldete die Berliner Zeitung: „Der Müggelturm wird wieder aufgebaut“ – eine Volksinitiative. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet, ein Architekturwettbewerb ausgelobt. Nahezu alle Teilnehmer bevorzugen moderne Varianten, kaum einer sehnt sich nach der historischen Holzkonstruktion zurück. Vier Architekturstudenten machen letztlich das Rennen.

Der Turm aus Stahlbeton soll nach ihren Plänen oval sein und in der Längsachse Richtung Regattastrecke Grünau und Müggelsee weisen. Der Turm erhebt sich über ein von Terrassen umgebenes, atriumförmiges Restaurant. Da er frei in der Landschaft steht, ist er trotz seiner schlanken Silhouette weithin sichtbar. Die acht offenen Balkone sind naturfarben gehalten, die geschlossenen Seiten nach Ost und West in einem kräftigen Rotbraun. Der Gaststättenbetrieb ist auf drei Ebenen geplant und soll 700 Gästen Platz bieten.

Doch nach dem offiziellen Magistratsbeschluss kam das böse Erwachen. Gravierende Änderungen in der Planung wurden gefordert: Die ovale Form sei zu kostspielig, die offenen Treppenpodeste sollten nun geschlossen werden, da sie zu sehr der Witterung ausgesetzt seien. Nur die schmale Silhouette, die sich hoch über die Müggelberge erstreckt, ist in der Umsetzung erhalten geblieben.

29,61 Meter und 126 Stufen hoch erstreckt sich der neue Müggelturm, der am 30. Dezember 1961 in den verschneiten Müggelbergen eröffnet wurde.

Knapp zwei Millionen Mark kostete der Wiederaufbau, einschließlich der neuen Zufahrtsstraße. Von der Bevölkerung kamen insgesamt 130 000 Mark zuzüglich 3700 freiwilliger Aufbaustunden. Außerdem wurden Technik und Material spendiert, Fach- und Handwerksarbeiten unendgeldlich durchgeführt.

Seit Jahren dümpelt der Turm jetzt vor sich hin, seine Zukunft ist nach wie vor ungewiss, auch wenn seit dem Winter ein Investor in den Startlöchern steht. Jahrelanges Hickhack um das gesamte Areal hat ein Großteil inzwischen dem Verfall preisgegeben. Ob der Turm seinen 50. Geburtstag Ende 2011 noch erleben wird?