„Kyrill” und seine Folgen
Orkan hatte seinen Schwerpunkt u.a. in Müggelheim
von Simone Jacobius
Kyrill hatte es in sich: Der Orkan tobte sich vor allem im Süden Berlins aus - besonders schwer betroffen: Treptow-Köpenick. Auch in Müggelheim sieht man noch immer die Spuren der Verwüstung. Vor allem die Revierförstereien kommen nicht so schnell hinterher, die unzähligen „geköpften“ oder entwurzelten Bäume wieder „verkehrssicher“ zu machen. Noch immer wird davor gewarnt, den Berliner Stadtforst - sprich unseren Müggelwald - zu betreten. Zu groß ist die Gefahr, lose Äste oder ganze Bäume auf den Kopf zu bekommen.
|
Sturmopfer: Eine Tanne legte sich quer über zwei Zäune auf die Straße. Fotos: Jacobius |
Im Wald kreischen inzwischen verstärkt die Motorsägen, denn der sieht verheerend aus. Als hätte ein Riese abwechselnd Domino und Mikado gespielt. Manch alte Kiefer wurde in ihren Grundfesten erschüttert und samt Wurzelballen umgekippt. Die nächststehenden Bäume kippten dann im Dominoeffekt einfach mit um. An anderen Stellen wurden Bäume so abgebrochen, dass sie kreuz und quer übereinanderliegen. Manche Bereiche sind noch immer gesperrt - so direkt an der Badestelle Große Krampe und auch der Winterweg zum Campingplatz.
„Es ist das erste Mal in meiner Amtszeit, dass ich Waldgebiete sperren musste”, erzählt Revierförster Andreas Scheller. Diesmal habe es die Wälder um Müggelheim richtig satt getroffen, viel schlimmer, als beim letzten Orkan 2002. „Damals hatten wir nur ein Zehntel dessen, was jetzt passiert ist. Vor allem mein Revier hat es stark getroffen.” Etwa 1500 bis 1700 Festmeter Holz seien bei ihm im Revier vom Sturm umgehauen worden. Im Revier Rübezahl waren es etwa 1000 und im Fahlenberger „nur” etwa 300 Festmeter - von insgesamt 4000 in Treptow-Köpenick.
|
Regelrechte Schneisen seien in den Wald hineingebrochen worden, vor allem auch im Uferbereich der Großen Krampe. Die Hauptschneise sei etwa 200 Meter hinter seinem Forsthaus verlaufen, so Scheller. Hinter dem Friedhof sei eine große Fläche einfach platt gemäht worden. Bis zum Erscheinungswochenende des Müggelheimer Boten hoffte der Förster zumindest die Hauptverkehrswege im Wald wieder befahrbar zu machen. Wenn die Forstarbeiter dann mit ihren Autos wieder in den Wald fahren können, geht das eigentliche Aufräumen los. Bis Ende September hofft Scheller damit fertig zu sein. „Wir beräumen nur die Flächen, mit denen wir noch ein bisschen Geld auf dem Holzmarkt erzielen können. Das dürfte bei mir etwa die Hälfte des Holzes sein. Der Rest bleibt liegen und kommt dem Waldboden zugute.”
Doch im Moment ist es noch sehr gefährlich im Wald. Viele Äste seien lose bzw. angebrochen, manche Bäume halb entwurzelt und in Schieflage. Selbst bei Windstille können einem da ganze Bäume auf den Kopf fallen. Das Forstamt Treptow-Köpenick appelliert an alle, die Gefahr ernst zu nehmen. Gesperrte Gebiete sollten auf keinen Fall betreten werden, es herrsche dort akute Lebensgefahr.
Während im Wald nur Bäume in Mitleidenschaft gezogen wurden, sah das im Ort schon anders aus. Dort verliefen nicht alle Sturmschäden glimpflich. In Müggelheim wurden einzelne Dächer von Ästen oder ganzen Bäumen getroffen, ganz zu schweigen von etlichen Zäunen, die einfach niedergewalzt wurden. An der Odernheimer Straße hat es ein Grundstück besonders gebeutelt: Gleich vier Tanne wurden Opfer des Sturmes und trafen auch das Wohnhaus.
Gut zu tun haben jetzt die Baumfäller. Wer auf einen Termin wartet, muss Geduld haben. Vorrang haben die Bäume, die das Haus gefährden oder bereits darauf liegen. Erst dann folgen die, die auf weniger gefährliches Terrain zu fallen drohen. „Es ist ja nicht so, dass nur die umgekippten Bäume entfernt werden müssen. Etliche sind einfach auch in ihrer Standfestigkeit erschüttert, der Wurzelballen hat sich gehoben, jetzt müssen sie gefällt werden. Oder aber der Baum wirft Äste ab und gefährdet so die Passanten“, erläutert ein Baumfäller.
Während er erst jetzt in Aktion treten muss, hat die Freiwillige Feuerwehr Müggelheim ihren Großeinsatz schon hinter sich. Zu 34 Alarmen mussten die Kameraden in der Sturmnacht und noch am Tag danach ausrücken, rund um den Müggelsee. Denn viele Schäden wurden erst bei Helligkeit sichtbar. Von 18.50 bis 3 Uhr herrschte in der Sturmnacht Ausnahmezustand auf der Wache und wegen der vielen Einsätze auch noch zusätzlich am nächsten Tag für die Direktion Süd.
11 Müggelheimer Kameraden waren im Einsatz, Wehrleiter Alfons Thurm saß auf der Wache am Telefon und koordinierte die Einsätze. „Wir hatten viel mit umgestürzten Bäumen zu tun, vor allem in Bereichen mit Oberleitungen. Aber auch etliche Dächer wurden in Mitleidenschaft gezogen.” Dennoch sei unter dem Strich alles gut gegangen, es wurde niemand verletzt oder gar schlimmeres. Denn bei dem Orkan 2002 hatte es die Müggelheimer Jugendfeuerwehr beim Zelten in Wannsee getroffen. Damals wurden zwei Jugendliche getötet, einer davon aus Müggelheim. Noch heute seien etliche der damals Dabeigewesenen traumatisiert bei Sturm und Gewitter.
Alfons Thurm empfand, im Gegensatz zu Förster Scheller, den damaligen Orkan schlimmer. Er sei viel heftiger in viel kürzerer Zeit gewesen und ohne Vorankündigung. Das verheerende an Orkan Kyrill sei gewesen, dass er so flächendeckend aufgetreten sei.
Doch nicht alle Einsätze in Müggelheim konnten von der Freiwilligen Feuerwehr Müggelheim wahrgenommen werden. Sie wurden unterstützt von den Wachen in Rauchfangswerder und Rahnsdorf.
Sturmerlebnis: Dank an die Freiwillige
Feuerwehr
In der Sturmnacht gegen 24 Uhr knirschte und knackte es im Müggelwald, leider auch allzu sehr auf unserem Grundstück. Zwei große Kiefern mussten sich dem Orkan „Kyrill“ geschlagen geben und gingen mit lautem Getöse zu Boden. Leider landete die große Kiefer auf dem Dach unseres Nachbarn. Bei allem Schreck, hatten wir Glück im Unglück, dass niemand verletzt wurde, denn der Baum verfehlte nur um Zentimeter das Fenster des Kinderzimmers, in dem der Sohn unserer Nachbarn schlief.
In, für diese Verhältnisse, kurzer Zeit erschienen die Jungs der Freiwilligen Feuerwehr Müggelheim und beseitigten schnell und freundlich die größte Gefahr. Sie befreiten das Nachbarhaus von dem umgefallen Baum und beseitigten die Gefahr für einen nebenan liegenden Bungalow, denn der zweite Baum hatte sich über diesem in den Kronen der Nachbarbäume darüber verfangen.
Trotz aller Hektik und allen Stresses blieben die Jungs freundlich und gut gelaunt. Was ich besonders toll fand, war die Tatsache, dass alle bemüht waren den Schaden so gering wie möglich zu halten und bei der Beseitigung der Bäume keine weiteren Schäden verursachten.
Also Ihr Freiwilligen, Ihr habt uns sehr geholfen, dafür hier unser Dank.
Familie Ledig
|